Erstellt am: 6. 6. 2014 - 23:23 Uhr
The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 12.
Auch 2014 online: der Versuch das Journal '13 (wie schon das von 2003, '05, '07, 2009 und 2011) durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Heute: ein Eintrag ins WM-Journal '14. Die Preview mit den Einschätzungen der WM-Teilnehmer gibt's diesmal nicht einzeln oder nach den gelosten Gruppen, sondern nach Kulturräumen.
Teil 8 beschrieb drei asiatische Vertreter (Iran, Japan, Süd-Korea).
Thema in Teil 7 waren die vier Teams aus Ost- und Südosteuropa (Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland)
Teil 6 teilten sich die Nachbarn Argentinien und Uruguay
Teil 5 gehört 'tschland, dem deutschen Lieblingsnachbarn.
Teil 4 war Frankreich und Algerien gewidmet.
Teil 3 befasste sich mit den vier Teams aus Sub-Sahara-Afrika.
Teil 2 featurt die beiden Vertreter der Benelux-Staaten, Belgien und die Niederlande.
Teil 1: Mutterland & Offsprings, England, USA und Australien.
Die Einträge 2 und 3 gaben erste Antworten auf die zentralen Fragen; Eintrag 1 beschrieb ein Was-wäre-wenn aus österreichischer Sicht.
Bei früheren Turnieren zogen die Vertreter von Mittelamerika traditionell einiges an Aufsehen auf sich: die lokale Großmacht Mexiko zumeist aus sportlichen Gründen, und die kleinen Teams wie Jamaica oder Trinidad aus den klassisch-exotistischen Spezial-Interessen der Medien.
Diesmal ist alles anders.
Mexiko ist so schwach wie lange nimmer, hat die Qualifikation mit großer Mühe geschafft (man musste in die interkontinentale Barage gegen Neuseeland, eine nationale Schande) und steckt in der Krise.
Und die beiden anderen, Costa Rica und Honduras, sind die über die letzten Jahre hin konstantesten Teams der Weltgegend, verfügen aber nicht über die nötige Strahlkraft. Sie tragen eher zur Verwirrung bei: noch zwei weitere lateinamerikanische Außenseiter mit viel zu vielen Allerweltsnamen. Diese unendlich geringen Erwartungen werden die beiden Teams aber problemlos übererfüllen.
Mit einem Weiterkommen sieht es aber für alle drei eher trist aus.
Team Mexico
Trainer Miguel Herrera, den sie el piojo nennen, gilt als Menotti-Schüler. Dass er seine Mannschaft auf ein seltsames 5-3-2 umgestellt hat, spiegelt das nicht wieder. Herrera gilt aber auch als aufbrausend und kommunikationstechnisch gewöhnungsbedürftig.
Aber: womöglich ist diese verquere Systemwahl die einzige Chance, die die kriselnde Concacaf-Macht hat. Denn die letzten Jahre waren eine einzige Talfahrt für El Tri, die bei der letzten WM noch eine durchaus gute Figur gemacht hatten. Und daran war nicht nur die leidige und schon traditionell überhohe Personal-Fluktuation schuld, sondern auch ein Qualitätsrückgang. Die Exportquote mexikanischer Kicker ins Ausland, vor allem nach Europa, ist dramatisch gesunken. Herrera kann gerade einmal so acht Legionäre zusammenkratzen.
Dass Rafa Marquez (35), der bereits seit einigen Jahren wieder in die Heimat zurückgekehrte Ex-Barca-Kicker, immer noch Angelpunkt der Defensive ist, lässt tief blicken. Stürmerstar Chicharito von ManU hat eine Seuchensaison hinter sich, Giovani dos Santos hat gegenüber den letzten Turnieren auch abgebaut. Der in guter Form befindliche Vela hat mit großer Geste auf die Einberufung verzichtet.
Dazu kommt, dass sich ganze Generationen in der langen und diesmal sehr unerfreulichen Qualifikations-Campaign verschlissen haben - insofern bleibt Herrera also wohl gar keine andere Möglichkeit als der Rückgriff auf das Ungewöhnliche. Er hat gute Innenverteidiger, keine brauchbaren Flügel, keinen Regisseur - das macht sein 5-3-2 wieder logischer. Nicht zwingend, aber nicht unclever.
In der toughen Gruppe A mit den Gastgebern Kamerun und Kroatien schaut es für diese mexikanische Mannschaft trotzdem eher finster aus.
Der 23er-Kader
Tor: Guillermo Ochoa (Ajaccio/F), Jesus Corona (Cruz Azul), Alfredo Talavera (Toluca).
Abwehr: Paul Aguilar, Miguel Layun, Francisco Javier Maza Rodriguez (America), Rafael Marquez (Leon), Hector Moreno (Espanyol/SPA), Diego Reyes (Porto/POR), Carlos Salcido (Tigres), Andres Guardado (Leverkusen/D).
Mittelfeld: Carlos Peña, José Juan Vazquez (Leon), Javier Aquino (Villarreal/SPA), Isaac Brizuela (Toluca), Hector Herrera (Porto/POR), Juan Carlos Medina (America), Marco Fabian (Cruz Azul).
Angriff: Oribe Peralta (Laguna), Javier Chicharito Hernandez (ManU/ENG), Raul Jimenez (America), Giovani Dos Santos (Villarreal/SPA), Alan Pulido (Tigres).
Stand-By: Moisés Muñoz; Juan Carlos Valenzuela (America), Miguel Ángel Herrera (Pachuca), Juan Carlos Medina (Atlas), Alonso Escoboza (Laguna), Aldo de Nigris (Guadalajara).
Fixstarter Luis Montes (Leon) ist mit einem Beinbruch ausgefallen.
Wer fehlt
Carlos Vela von Real Sociedad verweigert dem Nationalteam seine Dienste.
Vom Confed-Cup-Team vermisse ich Gerardo Flores und Pablo Barrera (Cruz Azul), außerdem Hiram Mier (Monterrey).
Zudem fehlen die Oldies Gerardo Torrado, Fernando Arce Sinha oder Omar Bravo. Und Osorio und Guillermo Franco und Efraín Juárez vom 2010er-Team.
Und auch Giovanis Bruder Jonathan dos Santos von Barcelona.
Team Costa Rica
Eine Sache hat die Mannschaft der Ticos, die unter dem kolumbianischen Teamchef Jorge Luis Pinto antritt, mit den eben erwähnten Mexikanern gemeinsam: sie sind die einzigen, die wahrscheinlich auch mit einer 5er-Abwehr beginnen werden. Pintos 5-3-2 ist zwar noch vorsichtiger als das von Herrera, aber Costa Rica ist ja auch eine Nummer kleiner. Und auf ein 4-4-2 umschalten kann man dann immer noch.
Und, ja, in der Gruppe D, der mit den drei Weltmeistern Italien, England und Uruguay, geht es eh nur darum, sich dreimal achtbar aus der Affäre zu ziehen.
Dabei können die (nord)europäischen Erfahrungen einiger Spieler durchaus helfen. Oder Tormann Navas, ein guter Mitspieler von Andreas Ivanschitz. Und der Angriff mit dem gefährlichen Bryan Ruiz und dem jungen Herrn Campbell.
Im Gegensatz zu Team Mexiko ist die Export-Struktur der kleinen Nachbarn nämlich deutlich besser beinander. Zudem ist die heimische Liga die zweitbeste der Region.
Wenn sich der Außenseiter also lange genug gegen einen Treffer stemmt und einen seiner Konter an-/unterbringt, können die Ticos auch die ganz großen Gegner ordentlich ärgern.
Der 23er-Kader
Tor: Keylor Navas (Levante/SPA), Patrick Pemberton (Alajuelense), Daniel Cambronero (Herediano).
Abwehr: Giancarlo Gonzalez (Columbus/US), Johnny Acosta (Alajuelense), Michael Umana, Roy Miller (RB New York/US), Christian Gamboa (Rosenborg/NOR), Oscar Duarte (Brügge/BEL), Junior Diaz (Mainz/D), Waylon Francis (Columbus/US), Dave Myrie (Herediano)
Mittelfeld: Yeltsin Tejeda (Saprissa), Celso Borges (AIK Stockholm/SWE), Jose Miguel Cubero, Esteban Granados (Herediano), Michael Barrantes (Aalesund/NOR), Christian Bolanos (FC Kopenhagen/DEN), Diego Calvo (Valerenga/NOR).
Angriff: Marco Urena (Krasnodar/RUS), Randall Brenes (Cartagines), Bryan Ruiz (PSV/NED), Joel Campbell (Olympiakos/GRE).
Verletzt im letzten Moment: Heiner Mora (Saprissa), Auch Álvaro Saborío (Salt Lake/US) war schon ausgefallen.
Stand-By: Esteban Alvarado (Alkmaar/NED), Kendall Waston, Hansell Araúz (Saprissa), Ariel Rodríguez (Alajuelense), Carlos Hernández (Wellington/NZ), Jairo Arrieta (Columbus/US).
Wer fehlt
Christopher Meneses von Norrköping, Rodney Wallace (Portland), John Jairo Ruiz von Lille.
Mittelfeldspieler Bryan Oviedo von Everton ist noch rekonvaleszent.
Team Honduras
Die Mannschaft von Luis Fernando Suarez ist der größte Außenseiter überhaupt in diesem Turnier: kein Ruf eilt ihnen voraus, nix besonderes umgibt sie, sie rechnen selber auch mit nix - angesichts der Gegnerschaft in Gruppe E (Frankreich, Schweiz, Ecuador) zwar nachvollziehbar, aber dann doch ein wenig mutlos.
Noch dazu ist zu lesen, dass sich Suarez bei der WM vom eh schon matten flachen 4-4-2 der Quali verabschieden und ein noch defensiveres 4-5-1 fahren wird.
Andererseits liegt die Stärke der honduranischen Legionäre (wie Figueroa, Bernardez, Wilson Palacios oder Espinoza) aber in der Defensive. Linksverteidiger Izaguirre und Rechtasußen Najar sind die stärksten Offensiv-Waffen.
Das mag innerhalb des insgesamt schwächelnden Conacaf-Verbands reichen (Kanada ist am Boden, die USA und Mexico verlieren selbigen, die karibischen Teams haben allesamt enntäuscht, einzig Panama verspürt Aufwind), auf der nächsthöheren Ebene wird es schwer werden, überhaupt zu punkten.
Der 23er-Kader
Tor: Noel Valladares, Donis Escober (Olimpia), Luis López (Real España).
Abwehr: Edder Delgado (Real Espana), Maynor Figueroa (Hull/ENG), Victor Bernardez (San Jose/US), Emilio Izaguirre (Celtic/SCO), Osman Chavez (Qingdao/CHN), Juan Carlos Garcia (Wigan/ENG), Brayan Beckeles (Olimpia), Juan Pablo Montes (Motagua).
Mittelfeld: Boniek García (Houston/US), Andy Najar (Anderlecht/BEL), Roger Espinoza (Wigan/ENG), Wilson Palacios (Stoke/ENG), Marvin Chávez (Colorado/US), Jorge Claros (Motagua), Luis Garrido (Olimpia), Mario Martínez (Real España).
Angriff: Jerry Bengtson (New England/US), Jerry Palacios (Alajuelense/CRC), Carlo Costly (Real España), Rony Martínez (Real Sociedad).
Stand-By: Yul Arzú (Marathon), Arnold Peralta (Rangers/SCO), Johnny Leverón (Vancouver/CAN), Alexander López (Houston/US), Diego Reyes (Real Sociedad), Bryan Rochez (Real Espana), Jonathan Mejía (Jaen/SPA).
Wer fehlt
Erick Norales, der in den USA spielt, Georgie Welcome, der in Thailand spielt und Édgar Álvarez von Platense.
Österreich-Aspekt
Maynor Suazo, defensiver Mittelfeldspieler aus Honduras, spielte lange Jahre in Salzburg, sowohl vor als auch nach der Red-Bull-Übernahme. Mittlerweile lässt er seine Karriere bei Choloma in der 2. Liga ausklingen.