Erstellt am: 19. 6. 2014 - 10:00 Uhr
Ich möchte keine Lügen in meinem Leben
Ich habe Johannes Krisch zum ersten Mal im Cafe Eiles getroffen. Damals durfte dort noch geraucht werden und der Aschenbecher war nach einer Stunde reden voll. Es ging um die männliche Hauptrolle in meinem ersten Kinospielfilm „Vielleicht in einem anderen Leben“. Ich hatte Johannes Krisch davor in Götz Spielmanns „Revanche“ gesehen und mir im Kino gedacht: „Wer zum Geier ist dieser Typ?!“ Wenn man fleißige Theatergeherin ist, kennt man ihn vom Burg- oder Akademietheater. Aber ich sitze öfters im Kino als im Theatersessel und zumal kann man im Theater den Menschen nicht so lange und intensiv ins Gesicht schauen.
Wir haben uns im Eiles schnell darauf geeinigt, dass wir miteinander arbeiten wollen und gemeinsam mit Ursula Strauss war das eine sehr intensive Reise durch diese Dreharbeiten Seither gehe ich wieder regelmäßig ins Theater.
Johannes Krisch in „Stallerhof“ auf der intimen Bühne des Kasinos am Schwarzenbergplatz. Unglaublich! Wenn ich nicht gewußt hätte, dass er spielt, ich hätte ihn nicht erkannt! Ein fetter, alter Mann, kaum der Sprache mächtig, und dennoch von einer Zartheit. Ich habe das Stück zwei Mal gesehen – ein Erlebnis. Oder Krisch als Hansi Orsolics, der Boxer und sein „patschertes Leben“.
Johannes Krisch ist in den letzten Jahren viel vor der Kamera gestanden und war am Burg- und Akademietheater in einer Unzahl großer Rollen zu sehen. Dann gabs den Bruch. Er stürzte von der Bühne, weil eine Treppe nicht montiert war. Er hat diese Verletzung nicht ernst genommen. Hat weiter gearbeitet. Nach einem Jahr hat ihm sein Körper die rote Karte gezeigt. Der Rücken wollte nicht mehr, die Stimme wollte nicht mehr. Pause. Aus.
Es war ein intensives Jahr für Johannes Krisch. „Ich will keine Lügen mehr in meinem Leben. Dafür ist mir die Zeit, die ich habe zu wertvoll.“ Er wählt seither noch genauer aus, was und mit wem er arbeitet und er geht noch konsequenter seinen Weg. Er, der als Sohn eines Tischlers – „ich habe meinen Vater immer sehr bewundert, das war wohl auch ein Grund, warum ich ursprünglich Tischler werden wollte" - schließlich am Burgtheater gelandet ist, hat sich heuer als einer der am längsten Angestellten des Ensembles gegen den Chef gestellt. Johannes Krisch hat hinter den Kulissen Fakten über die Missstände im Burgtheater zusammengetragen und sie schließlich auf Minister Ostermayers Tisch gelegt. Er ist einer, der den Mund aufmacht, der sich nicht fürchtet und eine Haltung zeigt. Wie die Geschichte mit Ex-Burgtheaterdirektor Hartmann ausging, haben wir ja alle in der Zeitung gelesen.
Für mich war es spannend, Johannes Krisch einmal anders zu begegnen – abseits eines Filmprojekts. Wer waren seine Helden? Was macht ihn froh? Wann stand er das erste Mal auf einer Bühne? In einem Doppelzimmer an Fronleichnam von 13 bis 15 Uhr erzählt der Schauspieler über sich und was ihn zurzeit beschäftigt.