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Klaus Brunner Mittelamerika

Palmen, Pathos, Politik

20. 6. 2014 - 06:00

Die Frühaufsteher

An den Surfspots von Biarritz bis Honolulu machen immer mehr Stand-Up-Paddler den Surfern die Wellen streitig. In Nicaragua steckt der Sport noch in den Kinderschuhen.

Jakob Winkler - Playa Gigante

Es gibt kaum schönere Gefühle, als auf einer Welle Richtung Strand zu reiten, allerdings dauert es oft eine Ewigkeit, bis man den Turns auf dem Surfbrett meistern kann. Für alle, die nur alle paar Jahre ans Meer kommen gibt es eine Alternative: Stand-Up-Surfing, das mittlerweile an fast allen Surfstränden Einzug gehalten hat.

Eines vorweg: Wir sprechen hier nicht von jenen Zeitgenossen, die an Sommertagen mit ihren Paddle-Boards die österreichischen Badeseen durchkreuzen. Nein, es geht um den verwegeneren Ableger, der die Surfbreaks der Weltmeere bevölkert. Mit den über zwei Meter langen Fitnessgeräten kann man nämlich ganz ausgezeichnet Wellen abreiten. Bei einem Big-Wave-Surfer wie Laird Hamilton sieht das dann so aus:

Das Stand-Up-Paddling – kurz SUP – geht ursprünglich auf polynesische Fischer zurück. Später wurde es auf Hawaii als Transportmittel für Surf-Fotografen und -Lehrer wiederentdeckt. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Schrägfahrt auf einer Welle mit einem SUP-Board ausprobiert wurde. Dann kam der große Boom.

ISA/Michael Tweddle - Nicole Pacelli

Seit gut zehn Jahren erobern die SUPs mehr und mehr die Surfspots von Biarritz bis Honolulu. Dies wiederum ärgert viele Wellenreiter. Sie sind der Meinung, dass niemand etwas in einer Welle verloren hat, der nicht auch das Armschmalz hat um selbige anzupaddeln.

Für den nötigen Speed sorgt im Falle der Stand-Up-Surfer das lange Ruder. Die stehende Position ermöglicht es ihnen außerdem, anrollende Wellen vor allen anderen Surfern zu sehen. Dazu kommt der Auftrieb der imposanten Bretter, der auch das Reiten kleinerer Wellen erlaubt. In Summe ergibt das eine Melange aus Neid und Naserümpfen. Ganz zu schweigen davon, dass SUP im Gegensatz zum klassischen Surfen relativ schnell zu erlernen ist.

Stand Up Surfing

Paddle Surf Nicaragua / Nathan Rippey

In Nicaragua, einer der aufstrebenden Destinationen der Surf-Community, ist von derlei Querelen nichts zu bemerken. Das hat neben der entspannten Einstellung der Locals auch den einfachen Grund, dass Stand-Up-Paddling hier noch in den Kinderschuhen steckt.

Robert Brauer betreibt ein Café und einen Surfshop in Playa Gigante. Der kalifornische Auswanderer ist einer der wenigen in Nicaragua, der SUP-Equipment importiert und verleiht: "Es macht einfach Spaß. Schon am ersten Tag kann man Aufstehen und Paddeln. Beim Surfen hingegen braucht es Monate, allein um die Basics zu beherrschen. Ich persönlich steh‘ auf beides, Surfen und Paddeln."

Olivier Solís

So geht es auch Surfprofi Olivier Solís. Er ist mit dem nicaraguanischen Team bei der ISA World Paddleboard Championship im Mai prompt auf den zehnten Platz von 28 gefahren. Dabei hat er sich eine Woche vor der WM zum ersten Mal ernsthaft mit SUP auseinandergesetzt. "Aber die anderen, die Australier zum Beispiel, die fahren die Dinger als wären es Shortboards", meint er anerkennend.

Ob Stand Up Paddling eine wirkliche Alternative zum Wellenreiten ist, bleibt Geschmackssache, aber es ist so simpel und stabil, dass sogar Hunde zu Surffans werden.