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Christian Lehner Berlin

Pop, Politik und das olle Leben

15. 6. 2014 - 08:11

Das eine Ding...

... das mich wirklich nervt an dieser Stadt.

Falls ich je wieder zurück in die Nähe der Heimat ziehen sollte, was in absehbarer Zeit gar nicht so unwahrscheinlich scheint, werde ich Menschen im Kaffeehaus belauschen, wie sie über das österreichische Gesundheitswesen schimpfen. Anschließend werde ich nach Hause laufen und vor Freude nackert durch die Wohnung tanzen, weil ich weiß, dass ich mich im Paradies befinde und möglicherweise nie wieder etwas mit dem krankenSystem der USA zu tun haben muss (krankenSystem ganz bewusst so geschrieben).

Ich werde Freunde über die hohen Kosten der Kindererziehung jammern hören und mit Schrecken an jene Zeit zurückdenken, an der wir für einen mittelprächtigen Kita-Platz in Brooklyn den Gegenwert einer durchschnittlichen Monatsmiete in Berlin Mitte hinblättern mussten. Und nein, die Großeltern des Kleinen sind keine Geldsäcke, die das je querfinanziert hätten.

Und ich werde mich innerlich zerkugeln, wenn die halbe U-Bahn-Station am Schwedenplatz zur Mundl-Meute wird, bloß weil die Garnitur fünf Minuten Verspätung hat, denn das Subway-System New Yorks ist das Ärgste überhaupt (wenn man zum Beispiel in der Nacht von einem Gig in Greenpoint kommend beim Metropolitan Ave-Stop den G Train zurück in Richtung Bedford-Stuyvesant nehmen will und jener a: wieder einmal wegen irgendeiner gottverdammten Baustelle gar nicht fährt oder b: dir gerade vor der Nase davongerattert ist, du dringend pinkeln musst und so eine Ahnung hast, dass der U-Bahn Tunnel für die nächsten 25 Minuten ein großes schwarzes, schlussendlich existentialistisches Loch sein wird).

Es ist das eine Ding, das mich wirklich nervt an dieser Stadt (wenn sonst nichts Arges passiert). Ach, wie viele Meilen Lebenszeit und unschöne Szenen hast du mich schon gekostet, du grünes Monster! Und genau darüber, also die statistisch erwiesene Pein, vom G Train abhängig zu sein, der als einzige Linie den Norden Brooklyns mit dem Süden verbindet, genau darüber haben einige junge Menschen unlängst ein Video gemacht: