Erstellt am: 21. 6. 2014 - 13:23 Uhr
Alles Jazz!
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Die Programmierung eines Jazzfestivals erfordert in unseren Breitengraden besonderes Fingerspitzengefühl: Bleibt man zu puristisch, wird man vermutlich nur sehr handgepicktes Publikum ansprechen. Legt man den Jazz-Begriff hingegen weiter aus, dann werden sich auch die darüber echauffieren, die im gegensätzlichen Fall sowieso nicht gekommen wären.
Von Begrifflichkeiten und Definitionen mal abgesehen, bietet das
Jazz Fest Wien seit den frühen 90ern zum Beispiel die seltene Gelegenheit, Lieblingskünstler abseits der Klassik im schönen Ambiente der Wiener Oper zu sehen. Aber auch an anderen Orten werden da interessante Künstler präsentiert:
Dusko Goykovich (26.-28.06. Jazzland)
Geboren im heutigen Bosnien, wuchs dieser Trompeter bald über die Dixieland Big Bands des Balkan hinaus und spielte als Teil der International Youth Band 1958 erstmals beim renommierten Newport Festival (übrigens an der Seite der umtriebigen Wiener Hans Salomon und Erich Kleinschuster). Nach einigen Jahren des Studierens und Spielens mit hochkarätigen Bands und Musikern in den USA, kehrte Goykovich Ende der 60er Jahre nach Europa zurück und blieb mit Homebase München bis heute aktiv.
The Daptone Super Soul Revue (01.07. Staatsoper)
Ein ganz wichtiger Termin beim diesjährigen Jazz Fest! Das in Brooklyn angesiedelte Label Daptone Records ist eine der besten Adressen für neuen, an die 60er und 70er angelehnten Soul und Funk und bringt mit Sharon Jones und Charles Bradley seine größten Stars mit. Zu sehen gibt es außerdem die Afrobeat-Band Antibalas, die in New York ein Musical über das Leben von Fela Kuti vertont haben, das Instrumentaltrio Sugarman 3, sowie die Newcomerinnen Saun & Starr. Große Emotionen und viel Soul-Energie garantiert!
Pet Shop Boys (04.07. Staatsoper)
Jazz Fest Wien Archive
Die meisten "Das ist ja gar kein Jazz!"-Unkenrufe werden dieses Jahr wohl Neil Tennant und Chris Lowe abbekommen (vermutlich knapp vor Sinead O'Connor). Zu einem eklektischeren Musikprogramm, wie es auch viele andere Jazzfestivals bieten, passen die britischen Synthiepop-Helden aber auf jeden Fall dazu. Und auch hier wäre die Location allein eigentlich schon Garant für ein außergewöhnliches Konzerterlebnis.
Jimmy Cliff (05.07. Spittelau)
Im Rahmen des traditionell sehr erschwinglichen Fernwärme Open Air gibt es diesmal Reggae-Legende Jimmy Cliff zu sehen, der ja durch den Film The Harder They Come zur Ikone wurde. Einschlägige Erfahrung mit bewegten Bildern hat auch die Vorgruppe Osibisa, die von London aus afrikanische Elemente mit Funk kreuzen und 1973 auch den Soundtrack zum Blaxploitation-Film Superfly TNT aufnahmen.
Al Di Meola & Cody ChesnuTT (06.07. Staatsoper)
SiiMONS
Der Gitarrenvirtuose wurde kürzlich in einem ausführlichen Interview mit Turntablism-Legende QBert als Inspiration genannt, aus seinem Instrument mit viel Übung das Bestmögliche herauszuholen. Interessant in diesem Fall die Kombination mit Mr. ChesnuTT, der nach dem bezaubernden Lo-Fi-Soul-Geniestreich The Headphone Masterpiece (und dem kurzen Weltruhm dank den Roots) jetzt auf erdigen Funk-Rock umgesattelt hat.
Dr. John (08.07. Arkadenhof Rathaus)
Fans von Serien wie The Wire, Boardwalk Empire, True Blood oder natürlich Treme ist der spezielle Sound von New Orleans ja schon von den jeweiligen Titelmelodien bekannt. Die Stadt inmitten der Sümpfe und Bayous hat ja den Jazz überhaupt erst hervorgebracht und war später für ihre Mischung aus karibischen, französischen und afroamerikanischen Elementen bekannt. Dr. John ist mit seinem rhythmischen Voodoo-Blues seit den späten 60er Jahren einer der herausragenden musikalischen Botschafter von NOLA - und erst 2012 hat er gemeinsam mit Dan Auerbach von den Black Keys und Max Weissenfeldt (Ex-Poets Of Rhythm) ein sehr schönes Comeback-Album aufgenommen.