Erstellt am: 10. 6. 2014 - 19:17 Uhr
Hello Darkness, My Old Friend
- mehr Small Screen Stories auf FM4
Die Alben und Songtitel von Mobb Deep sagen eigentlich schon einiges über die Welt, in die sie uns führen: Juvenile Hell, Hell on Earth, Shook Ones. Es sind Orte, an dem der so schnell wie Schuppen abfallende Glamour des Gangsterisms als eine kurzlebige Lüge des Kapitalismus entlarvt wird.
mobb Deep
Why do drug dealers live still with their moms?
Diese Frage stellte sich Steven Levitt in seinem Buch "Freakonomics" und er fand auch eine Antwort: Weil im Jahr 2000 ihr Stundenlohn bei 3 Dollar lag, und die Gewinnverteilung im Drogenbiz exakt der Struktur der legalen Ökonomie gleicht: eine mit dem Überleben kämpfende Basis und extremer Reichtum an der Spitze der Pyramide. Zum Höhepunkt der Crack-Epidemie, als Mobb Deep ihr Debüt veröffentlichten, dürfte es kaum besser ausgesehen haben für die Foot Soldiers in der Juvenile Hell.
Mobb Deep erzählen Geschichten von der Basis. Ihre Texte sind ein finsterer poetischer Sturm, ihr erster Name, den sie aber schnell aufgaben, war Poetical Prophets. Moob Deep bestehen aus Havoc und Prodigy. Die Queensbridge Houses, ein Sozialbau, den auch Nas sein Zuhause nannte, war der später Hell on Earth genannte Spielplatz von Mobb Deep.
"I got mad props, for killin' cops"
1993, noch als Teenager, veröffentlichten sie ihr erstes Album "Juvenile Hell2, das neben Mobb Deep selbst unter anderem von Gang Starrs DJ Premier und Large Professor produziert wurde (der auch für das Nas-Debüt "Illmatic" 1994 als Produzent fungierte). "Juvenile Hell" ist ein Album, das vor roher Energie strotzt. Zwei junge Menschen, frustriert und verwirrt von der Scheiße, die sie bereits gesehen haben, teilen der Welt mit, dass man so etwas besser nicht mit ihnen versucht.
"I'm only 19 but my mind is older. And when the things get for real my warm heart turns cold"
Die Blumen des Bösen, die in der "Juvenile Hell" gepflanzt wurden, erblühten zwei Jahre später auf "The Infamous" in cinemascopischer Größe und beängstigender Sprachgewalt.
Die Queensbridge Houses waren wieder der Schauplatz von Mobb Deeps tragischen Epen vom Sterben und Überleben, von Verbrechen und Armut.
Die Produktion übernahmen Mobb Deep zum Großteil selbst, Q-Tip half hier und da aus und Soul Samples strahlten in düsterer Tragik wie schwarze Sterne. Bei "Shook Ones pt. II" war von der ersten Sekunde an klar, dass diese Nummer ein Genre-definierender Klassiker werden würde.
Genauso wie "Survival of the Fittest":
It's hell on earth, who's next or gonna be first? The projects is front line and the enemy is one time"
Auf ihrem nächsten Album "Hell on Earth" verschoben sich die Front Lines aus der Nachbarschaft quer über den Kontinent. 2Hell on Earth" erschien zum Höhepunkt des medial geschürten East-Coast-vs.-West-Coast-Disputs. Diss-Tracks zwischen Tupac und Mobb Deep flogen hin und her.
Tupac machte Prodigys Sichelzellenanämie in der Nummer "When We Ride On Our Enemies" zum Gegenstand einer Beleidigung ("I murder you, then I run a train on Mobb Deep! Don't fuck with me, Nxxxa, you're barely livin', don't you got sickle cell?") und Mobb Deep antworteten mit "Drop A Gem On Em". Die Nummer wurde zu Lebzeiten von Tupac aufgenommen und nach seinem Tod veröffentlicht, was zu vielen Spekulationen führte. "Hell on Earth" hatte sich aufgetan.
Wer Wind säht, wird Sturm ernten
1999 treffen wir Mobb Deep wieder als kriegsmüde Veteranen. "Murda Muzik" heißt das Album, das ihnen Doppel-Platin bringt, "Quiet Strom" heißt die entsprechende Single, das Auge des Orkans:
"Block the corridor, call the coroner. The drama's over can't you feel the euphoria?"
In den 2000er Jahren folgten drei Alben: "Infamy", "Amerikaz Nightmare" und "Blood Money", eine Allianz mit der G Unit, Prodigy und 50 Cent machten sich damals sogar Freundschafts-Tattoos und ein Krieg mit Jay-Z. Ende der 2000 kam es zu einer Krise bei Mobb Deep. Prodigy musste wegen Waffenbesitz für drei Jahre hinter Gittern und eine Flut von absurden Gerüchten, wer wen veraten haben soll, Twitter-Disse von gestohlenen Mobiltelefonen, Liebesbriefe an Mithäflinge und ähnliches kursierte und wurde dieses Jahr wie ein Riesenhaufen Scheiße weggespült, als am 1. April das mit euphorischen Kritiken bedachte achte Studio-Album von Mobb Deep, "The Infamous Mobb Deep" erscheint.
Mobb Deep live
Es ist ein Pflichttermin: Mobb Deep am Mittwoch, 11. Juni, in der Grellen Forelle in Wien.