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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

22. 7. 2014 - 10:55

Zwischen Autodrom und Eismädchen

Neue Musikvideos aus Österreich von I-Wolf And The Chain Reaction, Nino Aus Wien feat. Skero, Mauracher und Julian & der Fux.

Der Juni ist viel zu schnell vergangen, zumindest für mich. Die erste heißen Sommertage, Fußball-WM und schon war der Juli da. Deshalb mit ein bisschen Verspätung dafür aber umso praller hier die aktuellen Musikvideos aus Österreich. Im ersten Teil der sommerlichen Filmchen schrammen wir mit gespielter Coolness an unseren schlechten Angewohnheiten vorbei, um mit frechem Wortwitz Eisschlecken zu gehen, um anschließend im Autodrom im Prater dreckige Beats krachen zu lassen.

Julian & der Fux - "Mr. King"

Dass die beiden Produzenten Julian Hruza und Dominic Plainer aka Lupo coole Socken sind, dürfte wohl schon die Runde gemacht haben. So sind ihre Beats, die sie unter dem Pseudonym Julian & der Fux veröffentlichen, fett und deep und pulsieren zur heiß laufenden Halsschlagader jedes tanzenden Clubtigers. Reduziert und mit unterkühlter Lässigkeit sorgen Julian & der Fux für gut gefüllte Tanzflächen, egal ob in sommerlich saunaartigen vier Wänden, oder zuhause auf der windgekühlten Dachterrasse mit Blick zum Steffl.

Was die Single "Mr. King" betrifft, zeigt sich die durchaus liebenswürdige Selbstironie der beiden Produzenten. Denn passend zum Sommer wird die Hitze der Clubnacht heraufbeschworen, wobei aufs Augenzwinkern nicht vergessen wird. So heißt es doch im Text: "wenn du es wünscht erfüll ich jedes Klischee...". Die Herzerl-Sonnenbrille im gelungenen Video ist zumindest schon mal ein erster Schritt dorthin. Und die Bar, bei der hier unsere zwei Protagonisten sich Einen nach dem Anderen hinter die Binde kippen, strotzt nur so vor barocker Dekadenz. Einfach herrlich!

I-Wolf & The Chainreaction - Blazing Fires

Wer kennt es nicht, das Autodrom. Und wer hat noch nicht bei den ersten paar frontalen Zusammenstößen ein unfreundliches Dankeschön von seiner Wirbelsäule erhalten? Für ein Musikvideo eignet sich die Kulisse eines Vergnügungsparks natürlich hervorragend. Aber bei dem Video zu "Blazing Fire" von Wolfgang Schlögl alias I-Wolf und seinen "Chain Reactions" wird auf stereotype Bilder verzichtet.

Die Regisseure Karo Pernegger und Nomadee haben für "Blazing Fire" ein wundervolles, künstlerisch sehr ambitioniertes visuelles Mosaik montiert, dass einen unmittelbar einsaugt. Hinein in einen psychedelischen Bilderrausch, bei dem Farben und Formen immer mehr verschwimmen, passend zum Klimax der Nummer, auf den sie mit für I-Wolf gewohnter Manier mit dreckigen Beats und dunklen Synthies zusteuert. In kunstvoller Perfektion verschmelzen hier die detailverliebten Images mit den hypnotischen Sounds und hinterlassen ein dringendes Bedürfnis, das ganze noch mal von vorn anschauen zu wollen.

Mauracher feat. Sonia Sawoff - "Bad Habbits"

Rauchen zählt sicher zu den Top 5 der schlechten Angewohnheiten. Bier trinken dürfte da vielleicht auch hineinfallen. Weniger vielleicht das auf dem Sitz stehend Motorradfahren. Und ob das cruisen durch die Landschaft ohne bestimmtes Ziel dazugehört, dass weiß ich nicht. Auf jeden Fall kommen all diese Dinge im neuen Video "Bad Habits" von Mauracher vor.

Das alles wird zu dem 80ies Synthie-Pop-Sound, der geschickt mit gegenwärtigem Indie gekreuzt wird, mit einer Ästhetik der 1970er Jahre verbunden, was an sich schon ein genialer Twist ist. Dazu wird noch eine kleine Geschichte in das Musikvideo verpackt, wobei diese immer wider mal visuellen Abschweifungen unterbrochen wird. Ein schöner, sommerlicher Road-Trip.

Nino Aus Wien feat. Skero - "Abtaun Girl"

Er ist bekannt für seine schrulligen und überaus cleveren Sprachspiele, der Nino aus Wien. Auf seinem Album "Träume" ist auch ein Song drauf, der extrem viel smarten Witz besitzt, nämlich "Abtaun Girl". Eine sommerliche musikalische Referenz vielleicht? Hier klingt auf jeden Fall alles nach Marimba, weißen Sandstrand und heißer Party.

Ach ja, apropos Party, der Skero ist auch dabei. Das passt anlässlich seines Sommerhits eh ganz gut. Und überhaupt ist er einer der coolesten Rapper. Aber eigentlich scheint es dem Nino in dem Song ja gegen die Coolness zu gehen, also die gespielte, die Ultrakälte des Gefrierfachs sozusagen, die nicht einmal die heiße Tanzfläche aufzutauen vermag. Aber vielleicht kann das ja dieser schöne Song mit dem sehr feinen Video das coole Eisgirl zum Schmelzen bringen.