Erstellt am: 5. 6. 2014 - 23:23 Uhr
The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 11.
Auch 2014 online: der Versuch das Journal '13 (wie schon das von 2003, '05, '07, 2009 und 2011) durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Heute: ein Eintrag ins WM-Journal '14. Die Preview mit den Einschätzungen der WM-Teilnehmer gibt's diesmal nicht einzeln oder nach den gelosten Gruppen, sondern nach Kulturräumen.
Thema in Teil 7 waren die vier Teams aus Ost- und Südosteuropa (Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland)
Teil 6 teilten sich die Nachbarn Argentinien und Uruguay
Teil 5 gehört 'tschland, dem deutschen Lieblingsnachbarn.
Teil 4 war Frankreich und Algerien gewidmet.
Teil 3 befasste sich mit den vier Teams aus Sub-Sahara-Afrika.
Teil 2 featurt die beiden Vertreter der Benelux-Staaten, Belgien und die Niederlande.
Teil 1: Mutterland & Offsprings, England, USA und Australien.
Die Einträge 2 und 3 gaben erste Antworten auf die zentralen Fragen; Eintrag 1 beschrieb ein Was-wäre-wenn aus österreichischer Sicht.
Natürlich ist es unzulässig den Fernen und den Nahen Osten (der in english Middle East heißt, im Umkehrschluss aber nie Mittlerer Osten genannt werden sollte) zusammenzulegen. Aber so ist das halt im Fußball-Universum: Asien ist da immer noch der kleinste Player; und die müssen am Katzentisch Platz nehmen, alle gemeinsam. Sorry.
Im übrigen sind seit heute mittag die 23er-Kader fix und confirmed. Noch bis 12. 6. können im Fall einer schweren Verletzung letzte, zu bestätigende Nachbesetzungen vorgenommen werden, für danach gibt es Ausnahmeregelungen nur für Torhüter.
Team Iran
Unser Wissen über den Iran oder Teheran kommt von Homeland-Folgen oder den geteilten Erinnerungen der Riahi-Brüder oder Dokus über den dortigen Stand des Frauen-Fußballs, deshalb sind Mutmaßungen, auch über die Wertigkeit, müßig.
Klar ist: so international, wie das iranische Nationalteam einmal aufgestellt war (wir erinnern uns an Ali Daei oder Mehdi Mahdavikia), ist es längst nimmer: kaum noch einer spielt im Westen. Dejagah oder Davari sind Secondos, Steven Beitashour hat sich extra den Vornamen Mehrdad zugelegt, damit er nicht so auffällt im Team der Heimat seiner Eltern. das heißt aber auch: keine Exportfähigkeit, deshalb auch keine Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Mannschaft von Carlos Queiroz lebt am ehesten davon, dass sie als abgeschotteter Außenseiter komplett unterschätzt werden wird. Und angesichts der vergleichsweise illustren Gegner-Schar (Ex-Weltmeister Argentinien, Afrikameister Nigeria und das aufblühende Bosnien) ist das auch möglich.
Queiroz hat in Anbetracht dieser Ausgangsposition die bestmöglichen Mittel aufgefahren: er spielt ein flaches 4-4-2, das er auch auf ein 4-5-1 zurückfahren kann. Und er setzt auf die Secondos wie Davari, Dejagah und den in Holland geborenen Ghoochannejhad und auf seinen alten, auch auslandserfahrenen Kapitän Nekounam. Dazu auf ein bissl Blockbildung und, Mahdavikia lässt grüßen, auf einen echten und guten Rechtsaußen namens Hejdari.
Der Iran hat keine Chance, das ist klar, wird aber alles versuchen dreimal eine gute Rolle zu spielen; zumindest die Homeland-Bilder werden dann aus unseren Köpfen gelöscht werden.
Der 23er-Kader
Tor: Daniel Davari (Braunschweig/D), Rahman Ahmadi (Isfahan), Alireza Haghighi (Covilha/POR)
Abwehr: Hossein Mahini, Jalal Hosseini, Mehrdad Pouladi (Persepolis), Amir Hossein Sadeghi, Hashem Beikzadeh (Esteghlal), Ahmad Alenemeh (Naft), Pejman Montazeri (Umm Salal/KAT), Steven Mehrdad Beitashour (Vancouver/CAN)
Mittelfeld: Khosrow Hejdari (Esteghlal), Reza Haghighi (Persepolis), Andranik Teymourian (Esteghlal), Ehsan Hajsafi (Sepahan), Ghasem Hadadifar (Isfahan), Bakhtiar Rahmani (Fulad), Javad Nekounam (Kuwait/KUW)
Angriff: Karim Ansarifard (Persepolis), Reza Ghoochannejhad (Charlton/ENG), Alireza Jahanbakhsh (NEC/NED), Masoud Shojaei (Las Palmas/SPA), Ashkan Dejagah (Fulham/ENG)
Stand-By: Suscha Makani (Fulad), Alireza Beiranvand (Naft); Mohammad Reza Khanzadeh, Ghasem Hadadifar (Sob Ahan), Ehsan Hajsafi (Sepahan), Reza Norouzi (Naft), Mohammad Reza Khalatbari (Persepolis), Mehdi Sharifi (Sepahan), Sardar Azmoun (Rubin Kasan/RUS)
Wer fehlt?
Zurückgetreten ist Mojtaba Jabbari von Al-Ahli (KAT), verletzt ist Omid Nazari von Ängelholms in Schweden. Und auch der in Katar beschäftigte Pejman Montazeri fehlt und da weiß ich nicht warum.
Team Japan
Sind die Japaner die beste Mannschaft Asiens? Müssten sie eigentlich sein, was? Sind sie nominell auch - trotzdem steht zwischen ihnen und ihrer Außenwirkung ein wenig viel, ja, Vorsicht und Höflichkeit.
Klingt nach Klischee, ja. Aber: wie anders ist es denn zu erklären, dass ein über die Jahre immer besser ausgebildetes, immer besser werdendes, mit immer mehr Akteuren in den guten europäischen Ligen versorgtes Nationalteam nicht so recht vom Fleck kommt?
In der deutschen Bundesliga hat mittlerweile fast jedes Team einen Japaner; und Erfolg damit. Kagawa hat es zu ManU geschafft, Honda zu Milan, Nagatomo zu Inter. Trotzdem wird man auch diesmal zufrieden sein, sofern man das Achtelfinale erreicht und spätestens dann höflich die Segel streichen.
Alberto Zaccheroni führt die Geschicke seit der letzten WM, und er führt sie entsprechend; japanisch. Konservativ. Das recht wagemutige Fächer-System, das Takeshi Okada bei der WM 2010 spielen ließ, löste er zugunsten des modernen Klassikers 4-2-3-1 auf. Gut, er hat weiterhin ein Mittelstürmer-Problem. Und die Abwehr ist nur solala, und die Mittelfeld-Zentrale überaltet.
Alles ein wenig wie immer. Und deshalb ist die Stagnation des japanischen Fußballs auch keine große Überraschung. In der Gruppe C mit Kolumbien, der Cote d'Ivoire und Griechenland sollte man zwar in jede Begegnung auf Augenhöhe hineingehen - ich kann mir aber gut vorstellen, dass ein mauer Start eine flaue und kurze Campaign nach sich ziehen könnte.
Der 23er-Kader
Tor: Eiji Kawashima (Standard/BEL), Shusaku Nishikawa (Urawa), Shuichi Gonda (Tokyo)
Abwehr: Gotoku Sakai (Stuttgart/D), Yuto Nagatomo (Inter/IT), Masato Morishige (Tokyo), Masahiko Inhoa (Jubilo Iwata), Hiroki Sakai (Hannover/D), Maya Yoshida (Southampton/ENG), Atsuto Uchida (Schalke/D), Yasuyuji Konno (Gamba Osaka)
Mittelfeld: Keisuke Honda (Milan/IT), Yashito Endo
(Gamba Osaka), Makato Hasebe, Hiroshi Kiyotake (Nürnberg/D), Shinji Kagawa (ManU/ENG), Toshihiro Aoyama (Sanfrecce), Hotaru Yamaguchi (Cerezo Osaka), Manabu Saito (Yokohama)
Angriff: Shinji Okazaki (Mainz/D), Yuya Osako (1860/D), Yoshito Okubo (Kawasaki), Yoichiro Kakitani (Cerezo Osaka)
Stand-By: Takuto Hayashi; Hiroki Mizumoto (Sanfrecce), Yūichi Komano (Jubilo), Kengo Nakamura (Kawasaki), Hajime Hosogai (Herrtha/D), Yōhei Toyoda (Sagan), Takumi Minamino (Cerezo).
Wer fehlt?
Vor allem Ryōichi Maeda (Jubilo), der beim Confed-Cup noch im Einsatz war, Mike Havenaar, der Holland-Japaner von Vitesse, der letztes Mal bei der WM noch als Springer zu sehen war. Takashi Inui von Eintracht Frankfurt und Genki Haraguchi von der Hertha.
Österreich-Aspekt
Es gibt tatsächlich einen Austro-Japaner, in der J-League Division 2 bei Shonan Bellmare: Tōmi Shimomura, Sohn eines Österreichers und einer Japanerin, in Sapporo, dem Wintersport-Mekka des Landes aufgewachsen.
Team Südkorea
Als Spieler, ja als Kapitän war Myong-Bo Hong beim größten Erfolg des koreanischen Fußballs ever mit dabei: 2002, bei der Heim-WM, als man bis ins Semifinale kam. Jetzt ist der vormalige Verteidiger der Coach, der einmal die Gruppe H (die mit Belgien als Kopf) überstehen soll.
Und das wird nicht leicht. Nicht weil Russland oder Algerien so unbezwingbare Gegner wären. Sondern weil die Lage schon einmal besser war; weil die Qualifikation mühselig verlief, weil es schon einmal mehr und auffälligere Legionäre gab, oder weil die koreanische Liga schon bessere Zeiten gesehen hat. Mittlerweile spielen immer mehr Koreaner in Japan und neuerdings in China. Nach Europa schaffen es dagegen deutlich weniger.
Positiv umgedeutet könnte man anmerken, dass die Mannschaft jung und taktisch gut ausgebildet ist und dass die in England und Deutschland aktiven Legionäre zwar (vielleicht mit Ausnahme von Son von Leverkusen) keine Stars, aber durchaus geachtete, verlässliche Akteure sind.
Es deutet alles auf eine wenig aufregende, aber pflichterfüllungsbesessene WM hin, in der ein Aufstieg ins Achtelfinale möglicher ist als es auf den 1. Blick scheint. Dass Hong, den sie daheim gern mit Beckenbauer vergleichen, dasselbe schafft, und auch als Coach ins Halbfinale kommt, erwartet hingegen eh niemand ernsthaft.
Der 23er-Kader
Tor: Beom-Young Lee (Busan), Seung-Gyu Kim (Hyundai), Sung-Ryong Jung (Bluewings)
Abwehr: Yong Lee (Hyundai), Jeong-Ho Hong (Augsburg/D), Young-Gwon Kim (Guangzhou/CHN), Suk-Young Yoon (QPR/ENG), Chang-Soo Kim (Kashiwa/JAP), Seok-Ho Hwang (Sanfrecce/JAP), Joo-hoo Park (Mainz/D), Tae-Hwi Kwak (Al-Hilal/KSA)
Mittelfeld: Bo-Kyung Kim (Cardiff/ENG), Jong-Woo Park (Guangzhou/CHN), Ja-Cheol Koo (Mainz/D), Kook-Young Han (Kashiwa/JAP), Chung-Yong Lee (Bolton/ENG), Sung-Yong Ki (Sunderland/ENG), Dae-Sung Ha (Beijing/CHN)
Angriff: Shin-Wook Kim (Hyundai), Keun-Ho Lee (Sangju), Chu-Young Park (Watford/ENG), Heung-Min Son (Leverkusen/D), Dong-Won Ji (Augsburg->Dortmund/D)
Stand-By: Jin-Hyeon Kim (Cerezo/JAP); Jin-Su Kim (Niigata/JAP), Kee-Hee Kim (Hyundai), Hyun-Soo Jang (Guangzhou/CHN), Tae-Hee Nam (Lekhwiya/KAT), Myung-Joo Lee (Pohang), Min-Woo Kim (Sagan/JAP).
Wer fehlt?
Der alte Haudegen und Bum-Kun-Sohn Du-Ri Cha (Seoul), Ki-Hun Yeom von den Bluewings, Jin-Soo Kim (Nigata/JAP), der 98fache Internationale Nam-Il Kim und der 99fache Dong-Gook Lee (beide Hyundai).
Und der Superstar der letzten Jahre Ji-Sun Park (Ex-ManU, jetzt PSV) wurde für zu alt befunden.