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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

8. 6. 2014 - 16:39

The Loop of Love

Der Song zum Sonntag: Caribou – "Can't Do Without You"

Es gibt Neuigkeiten aus dem weltbesten Kaleidoskop: Im Oktober soll unter dem Titel "Our Love" das sechste Album von Caribou erscheinen. Seit der kanadische Musiker und Produzent Dan Snaith mit seinem 2010er-Album "Swim" zwischen den Themenfeldern Folktronica, Sixties-Sunshine-Pop und heftig percussivem Klangschalen-Techno neue Schnittmengen ausgeleuchtet hat, ist sein Projekt Caribou Haushaltsname für Menschen, die wissen wollen wie spannende Popmusik heutzutage denn so klingen könnte.

Nach dem durchschlagenden Erfolg von "Swim" hat sich Snaith als Caribou ausgiebigem Touren mit Band gewidmet, unter dem Namen Daphni jedoch verstärkt ausdrücklich für den Dancefloor gedachte Tools produziert und als Plattendreher die Welt bereist. Die Grenzen sind mittlerweile nicht mehr so genau auszumachen.

Caribou

Jason Evans

Caribou

Von offizieller Seite wird bislang verlautbart, dass in die neue Platte von Caribou unter anderem "House Basslines, Shuffling Garage, HipHop-inspired Beats und Digital Pop Production" hineinspielen werden. Will also heißen, dass man sich für "Our Love" wohl wieder ein Kuriositätenkabinett erwarten darf, in dem Elektronik aus der Maschine und Menschen an echten von Hand gespielten Instrumenten der hibbeligen Zuhörerschaft ein psychedelisches Wunderland in die Wahrnehmung spielen. Ohne dass man je vom großen, bösen Pilz genascht haben müsste. Was das Artwork der Platte (auszugsweise unten im YouTube-Clip zu sehen) auch schon bestens in optische Reize übersetzt.

Die Vorabsingle des Albums, die "Our Love" auch eröffnen wird und seit ein paar Tagen erwartungsgemäß und zu Recht hochpopulär durch die Welt schwirrt, betankt in der Zwischenzeit die öde Kategorie "Sommerhit" mit neuem prickelnden Leben. Davon, dass "Can't Do Without You" in den kommenden Wochen und Monaten noch grob geschätzt jedes zweite DJ-Set der Welt mit Erdbeeraroma füttern und wohl auch so einige Festivals als zärtliche Hymne der Verschwesterung rulen wird, ist auszugehen.

Wie so ein Ding, das wir "Song" nennen, für gewöhnlich so konstruiert ist, darum mag sich das Stück "Can't Do Without You" kaum kümmern. Es ist ein einziger konstanter Loop der Liebe. Ein Stück, in dem sich freilich die heißen Erfahrungen, die Dan Snaith in den letzten Jahren auf und neben den Dancefloors der Welt gemacht hat, so deutlich wie kaum zuvor bei Caribou niederschlagen. Daphni und Caribou scheinen sich immer mehr anzunhähern. "Can't Do Without You" - das ist – bis zum Ende des Stückes – die einzige Zeile, die es hier zu hören gibt. Wieder und wieder wiederholt, zunächst als manipuliertes House-Mantra, danach im dünnen aus Glas gegossenen Falsett von Dan Snaith.

Das Stück ist ein konstantes Anschwellen. Ein Schlagzeug mischt sich unter die programmierten Beats und agiert zunehmend euphorischer und vielarmiger. Ein Synthesizer braust auf. Das Stück ist muskulös, bleibt dabei intim und filigran. Am Ende bricht die Musik fast komplett weg und Dan Snaith steht mit seiner Stimme nackt vor uns und vor allem vor der Person, an die sich das offenherzige Bekenntnis richtet: "And you're the only thing I think about. It's all that I can say. And you know you're the one I dream about, I couldn't do without you." Technologie und Emotion im Einklang. Schwindlig vor Glück wollen wir uns umarmen und uns küssen, Love is the Message und genau so soll es sein.