Erstellt am: 20. 6. 2014 - 23:39 Uhr
The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 44.
Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.
Tag 8: Kolumbien - Cote d'Ivoire und Japan - Griechenland sowie Uruguay - England
Tag 7 brachte Kamerun - Kroatien, Australien - Niederlande und Spanien - Chile.
Tag 6: mit dem ersten Spiel der 2. Runde, Brasilien - Mexiko, dann noch mit Belgien - Algerien und Russland - Südkorea.
Tag 5 hatte Deutschland - Portugal, die erste Nullnummer bei Iran- Nigeria und dann noch Ghana - USA.
Tag 4 brachte die Schweiz - Ecuador, dann Frankreich - Honduras und schließlich das denkwürdige Argentinien - Bosnien.
Das sind die Spiele von Tag 3: Kolumbien - Griechenland & Uruguay - Costa Rica & Italien - England & Cote d'Ivoire - Japan.
Das war die Eröffnung mit Brasilien gegen Kroatien und die Spiele von Tag 2: Mexiko - Kamerun, Spanien - Niederlande und Chile - Australien.
Vorab-Einschätzungen der 32 Teilnehmer: England, USA und Australien - Belgien und die Niederlande - Cote d'Ivoire, Kamerun, Ghana und Nigeria . Frankreich und Algerien - Deutschland - Argentinien und Uruguay - Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland - Iran, Japan, Süd-Korea - Mexiko, Costa Rica und Honduras - Brasilien - Italien und die Schweiz - Kolumbien, Ecuador und Chile - Spanien und Portugal
Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Schlussendlich setzt sich mit Ecuador doch die bessere Mannschaft durch; wirklich belegen konnte man das heute aber nicht. Zumindest nicht überzeugend. Und womöglich geht es sich eh nicht fürs Achtelfinale aus. Außer die Valencias und ihre Kumpane leisten gegen Frankreich wirklich Großes.
Honduras ist wohl raus; hat aber - wie vor vier Jahren - die Chance, sich gegen die Schweiz zu rehabilitieren. Damals gabs ein vielbejubeltes Remis.
Mir war's jetzt jedenfalls zu wenig; von beiden.
Ecuador reißt das Spiel noch rum, enttäuscht aber dennoch
Anpfiff 1:04 - 6 Juan Carlos García kommt statt 7 Emilio Izaguirre als Linksverteidiger. Und Honduras kommt besser aus der Kabine. Und es ändert sich nichts an der Tendez der letzten Minuten vor der Halbzeitpause. Kapitän Valencia holt sich eine Karte ab, das symboliert gerade, wie er drauf ist.
Ich habe insgeheim ja gehofft, dass sich Ecuador, trotz der personell schwächeren Besetzung, noch an Chile oder Kolumbien orientieren würde und mit mutigem, direktem Spiel hier eine Duftmarke setzen könnte. Geht sich jetzt deshalb nicht aus, weil schon die schwache Performance von nur zwei Leistungsträgern einen sofortigen Rückfall ins Mittelmaß bedeuten. Die Decke ist wohl zu dünn für eine WM.
Und wenn nichts klappt, dann hilft nur ein Standard: in der 65. hebt Walter Ayovi einen Linksfreistoß auf den Kopf von Enner Valencia - 1:2, sein drittes WM-Tor.
Davor hatte man es mit einer interessanten Corner-Variante versucht: kurz abspielen, dann Cross weg vom Tor auf den Kopf einer der beiden von ganz hinten im Sprint herbeieilenden Innenverteidiger. Ging schief, ist als Trick aber ausbaufähig.
71.: 10 Mario Martínez, ein Flügelspieler, kommt für 19 Garrido, den zentral-defensiven; Boniek García geht dafür ins Zentrum. Gelbe Karten für die Torschützen: zuerst Enner V., dann Costly.
Ecuador bringt 8 Edison Méndez für 11 Caidedo sowie 23 Gruezo für 14 Minda - und Honduras 23 Marvin Chávez für 14 Boniek García (alles 81./82.).
Das bedeutet: Ecuador sichert ein wenig ab (ein Achter für einen Stürmer; der Sechser-Wechsel fällt nicht ins Gewicht). Honduras bringt noch einen Flügel, steht aber weiter im 4-4-2. Méndez ist jetzt rechter Flügelspieler, Martínez wohl linker, Espinoza kommt in die offensive Zentrale - es sollte also ein 4-1-3-2 sein; isses aber nicht; dafür sind die Flügel zu weit hinten.
Letzter Tausch in der Nachspielzeit: Verteidiger 21 Achilier steht bereit, kommt für 7 Montero.
Enners viertes Tor zählt nicht, war schon lange abgepfiffen - doch keine Führung in der Torschützenliste.
Kleines Halbzeit-Fazit
Jetzt ist auch der dritte zentralamerikanische Teilnehmer drinnen; und das als Überraschung - mit guten Szenen, Chancen und Aussichten.
Dass es zu einem durchaus offenen Spiel kommen würde, war klar. Dass Ecuador sich letztlich nicht wirklich absetzen konnte, rein spielerisch, das gibt mir schon zu denken. Es fehlen die blitzschnellen Flankenvorstöße von Rechtsaußen Valencia und Linksaußen Montero, die das Match gegen die Schweiz noch dominiert hatten. Dieses zupackende schnelle Spiel, mit dem über Außen dann die beiden explosiven Stürmer bedienen, kommt nicht ins Rollen. Es ist, als ob Honduras den Anlauf-Raum versteckt hätte.
Dafür setzt sich Honduras zunehmend fest, versteht es den südamerikanischen Rivalen gut zu lesen, gut zu bekontern und gut auszunehmen. Dazu kommt die bekannte ecuadorianischen Schwachstelle mit der Zentral-Abwehr Guagua - Erazo heute verstärkt zum Tragen.
Zutiefst ausgeglichenes Spiel, überraschenderweise
Die ersten Minuten sagen mir, dass Ecuador nicht lange fackeln will - die beiden Spitzen bohren sich tief hinein, die Flügel stoßen schnell nach. Offensiv ist das, wie gehabt ein 4-2-4. Die schnelle gelbe Karte für Bernárdez zeugt genau davon.
Honduras traut sich auch offensiv nicht so recht die beiden Vierer-Ketten zu sprengen, presst dann aber beim gegnerischen Aufbau doch mit drei Mann. Und kommt zunehmend ins Spiel.
Enner Valencia trickst dann die heute ein wenig anfällig wirkende honduranische Innenverteidigung aus, hebt seinen Ball dann aber übers Tor (20.). Das wirkt als Signalpunkt - nachher kommt Honduras lange Zeit zu keinem einzigen brauchbaren Angriff.
Bis zur 31. Minute, als Costly einen langen Pass suarezmäßig annimmt und ein Tor gegen den Spielverlauf erzielt - 1:0.
Das fordert Ecuador natürlich heraus - und es kommt schnell zum Ausgleich (34.): Rechtsverteidiger Paredes schießt einfach drauf los, der Ball holpert quer durch den Strafraum und Enner Valencia schubst ihn am linken Eck rein - 1:1.
Montero und Antonio Valencia rochieren recht flott, aber noch ohne die enstprechende Wirkung - die beiden Auffälligsten in Spiel 1 haben noch nicht die Hoheit. Vielleicht auch deshalb probiert es Antonio Valencia jetzt vermehrt übers Zentrum.
Die Schlussphase der Halbzeit gehört dann wieder Honduras. Costlys Stangenball in der Nachspielzeit drückt Bengtson über die Linie - war aber offside; und Handspiel. Sorgt für große Aufregung.
Die Aufstellungen
Honduras kommt in weiß wieder mit dem schönen H mit
18 Valladares (K); 21 Beckeles, 5 Bernárdez, 3 Figueroa, 7 Emilio Izaguirre; 14 Óscar Boniek García, 20 Claros, 19 Garrido, 15 Espinoza; 11 Bengtson; 13 Costly
Najar muss weichen, das war klar. Für ihn kommt Garcia. Der gesperrte Wilson Palacios wird durch Claros ersetzt.
Ecuador spielt in blau-gelb mit
22 Dominguez; 4 Paredes, 2 Guagua, 3 Frickson Erazo, 10 Walter Ayovi; 16 Antonio Valencia (K), 6 Noboa, 14 Minda, 7 Montero; 11 Caicedo,13 Enner Valencia
Nur eine Umstellung: Gruezo spielt nicht, für ihn kommt der Nachrücker Minda von Chivas (USA)
Beide Coaches sind übrigens Kolumbianer.
Spielort: Arena da Baixada, Curitiba, Ref ist der Australier Ben Williams, es ist kühl.
Was vor dem Match zu sagen ist
Sie waren beide arm dran in Runde 1.
Ecuador wurde durch den Schweizer Last-Minute-Treffer um zumindest einen verdienten Punkt gebracht.
Honduras bekam die Härte ab, die die Nomenklatura oft gegenüber den Kleinen an den Tag legt, Elfer samt Ausschluss - von da an ging's bergab.
Und so werden wir es nie wissen, ob nicht Honduras nach Costa Rica, den USA und Mexiko die vierte Mannschaft aus dem Bereich des Concacaf-Verbands, der Nord- und Zentralamerikaner und Kariben, gewesen wäre, die sich bei dieser WM entgegen vieler Erwartungen (auch meiner, in allen vier Fällen, Butter auf mein Haupt) profilieren und sogar durchsetzen kann.
Für Honduras sieht es jetzt aber schlecht aus, auch weil mit Ecuador jetzt ein Gegner dasteht, der keinesfalls den Fehler der Europäer oder anderer Favoriten begeht und sie gering schätzt (unbewusst natürlich, verbal oder offen traut sich da eh keiner mehr).
Was Teamchef Luis Fernando Suarez jetzt unternimmt? Die Mannschaft von Match 1 - 18 Valladares (K); 21 Beckeles, 5 Bernárdez, 3 Figueroa, 7 Emilio Izaguirre; 17 Najar, 19 Garrido, 8 Wilson Palacios, 15 Espinoza; 11 Bengtson; 13 Costly - kann er schon deshalb nicht aufstellen, weil Palacios gesperrt fehlt. Sein 4-4-1-1 kann er bis hin zu einem 4-2-4 erweitern - ob das von Beginn an der Fall sein wird?
Gegner Ecuador wiederum hat wenig Grund sich grundlegend zu hinterfragen. Im Gefolge von Mannschaften wie Chile und Kolumbien legte man eine astreine Performance hin, die halt nicht ganz an die personell doch besser gestellten Kontinental-Kollegen anschließen konnte. Viel hat aber nicht gefehlt.
Coach Reinaldo Rueda dürfte Ecuador ähnlich wie im 1. Spiel aufstellen:
22 Dominguez; 4 Paredes, 2 Guagua, 3 Frickson Erazo, 10 Walter Ayovi; 16 Antonio Valencia (K), 6 Noboa, 23 Gruezo, 7 Montero; 11 Caicedo, 13 Enner Valencia.
Vielleicht kommt Castillo statt Gruezo ins straffe 4-4-2. Wichtigster Impulsgeber ist klarerweise Antonio Valencia von ManU, der mit dem im 1. Match auffälligen Montero eine gute Flügelzange bilden kann.
Ich würde es vor allem Ecuador wünschen, sich mit einer guten Leistung heute und einer Überraschung gegen Frankreich noch ins Achtelfinale zu schummeln.