Erstellt am: 21. 6. 2014 - 11:00 Uhr
Beste deutschsprachige Comic-Künstlerin: Ulli Lust
Im deutschsprachigen Raum zeigt man sich mit Preisen für ComiczeichnerInnen eher bescheiden. Alle zwei Jahre wird im Rahmen des Comic-Salons Erlangen ein wichtiger vergeben: Der Max- und Moritz-Preis.
Heuer wurde die österreichische Zeichnerin Ulli Lust als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin ausgezeichnet.
Ulli Lust/Avant Verlag
Bekannt wurde die in Berlin lebende Zeichnerin mit ihrer
autobiographischen Graphic Novel "Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens". (2010 mit dem Max und Moritz-Publikumspreis ausgezeichnet.)
Beeindruckend ehrlich erzählt sie darin von ihren Reiseerfahrungen auf dem Weg nach Sizilien. Per Autostopp mit ihrer damaligen besten Freundin.
Zwei junge Punks ohne Geld und Papiere, aber massig Tatendrang. Eine Reise mit etlichen dubiosen Bekanntschaften, vielen Enttäuschungen und Gewaltszenen - bis hin zur Vergewaltigung.
In der FM4-Bücherei erklärte die ehemalige Wortlautjurorin Ulli Lust: "Wenn man schon die eigene Geschichte erzählt, muss man schonungslos sein. Als Leserin möchte ich gerade diese ehrlichen Comics lesen".
Ulli Lust/Suhrkamp
Ehrlich und schonunglos ist auch ihre aktuelle Graphic Novel - eine Comicadaption des Romans Flughunde von Marcel Beyer.
Im Mittelpunkt steht Helga, die älteste Tochter vom Nazi-Überpropagandisten Goebbels und der krankhaft besessene Akustiker Hermann Karnau. Im Führerbunker findet die Geschichte ihr grausiges Ende - die sechs Kinder werden von ihren Eltern vergiftet.
Ulli Lust, die übrigens eine Professur an der Hochschule Hannover inne hat, wählte diesen Roman, weil sie eine weibliche Hauptfigur zeichnen wollte und eine Szenerie, die ihr bekannt ist - also Österreich oder Deutschland. Wichtige Voraussetzungen für den dokumentarischen Comic, ein Genre, in dem sie sehr erfolgreich ist.
mawil
Weitere Preise:
Ausgezeichnet wurde außerdem die Graphic Novel "Kinderland" des Berliner Autos und Zeichners Markus Witzel alias "Mawil". Als bester deutschsprachiger Comic wurde dieses entzückende Denkmal für das Tischtennisspielen in der DDR prämiert.
Der Max und Moritz-Preis für den Besten Comic für Kinder geht 2014 an "Hilda und der Mitternachtsriese" von Luke Pearson (Übersetzung: Matthias Wieland, Reprodukt), als bester Comicstrip wird das Künstlerkollektiv "18 Metzger" für "Totes Meer" ausgezeichnet, der beste internationale Comic kommt von den beiden japanischen Künstlern Naoki Urasawa und Takashi Nagasaki für ihre Manga-Serie "Billy Bat". Der Publikumspreis geht an Marvin Clifford mit seinem Web-Comic "Schisslaweng".
Den Spezialpreis der Jury erhielten Tina Hohl und Heinrich Anders für ihre Übertragung von Chris Wares "Jimmy Corrigan - Der klügste Junge der Welt" (Reprodukt) und den Sonderpreis für die Beste studentische Comic-Publikation geht an die Kunsthochschule Kassel zu den Macherinnen und Machern von "Triebwerk". Und schließlich wird Ralf König für sein Lebenswerk ausgezeichnet.