Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Eure Lord- und Ladyschaften, Chapeau!"

Martina Bauer

Geschriebenes und zu Beschreibendes. Literatur und andere Formate.

24. 7. 2014 - 18:40

Eure Lord- und Ladyschaften, Chapeau!

"Downton Abbey" ist eine Erfolgsstory. Die britische Adelsserie begeistert seit 2010 Publikum wie Kritik - in mehr als 200 Ländern. Selbst Prinz William ist Fan. Ab September gibt's Staffel fünf.

Eine morsende Hand, die Kamera folgt einem Zug entlang von Telegrafenmasten. Schließlich eine Frauenstimme, die "Oh my god" sagt, gefolgt von einen männlichen "That's impossible". Wir schreiben April 1912, Kick-off-Datum der Downton Abbey Geschichte, und soeben ist die Titanic gesunken.

Mit dem Schiff ist übrigens auch die Erbfolge im Hause Crawley den Bach hinutergegangen. Lord und Lady Grantham, Vater und Mutter Crawley, haben nämlich "bloß" drei Töchter, keine männlichen Nachkommen - ein Plot, der Downton langfristig beschäftigen wird.

Downtown Abbey´s BewohnerInnen und DienstbotInnen

itv

Die bisherigen vier Staffeln von DA - so das Serienkürzel - führen durch die 1910er und 20er Jahre in England. Hauptschauplatz (und damit fast wie eine Einheit des Ortes funktionierend) ist der titelgebende, herrschaftliche Countryside-Familiensitz Downton. Die Crawleys haben eine weitverzweigte Verwandt- wie Bekanntschaft, sonstige Entouragen und selbstverständlich die dazugehörende Dienerschaft.

Paralleluniversen

Cover der Downtown Abbey DVD, Staffel 4

universal

"Downton Abbey" Staffel 4 (deutsch) ist im Juni auf DVD erschienen. Ab Mitte September läuft in Großbritannien Season 5.

Zwei nebeneinander existierende, zwangsläufig auch interagierende Welten, eine Art Souterrain des Personals sowie die Oberwelt des Adels machen Downton Abbey aus. Zusammen mit der Anwesenheit von Regeln: Protokolle, Hierarchien, Hackordnungen, Sitzpläne, Menüfolgen und Konversationsdirektiven wollen eingehalten werden. Oben wie unten und natürlich im Umgang miteinander.

Zudem lebt DA von der Abwesenheit von Technik. Neuigkeitigen kommen per Zeitung oder Telegramm ins Haus. Der persönliche Besuch ist kein Gräuel, sondern Tagesordnung.
Fortschritt reißt die Menschen noch vom Hocker - Telefon, Toaster oder Handmixer können nicht nur die Küchenbelegschaft in Angst und Schrecken versetzen. Selbst die Matriarchin von Downton hat anfangs mehr als Respekt vor einer Neuerung namens Strom. Teufelszeugs.

Protagonistinnen

Diese Grande Dame wird übrigens gegeben von der großen Maggie Smith (eigentlich ja: Dame Maggie Smith). Schnippisch-schlagfertig ist sie - der restliche Cast muss sie um ihre Drehbuchsager beneiden - und bringt immer Leben in die Bude. Genauso wie ihre Enkelin und älteste Tochter des Hauses Lady Mary. Sie ist gewissermaßen Herz und Herzchen von Downton Abbey. Samt ihrer Liebesgeschichte mit Matthew. Wunderbar auch: das Butler-Oberste Hausdame-Gespann Carson/Hughes, die Köchin Ms. Patmore samt ihrer Gehilfin oder der schwule Hausdiener Thomas. Ach, und Shirley MacLaine gibt quasi das Pendant zu Maggie Smith, die zweite Familienälteste/(Schwieger-)Mutter/Oma.

ProtagonistInnen der britischen Serie Downtown Abbey

itv

Ende angepeilt

Schon in der Titelmelodie lässt sich erahnen, Downton Abbey ist gleichzeitig leicht und tragisch; und ja, manchmal nimmt die Serie eine Abbiegung zuviel Richtung Seifenoper und Klischee, aber wir verzeihen ihr das. Weil irgendwie ist sie ungewöhnlich. Allein die Tatsache, dass uns bis Staffel 4 drei Hauptpersonen abhanden kommen.

Ab Mitte September läuft in Großbritannien Staffel 5 und zumindest eine sechste, zwischendurch Wackelkandidatin, scheint mittlerweile wieder sicher. DA-Serienschöpfer Julian Fellows, bekannt auch für das Drehbuch zu "Gosford Park" und stets gelobt für seine historische Genauigkeit, sagte kürzlich im Interview mit der deutschen Tageszeitung Die Welt, dass er nicht glaube, mit Downton die 20er Jahre zu verlassen; auf die 30er und das Nazi-Sujet wolle er sich aus verschiedenen Gründen nicht einlassen. Themen, wo auf beiden Seiten vernünftige Menschen sprächen, seien ihm einfach lieber. Und er meinte auch: Das endgültige Ende werde einige ganz schön irritieren.