Erstellt am: 7. 6. 2014 - 06:00 Uhr
Als einzige Europäerin bei den X Games
Wer sagt, dass Skateboarden ein Jungssport sei und Frauen am Brett keinen Style hätten, der hat noch nie ein Video von Julia Brückler gesehen. Julia Brückler ist unbestritten die beste Skateboarderin das Landes und dieses Wochenende darf sie sich auf einer besonderen Bühne beweisen. Als einzige europäische Fahrerin ist sie zum weltgrößten Skate-Contest eingeladen worden, zu den X Games in Austin/Texas.
Simon Welebil / Radio FM4
Dass sie es einmal so weit schaffen würde, hätte sie sich wahrscheinlich selber nicht gedacht, als sie sich in der Mittelschule in Gerasdorf zum ersten Mal auf ein Skateboard gestellt hat. Doch ihr Ehrgeiz hat sie weit gebracht. Julia erinnert sich, wie sie damals - vor mittlerweile zehn Jahren - als Frau im Skatepark noch schief angesehen worden ist. Als sie dann besser geworden ist, sei das für manche auch nicht einfach zu verkraften gewesen: "Da kommt ein bissl der männliche Stolz rein: Jetzt bist ein Mädl und dann bist vielleicht gut auch noch. Hmm... Aber mittlerweile hat sich das Gott sei Dank gelegt und es ist normal, dass auch Mädls skaten."
Kaum Contests für Frauen
Simon Welebil / Radio FM4
Dass auch Frauen skaten, wird schön langsam als normal wahrgenommen. In Wien ist die Szene erst im Wachsen, in Berlin betreiben aber an die 30 Frauen Skaten ziemlich ernsthaft. Skate-Contests für Frauen sind aber immer noch Mangelware. Als Julia Brückler in die Contestszene eingestiegen ist, ist ihr nichts anderes übriggeblieben, als sich international zu orientieren. Da sie von Contestvideos, die sie im Netz gefunden hat, nicht sonderlich beeindruckt war, hat sie mit 19/20 beschlossen, sich der Konkurrenz zu stellen. Gleich bei ihrem ersten Contest in Barcelona ist sie Zweite geworden. Dort hat sie dann Feuer gefangen punkto Contestfahren - was allerdings einigen Aufwand bedeutet hat. Für die Contests, die über ganz Europa verstreut sind, muss sich Julia Brückler jedesmal Urlaub nehmen. Nur gut, dass ihr Arbeitgeber da mitspielt.
An der Schnittstelle der Wiener Skateszene
Julia Brückler arbeitet in Wiens einziger Skatehalle, der Skatearea 23. Neben organisatorischen Aufgaben bringt sie dort Kindern ihre ersten Skate-Tricks bei, ein Job, in dem sie aufgeht. Wenn Julia erzählt, wie sie motivierten Kindern bei ihren ersten Versuchen auf dem Board hilft, strahlt sie förmlich: "Nach einer Dreiviertelstunde können's schon die Rampen runterfahren, können's schon umdrehen und du weißt, das Kind hat eine Freude und ich hab's ihm vermittelt."
Der Job in der Skatehalle bringt fast nur Vorteile mit sich. Im Winter kann sie jeden Tag neben der Arbeit skaten gehen und im Sommer, wenn die meisten Contests sind, ist die Skatehalle ohnehin geschlossen. Rein vom Skaten leben zu können, ist als Frau in Europa fast nicht möglich. Die Sponsorensituation gestaltet sich schwierig, da die Szene nicht besonders groß ist. Größere Sponsoren, bei denen sie mehr als nur ein paar Produkte bekommt, hat Julia erst seit ca. zwei Jahren.
Simon Welebil / Radio FM4
Mit einem Skate-Edit zu den X Games
In den letzten Wochen hat Julia Brücklers Karriere einen ordentlichen Schub bekommen. Einen großen Anteil daran hatte sicher ein Video, das Ende März online gegangen ist. Julia wollte einfach ihre neue Kamera ausprobieren und hat eine Session in der Skatehalle mitfilmen lassen. Dieser kurze Video-Edit ist aber schnell eingeschlagen und wurde fleißig über Social Media geteilt. Selbst die alten Skateheads aus meinem Freundeskreis haben anerkennende Postings für diese Session abgeschickt. Innerhalb von fünf Tagen hatte das Video schon über 10.000 Views auf Youtube.
Neben Julia Brücklers umfassender Präsenz bei Contests in den letzten beiden Jahren hatte dieses Video sicherlich stark zu ihrer Einladung zu den X Games beigetragen - der nächste Schritt in ihrer Karriere und eine Riesenauszeichnung.
Als einzige Europäerin wird sie nun am Sonntag im Skate-Bewerb der Frauen antreten, vorwiegend gegen Frauen aus den USA und Brasilien, wo Skaten einen viel höheren Stellenwert hat als bei uns. Die Brasilianerin Leticia Bufoni geht wohl als Favoritin in den Contest, verstecken braucht sich Julia Brückler aber nicht. Ihr Ziel ist es, sich für das Finale der besten sechs Fahrerinnen zu qualifizieren, "das ist auch realistisch. Nicht einfach, aber möglich."
Update
Am Sonntag hat es für Julia Brückler knapp nicht für das Finale der besten sechs Fahrerinnen gereicht, sie wird siebte. Lacey Baker gewinnt die X Games vor Pamela Rosa und Leticia Bufoni.