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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

12. 6. 2014 - 21:12

The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 18.

Das schwierige Eröffnungsspiel: wie der Gastgeber vom anfänglich guten Gegner starkgemacht und zum Sieg geleitet wurde. #BRAvsCRO.

Das ist das WM-Journal '14 die einzige live unter-nommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich - weil nachher kanns jeder besser wissen.

Heute zu Brasilien gegen Kroatien in Sao Paulo.

Was bisher geschah: die Einschätzung der 32 Teilnehmer.

Teil 1: England, USA und Australien.
Teil 2: Belgien und die Niederlande.
Teil 3: Cote d'Ivoire, Kamerun, Ghana und Nigeria.
Teil 4: Frankreich und Algerien.
Teil 5: Deutschland,
Teil 6: Argentinien und Uruguay.
Teil 7: Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland.
Teil 8: Iran, Japan, Süd-Korea.
Teil 9: Mexiko, Costa Rica und Honduras.
Teil 10: Brasilien
Teil 11: Italien und die Schweiz
Teil12: Kolumbien, Ecuador und Chile.
Teil 13: Spanien und Portugal

Das WM-Journal ist Tei des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

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Team Brasil

Tor: 12 Julio Cesar (Toronto/CAN), 1 Jefferson (Botafogo), 22 Victor (Atlético Mineiro)

Abwehr: 2 Dani Alves (Barcelona/SPA), 23 Maicon (Roma/IT), 4 David Luiz (Chelsea/ENG), 13 Dante (Bayern/D), 15 Henrique (Neapel/IT), 3 Thiago Silva, 14 Maxwell (PSG/F), 6 Marcelo (Real/SPA)

Mittelfeld: 17 Luis Gustavo (Wolfsburg/D), 5 Fernandinho (ManCity/ ENG), 8 Paulinho (Tottenham/ENG), 11 Oscar, 19 Willian, 16 Ramires (Chelsea), 18 Hernanes (Inter/IT), 20 Bernard (Sh. Donetsk/ UKR)

Angriff: 10 Neymar Jr (Barcelona/SPA), 9 Fred (Fluminense), 7 Hulk (Zenit/RUS), 21 Jô (Atlético Mineiro)

Stand-By: Diego Cavalieri (Fluminense), Rafinha (Bayern/D), Miranda, Filipe Luis (Atlético Madrid/SPA), Lucas Leiva (Liverpool), Lucas Moura (PSG/F), Alan Kardec (São Paulo)

Out: Kaka und Robinho (Milan), Ronaldinho (Atlético Mineiro). Außerdem Marquinhos (PSG) und Pato (Sao Paolo)

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Team Croatia

Tor: 1 Stipe Pletikosa (Rostov/RUS), 23 Danijel Subasic (Monaco/F), 12 Oliver Zelenika (Lok Zagreb)

Abwehr: 11 Darijo Srna (Sh.Donezk/UKR), 6 Dejan Lovren (Southampton/ ENG), 5 Vedran Corluka (Lok Moskau/RUS), 13 Gordon Schildenfeld, 3 Danijel Pranjic (Panathinaikos/GRE), 21 Domagoj Vida (Dyn. Kiew/UKR), 2 Sime Vrsaljko (Genoa/IT)

Mittelfeld: 10 Luka Modric (Real/SPA), 7 Ivan Rakitic (Sevilla/ESP), 8 Ognjen Vukojevic (Dyn. Kiew/ UKR), 4 Ivan Perisic (Wolfsburg/D), 20 Mateo Kovacic (Inter/ITA), 14 Marcelo Brozovic (Dinamo Zagreb), 19 Sammir (Getafe/ESP), 15 Milan Badelj (HSV/D)

Angriff: 17 Mario Mandzukic (Bayern/D), 18 Ivica Olic (Wolfsburg/D), 22 Eduardo Alves (Sh.Donezk/UKR), 9 Nikica Jelavic (Hull/ENG), 16 Ante Rebic (Fiorentina/ ITA)

Verletzt: Niko Kranjčar (QPR/ENG), Ivan Mocinic (Rijeka)

Stand-By: John Strinic (Dnjepr/UKR), Igor Bubjic (Udine/IT), Ivo Ilicevic (HSV/D), Mario Pasalic (Hajduk Split), Duje Cop (Din. Zagreb)

Turnier-Gesperrt: Josip Simunic (Dinamo Zagreb).
Heute gesperrt: Mandzukic.
Heute verletzt: Pranjic.

Schluss-Fazit

Zufälliges Eigentor hin, ungerechtfertigter Elfer her - das Resultat geht okay, weil der Hausherr in den entscheidenden Situationen schlicht besser war, psychisch vor allem. Und weil Team Kroatien nicht an sich zu glauben vermochte, in den entscheidenden Phasen.

Dabei war die anfängliche Ausrichtung der Kovac-Brüder richtig: viel Druck über die Flanken und auf die gegnerischen Außenverteidiger, Unsicherheit schaffen und danach den Spielfluss stören. Das ging gute zwanzig Minuten lang gut - dann kam Brasilien durch die heute beste Waffe, die Powerläufe aus dem Zentrum (vor allem von Neymar und Oscar, später auch Hernanes) zurück und war plötzlich mit dem Selbstvertrauen gesegnet, das anfänglich nur in Gesten, aber nicht in den Spielzügen vorhanden war.

Der Ausgleich geriet zur gefühlten Führung, und die war dann nie mehr wirklich in Gefahr.

Brasilien kann und muss aus diesem Spiel die Gewissheit mitnehmen, dass die Gegner jede einzelne kleine Schwäche ganz gezielt anbohren werden; und dass das dann in der K.O.-Phase auf noch höherem Niveau erfolgen wird. Der Favoritensieg darf also nicht täuschen.
Die öffentliche Wahrnehmung wird sich in den schönen Neymar-Szenen, dem ersten Schritt des Favoriten zum Titel und im kroatischen Jammertal verlieren.

Kroatien muss sich dringend von der schon während des Spiels erarbeiteten Opferrolle verabschieden, sonst verabschiedet sie das Turnier vorzeitig. Gejammer über gemeine Schiris, die ihnen den Sieg (absurd, an sowas auch nur zu denken) gestohlen hätte, ist ein kontraproduktives Monster. Wichtiger wäre es herauszufinden, was die Mutlosigkeit nach dem Ausgleich verursacht hat. Das traue ich vor allem Kapitän Srna zu.
Und womöglich müssen doch die Alleskönner Modric oder Rakitic den von Kovacic noch nicht gut genug besetzten zentralen Posten hinter Mandzukic (der dann wieder spielen kann) einnehmen, um die Offensive in allen Bereichen und nicht nur über Olic und Perisic zu stärken.

Brasilien sollte sich auf ein drittes Gruppenspiel ohne Neymar (die gelbe Gefahr...) einstellen, braucht aber im Offensiv-Bereich keine Sorgen über Alternativlosigkeit zu haben. Und auch taktisch hat alles nach jedem die Positionen leicht verschiebendem Wechsel gut geklappt. Die deutlich alternativlosere Einser-Abwehr braucht ein paar Sonderschichten in punkto Abwehrverhalten. Und sei es nur als Teil einer gezielten Symbolpolitik.

Die wichtigste Erkenntnis für Scolari ist aber, dass er sich darauf verlassen kann, dass sein Team Rückstände aufzuholen versteht. Das ist bei so einem Turnier unendlich viel wert.

Und dann die finale Absicherung - bei zu wenig Gegenwehr (77. - 95. Min)

In der 78. Minute ein Stürmer-Tausch bei Kroatien - und wieder kommt kein Altbrasilianier wie Eduardo, sondern 16 Rebic für den dann doch wenig auffälligen 9 Jelavic.

Die Schlussphase artet in eines dieser Spiele mit extrem schnell wechselnden Torbestürmungs-Phasen aus. Teilweise zumindest. Es ist wieder Olic, der für Luftduell-Siege sorgt, die dem Gegner psychologisch weh tun. Und es ist Neymar, der einen Zug entwickeln kann, mit dem Ball am Bein, der ihn durchaus zum MVP des Turniers machen kann. Das und noch zehn andere virtues.

In der 88. kommt Ramires für Neymar (ja auch wegen der gelben Karte). So eine hat Luis Gustavo gerade auch bekommen.

Regie der Schluss-Offensive führen Langhaar-Rakitic und Kurzhaar-Modric. Es sieht aber nimmer so aus, als würde da was gehen - wie gesagt, wirkliche Chancen hat die Kovac-Truppe ja nicht herausgespielt, seit man sich zwischenzeitlich ergeben hat.
Und kaum sag ich das, hat Perisic eine Schusschance, macht es aber zu zentral.

Und dann ein Powervorstoß der Marke Neymar, diesmal von seinem Co-Regisseur Oscar, in der 92. Minute und wieder so ein direkt neben der Stange platzierter Flachschuss, eine Wiederholung des Ausgleichs. 3:1 - die Entscheidung.

Die unrühmliche Vorentscheidung (63. - 76.Min)

Die Einwechslung von Brozovic zeigt, dass Kovac der verletzte Niko Kranjčar fehlt, wenn es um Fädenzieher im offensiven Mittelfeld geht. Da ist viel Flügelqualität da (deshalb auch die auf diese Räume ausgerichtete Anfangstaktik der Kroaten), aber zu wenig im Zentrum.

Dann in der 63. nimmt Scolari einen mutigen und nötigen Tausch vor: 18 Hernanes kommt für 8 Paulinho. Das ist ein Zeichen in Richtung noch mehr Offensive. Zudem kam Paulinho heute emotional nicht so in die Gänge wie etwa beim Confed-Cup im Vorjahr. Und Bernard wird auch noch kommen.

Eine gelbe Karte für Corluka (66.) und das folgende Mauerricht-Gezeter zeigen wieder: die Selecao ist für ihre Freistöße gefürchtet.

68.: 20 Bernard kommt für 7 Hulk. Hm... Wie jetzt? Baut Scolari um oder geht einer auf die rechte Flanke? Und wer?

Ehe das geklärt werden kann, pfeift der japanische Schiri Elfmeter (70.) -> sofortige Rudelbildung. Auch weil Fred von Lovren kaum berührt wurde. Neymar schießt, 71.; zentral, so dass Pletikosa ihn fast halten kann, uh, das war glücklich. 2:1.

Im Übrigen ist es tatsächlich der zwergenhafte Bernard, der jetzt über die Flanken kommt, ich seh ihn gerade linksaußen. Ich sehe Oscar rechts und Neymar zentral, aber das wechselt ja gerne. Und Hernanes bringt genau das, was Paulinho heute nicht gezeigt hat: Power-Vorstöße. Gut gewechselt also, Scolari.

In der 76. ist plötzlich David Luiz bei einer ganz normalen Spielsituation in der Position des Mittelstürmers da und verköpft eine Oscar-Flanke. Deshalb bezeichnet man David Luiz auch gern als verhaltensauffällig.

23:05, Anpfiff Halbzeit 2 (bis 62.Min)

Die Geld-Blauen spielen die Karierten weiter nieder, die igeln sich ein. Ich denke nicht, dass das die Kovac'sche Befehlsausgabe in der Kabine widerspiegelt - wenn doch, dann wäre das fatal. Oder denkt man, dass sich daraus dann bessere und selbstsicherere Konter ergeben? Bis auf einen Olic-Kopfball in der Anfangsphase war das nämlich bis jetzt noch nie der Fall.

Aktuell wirkt das beste Ex-Yugo-Team dieser Tage, also die legitimen Nachfahren der europäischen Brasilianer (denn als solche galten die Jugoslawen von den 70rn bis in die 90er hinein), als würde es sich vor dem Gegner in die Hose machen. Das geht gar nicht; vor allem, wenn man dieselben tradierten Tugenden abrufen kann.

Ein Grund für die aktuelle Unterlegenheit ist sicher die schwache Aufbaufähigkeit der Innenverteidiger (und nein, der steife Faschist Simunic wäre da keine Verbesserung gewesen), aber auch die Tatsache, dass das Duell an den Flügeln scheinbar entschieden ist; durch Aufgabe.

Dass just ein paar Sekunden nach dieser Niederschrift (58.) Srna Marcelo niederboxt, ist eine Reaktion darauf: der agressive Leader, der Kapitän versucht sein Team zurück ins Spiel zu holen.

Und noch so ein Akt: 14 Brozovic, der Last-Minute-Nachrücker kommt für den zu wenig sichtbaren Kovacic (61.), den ich vorhin mit in die Schwäche-Aufzählung reinnehmen wollte, es aber dann gelassen habe, weil seine Nicht-Anbindung ins Spiel nicht vorrangig seine Schuld ist.

Halbzeitfazit, Preview

Fußball ist Kopfsache.
Es braucht ein wirres Zufallstor um dem Favoriten klarzumachen, dass laut-Hymne-singen allein noch kein Wachgerüttelt-Sein bedeutet. Sondern nur effektives, blitzscharfes Druckgemache. Welches Kroatien mit einfachen Mitteln verhindern konnte zu Beginn des Spiels.

Dann, Mitte der 1. Hälfte, reißen die Spielgestalter (Thiago, Oscar, Neymar) das Ruder herum, befreien sich die zuvor bewusst vom Gegner angestochenen Außenverteidiger, es gelingt der Ausgleich und dieses Momentum sorgt dann für einen Spielverlauf, wie er auf dem Reißbrett geplant war.
Mit eingeschüchterten Kroaten.
Dabei steht es nur 1:1.

Der Nachteil: in der Halbzeit-Pause werden sich die Karierten erholen, befreien und womöglich wieder einige Minuten lang eine Blockade aufziehen können.

Das ist noch nicht gegessen für den Favoriten.

Brasilien demonstriert Stärke (31. - 47. Min)

... und steht offensiv in einem 2-4-3-1, mit beiden Außenverteidigern vorgezogen, was man ja eigentlich vermeiden sollte, weil's gefährlich ist. Aber es geht um die Präsentation, um herrische Entschlossenheit, um Symbolpolitik.

Kroatiens Kapitän Dario Srna kapiert das sofort und setzt einen wilden Vorstoß dagegen, bohrt tief in die gegnerische linke Seite, geht Marcelo an. Auch Symbolpolitik, strategische.

Brasilien ist aber jetzt trotzdem ins Rollen gekommen. Und würden nicht Modric und Rakitic die vielen Bälle, die die Außenspeler von der Toroutlinie zurück hinter die Abwehrreihen passen Oscar, Neymar und Co im letzten Moment vom Fuß nehmen, wäre die Führung längst da.

Seit so der 35. Minute läuft das Match so, wie man es von Beginn an erwartet hatte. Und das nur, weil Kroatien sich vom erwartunsghaltungstechnisch zu früh erfolgten Ausgleich nervös machen ließ. Denn ein 1:1 ist keine andere Ausgangsposition als ein 0:0 und trotzdem wirkt Kroatien als wären sie 1:2 hinten.
Das erlaubt etwa Danio Alves sich von seiner Gegentor-Schuld endlich freizuspielen.

Oh, mein Freund der Freistoßspray ist endlich (42.) im Mainstream angekommen, ich weine Freudentränen!

So, jetzt nicht in selbstgestellte Fallen tappen... (16. - 30. Min)

Diese Führung, und es wird schwer genug für Brasilien da zurückzukommen, hat nichts mit dem Druck zu tun, den die Mannschaft bei dieser Heim-WM hat. Das war einfach ein Bemmerl, das passieren kann, und - weil der Teufel nicht schläft - gern zur unmöglichsten Zeit passiert.

Klar nützt Kroatien die Tatsache, dass die Außenverteidiger defensiv ihre Wackler haben, aus. Richtig souverän rausgespielt, dem Spielfluss entsprechend und folgerichtig war das Tor aber nicht. Also das düstere Blabla einstellen und Brasilien als das sehen, was es ist: ein Heimteam, dass sich gegen defensiv stehende Teams erst einmal durchsetzen muss.

Beleg: die erste echte Großchance in Minute 22, eine doppelte sogar, gehört Neymar und Oscar.

Andererseits ist Kroatien natürlich stärker als Serbien, das zuletzt bei einem Test den Auftaktgegner simulieren sollte. Da blieb die Selecao lange ohne Erfolg und wartete eselsgeduldig bis zum Siegtor. Dieser Verlauf fällt heute schon einmal weg.

In der 26.Minute die erste gelbe Karte des Turniers und erstaunlicherweise kriegt sie Neymar für einen patscherten Ellbogen-Check. Kroatien tut aktuell alles dafür um keinen Spielfluss aufkommen zu lassen und so die ohnehin schon nur zögerlich anlaufende Offensiv-Maschine aus dem Spiel zu nehmen.

Dass gelingt nur bedingt. Neymar tankt sich (29.) nach einer guten Pass-Orgie vor und schießt aus 20 Metern flach via Innenstange ein. 1:1. Und wie so oft kam Neymar nicht über "seine" linke Seite, sondern zentral.

22:02, Anpfiff der WM (1. - 15.Min)

Gut, dass das Klima für niemanden eine Ausrede ist. 24 Grad, alles easy.

Die Ausgangssysteme der beiden Mannschaften tendieren dazu einander zu neutralisieren. Es wird also nicht viel passieren zu Beginn, abgesehen von Einzelaktionen.

Kroatien stellt sich defensiv 4-4-2 auf, Kovacic darf als freier Mann neben Jelavic ein bissl den Aufbau stören. Olic und Perisic rücken zurück. Wirklich eng stehen die beiden Viererketten da aber nicht.

Die Duelle an den Flügeln werden interessant: Olic piesackt Dani Alves bereits, Hulk hat - bei seinem Ausflug auf links - Srna schon verunsichert. Und überhaupt Hulk, Oscar und auch Neymar rotieren viel stärker als erwartet.

Der Führungstreffer durch den von Olic über Jelavic und dann final Marcelo ins Tor genudelten Ball, kommt aus einem schlichten Flügelangriff, über links, die Dani Alves-Seite eben. (10. Minute). Marcelo kann am wenigsten dafür, der wurde quasi angeschossen.

In der Folge nützen die Kroaten die entsprechende Unsicherheit recht schamlos aus, erzeugt, nein keine Schockstarre, aber eine gewisse Zögerlichkeit.

Alves löst seine Schuld-Scham mit einem unglaublich runtergefischten Thiago Silva-Superpass. Ein Anfang ist das.

Was vor dem Match zu sagen ist

Es wird ein Eröffnungsspiel ohne große Geheimniskrämerei werden. Die aktuelle Spielkultur von Brasiliens Selecao kennt jeder, sie ist auch nicht sonderlich unkonventionell angelegt - ihr ist aber dennoch schwer zu entgegnen.

Kroatien wird das mit einer ebenso etablierten Formation versuchen. Auch der erste ausländische Gast, der ins Turnier eingreift, ist gläsern, theoretisch leicht ausrechenbar, aber dank individueller Klasse dann doch ein harten Brocken.

Brasilien spielt unter Scolari/Parreira ein 4-2-3-1 von recht anständiger Flexibilität. Julio Ceasr im Tor, Kapitän Thiago Silva halbrechts und Lockenkopf David Luiz halblinks in der Innenverteidgung davor. Die Außenverteidieger snd Dani Alves rechts und Marcelo links. Einer von beiden wird bei praktisch jeder Offensiv-Aktion mitgehen, manchmal auch beide. Das ist ihre große Stärke.
In der Mittelfeldzentrale ist Luiz Guistavo der putzende Sechser, Paulinho spielt leicht versetzt davor eine kreativere Rolle und arbeitet den nominellen Zehner, dem zentral-offensibven Oscar zu. Der steuert einen Dreier-Angriff mit Hulk, der seine Position rechts oft hält, mit Fred, dem Center, einem langen klassischen Praller und Richtigsteher und vor allem mit Neymar, der seine linke Position zu 50% für Vorstöße in die Mitte aufgibt. In dieses Vakuum stößt meist Marcelo nach, manchmal übernimmt auch Oscar, manchmal Paulinho.
Die Stärke dieses Systems: Thiago Silva, Paulinho und Oscar sind extrem spielstarke Aufbauer und Aktions-Ingangsetzer. David Luiz ist unberechenbar, die Außenspieler allesamt Künstler (auch Hulk, trotz seines Nomen-est-omen-Körpers).
Strategische Schwächen: keine. Personell gesehen: ein mittelprächtiger Tormann, der in die Jahre gekommen ist; ein Sechser, der nicht zu den Besseren dieses Turniers gehören wird und ein formschwankender Mittelstürmer.

Ebenso wie der Gegner ist diese Mannschaft imstande bösartig und über längere Zeit mittels Pressing Druck auszuüben, und bei gegnerischen Ballverlusten blitzschnell umzuschalten und in Sekundenschnelle vors gegnerische Tor zu kommen

Kroatien hat dem eine adaptierte Kopie entgegenzusetzen.
Auch die Kroaten leben von den Vorstößen ihrer Außenverteidiger (Srna und der aktuell verletzte Pranjic), der Flexibilität ihrer offensiven Dreierreihe, wobei Kovacic ähnlich wie Oscar agiert. Die beiden im zentralen Mittelfeld (Rakitic und Modric) sind, was ihre individuelle Klasse betrifft, sogar über die brasilianischen Pendants zu stellen.
Beide haben früher offensiver agiert, sind allerdings in den letzten Jahren - und das ist den hiesigen "Experten" entgangen - immer mehr in die Rolle des hochmodernen, versatilen, spielstarken und -eröffnenden Sechsern hineingewachsen.

Allerdings sind die Abläufe beim von Niko Kovac noch recht frisch aufgestellten Team nicht so selbstverständlich. Zudem ist die Innenverteidigung (Corluka und Lovren) deutlich schwächer, und auch die Sturmspitze wird - da heute Mandzukic gesperrt ist - Probleme haben. Ihn wird dem Vernehmen nach nicht Olic ersetzen (der bleibt linksaußen, Perisic beginnt rechts), sondern Nikica Jelavic. Im Tor Pletikosa, links wird Vrsaljko Pranjic ersetzen. Die beiden eingebürgerten Brasilianer (Eduardo und Sammir) werden heute bestenfalls eine Jokerrolle spielen.

Das sollte Brasilien genügende Angriffspunkte öffnen um standesgemäß ins Turnier zu starten.

Brasil in gelb-blau.
12 Julio Cesar; 2 Dani Alves (K), 3 Thiago Silva, 4 David Luiz, 6 Marcelo; 8 Paulinho, 17 Luiz Gustavo; 7 Hulk, 11 Oscar, 10 Neymar; 9 Fred.

Croatia in den rotweiß-karierten Jerseys und weißen Hosen
1 Pletikosa; 11 Srna (K), 5 Corluka, 6 Lovren, 2 Vrsaljko; 7 Rakitic, 10 Modric; 4 Perisic, 20 Kovacic, 18 Olic: 9 Jelavic.

Spielort: Sao Paulo, Arena Corinthians.