Erstellt am: 13. 6. 2014 - 18:08 Uhr
Unter den Flügelmonstern
Das Nova Rock 2014
Unter den Flügelmonstern
Eine Ankunft unter großem Himmel und einige Fragen, religiöse und herzensbildende Grundsätzlichkeiten verhandelnd.
Mitmachstaub
Tag Eins. Crazy Town, Irie Révoltés, Steel Panther, Casper, Limp Bizkit und The Prodigy
Novelties
Samstagnachmittag - Emergency Case, Ghost, Awolnation
Bedingungslose Liebe
Geschichten von Maiden ... für jeden
"So schlecht, dass es schon wieder gut ist"
Hasseling with The Hoff
Gründerzeit
Tag Drei. Die Gründer und die Versöhnung: Black Sabbath, The Offspring, Soundgarden, Bad Religion,...
Von allen Fragen die sich beim Nova Rock immer wieder auftun können, scheint eine schon beantwortet: Nach Regen sieht es nicht aus. Obwohl die exponierte Windlage in Nickelsdorf schnelle Wetterwechsel kennt, dieser Himmel ist zu lau, um seine Schleusen in den nächsten Stunden öffnen zu können. Dafür gibt es den wunderbarsten, majestätischsten, amerikanischsten "Big Sky" in ganz Österreich, kein Berg oder Hügel verstellt den Horizont, so muss der Himmel über dem Coachella auch aussehen.
Und die wunderschönen, majestätischen Windkraftwerke thronen über dem Lager wie heidnische Götzen, wie Sinnbilder des Heavy Metal: Unbeweglich und stets in Bewegung, technisch advanced und konservativ- wertvoll, immer gleich und innovativ, ehrfurchtgebietend und gütig, mächtig und nährend. Wenn das mit dem Spaghettimonster nichts wird - hier ist ein Stonehenge für die Zeit nach Peak Oil - und eine Gemeinde baut ein Lager um ihnen zu dienen.
Einige Fragen stellen sich dann doch bei der Anfahrt: Wie verhalten sich die vielen Bands zueinander, die aus unverwandten, zum Teil unversöhnlichen Szenen und Zeiten stammen? Wird man heute vier Generationen Rockfans sehen? Tony Iommi könnte immerhin der Urgroßvater des durchschnittlichen Casper-Fans sein.
Und wie verhalten sich all die Bands zum Headliner Black Sabbath, ohne die es die halben Sounds und die halben Mythen des Metal gar nicht gäbe?
Was hat der ganze Reggae hier verloren? Ist Reggae nicht - obwohl traditionsgemäß polyamourös und schon im Bett mit jeder anderen Musikrichtung gesichtet worden, von Punk bis Soul, von HipHop bis Volksmusik - mit Metal verfeindet, zwei Grooves und Lebenseinstellungen, die sich auf dem Gehsteig nur kurz zunicken, aber froh sind, nicht zusammen sein zu müssen?
Warum spielen private Radiosender in einer Sendung namens "Rock Playlist" ausschließlich Lulu-Musik aus der Großvater-Generation, Adams, Joan Jett, Fleetwood Mac, Uriah Heep - so als ob die Härtlingsszene, die sich hier gerade versammelt, nicht die treueste und zugleich aufgeschlossenste, konsumfreudigste und begeisterungsfähigste wäre, die der aktuellen Musikindustrie noch zur Verfügung steht - was für einen Begriff soll man sich da von "Rock" machen? Gibt es das "Nova" im Rock? Gibt es "Rock" im von Metalfans gerne als reine Lehrer verstandenen Sinn überhaupt noch?
Wer ist der hässlichste unter den Metalmusikern? Osbourne, Cavalera, Anselmo? Kerry King, Fred Durst?
Werde ich in dem unerfindlich riesigen Sortiment an Metal-Merchandising für Vorschulkinder auch etwas finden, dass meiner Dreijährigen gefällt, die derzeit in einer Welt voller Prinzessinnen, Einhörnern und Schlössern lebt (und ständig "Schwarz ist schiach" brüllt)? Gibt es diesen Teil der Metalwelt überhaupt noch, in der sich dreißigjährige Grubenarbeiter in der Freizeit als Gandalf oder Heimdall verkleideten und wochenendweise mit Schwertern in eine von Frank Frazetta designte Mittelalterwelt flüchteten? Chtuluh und Chronicles of Narnia, World of Warcraft in echten Kostümen, Manowar, King Diamond und Saxon? Oder ist dergleichen weg, in dem Genre, das sich sonst stets kreisförmig zu wiederholen scheint?
Wie schaut es mit dem Witz aus? Auf einem Festival mit Steel Panther, Iron Maiden und David Hasselhoff? Alle lachen zwar, finden es aber doch im eigentlichen Sinne "geil"...
.. und die allerheißesten Frage scheint zu sein: Ist K.I.T.T. mit dabei? Kit wer?
Jedenfalls ist Borat hier, wie man an Kollegin Susi Ondrusovas angsterfülltem Gesicht erkennen kann. Daneben noch einige Impressionen vom Zeltplatz, wo sich die Tribes auf das dreitägige Lager vorbereiten.
Gerade spielte hier eine sympathische Band "Mexican Mariachi Ska Punk" der kurze Linecheck der nächsten Band ist das Riff von "Owner of a lonely Heart" von Yes... Seltsam, so vieles, aber jetzt geht es los.