Erstellt am: 14. 6. 2014 - 13:17 Uhr
Flimmern
Die cholerische Ente Donald Duck, Identifikationsträger im sonst doch sehr rechtschaffenen Disney-Universum ist diese Woche unglaubliche achtzig Jahre alt geworden. Am 9. Juni 1934 ist er zum ersten Mal in "The Wise Little Hen" aufgetaucht. Donald Duck hat in sich in seinem langen Leben gegen Kapitalisten und Streber gewehrt, verkörpert durch seinen Onkel Dagobert und Cousin Gustav. Er hat gegen Nazis und zuletzt auch gegen die NSA gekämpft, war dennoch immer eine gesetzestreue Ente. Andere Donaldisten sehen in ihm nicht eine widerständige Figur, sondern den kleinen Mann, den Verlierer, der dem bürgerlichen Traum vom Aufstieg und kleinem, stets verwehrtem Glück nachläuft.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Donald in die Dienste der US-Armee gestellt. 1941 bestellt die Navy Trickfilme mit Donald bei Walt Disney um ihre Soldaten zu schulen. 1942 meldete er sich in dem Propaganda Trickfilm "Donald Gets Drafted" zum Militäreinsatz, und ein Jahr später rückt Donald persönlich Hitler in "Der Fuehrers Face" auf den Leib.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war er in unseren Breitengraden nicht gerade beliebt: Noch meiner eigenen Mutter wurde unterstellt, dass sie niemals der deutschen Sprache vollständig mächtig sein würde, wenn sie zu viel Zeit mit Comiclektüre verbrächte. Der Spiegel nannte Comics 1951 das Opium der Kinderstube.
Als letztes Jahr in der Comic-Geschichte "Verdächtig sicher" Entenhausen nach dem Vorbild Londons Kameras überwacht werden sollte, wehrte Donald sich gegen die Überwacher und Zerstörer des Öffentlichen Raums. Entenhausen gehört allen, die Städte der Gegenwart nicht.
Spikes und Ketten
Die Überwachung und Privatisierung des öffentlichen Raums ist in London stärker vorangeschritten, als in anderen europäischen Städten. So gibt es vor vielen Geschäften Anti-Homeless-Spikes: in den Boden eingelassene Spitzen, die verhindern sollen, dass sich Menschen in der Nähe der Geschäfte hinsetzen oder in der Nacht Schutz und Wärme suchen. Vor allem die Supermarktkette Tesco wurde dafür kritisiert. Letzte Woche tauchten im Netz Berichte auf, wie man diese Spikes im Rahmen von nächtlichen Privatinitiativen unschädlich machen kann. Und bevor die Homes not Spikes-Demo am Donnerstag vor dem Tesco in der Regent Street ankam, montierte die Supermarktkette die Spikes selbst ab.
Es war insgesamt keine gute Woche für Tesco und ähnliche große Lebenmittlehändler: Die Arbeit der Sklaven, die mit Elektroschocks gefoltert und mit Amphetamin vollgepumpt auf Geisterschiffen arbeiten, um Fischmehl herzustellen, mit dem dann die leckeren Shrimps gefüttert werden, damit sie so billig auch in unseren Tiefkühlregalen zu finden sind, wurde dokumentiert.
Die britische Zeitung the Guardian veröffentlichte nach sechs Monaten Recherche eine Dokumentation, dass die dank menschlicher Sklaverei zum Sonderpreis erhältlichen Tierleichen vom Zulieferer CP Foods stammen.
CP-Foods füttert seine gezüchteten Shrimps mit Fischmehl, das auf Sklaven-Schiffen vor der thailändischen Küste hergestellt wird. Die Opfer stammen aus Thailand, Burma und Kambodscha und sind oft jahrelang auf den Schiffen gefangen. Zeugen sprechen von Folter und Hinrichtungen.
Der Preis für einen Fischereisklaven liegt laut den Recherchen des Guardian bei 312 Euro. Ein Kilo Shrimps kostet zwischen 10 und 15 Euro.