Erstellt am: 3. 6. 2014 - 15:59 Uhr
Von sturen Stören und leeren Meeren

Pilo Pichler
Verena Winiwarter ist Professorin für Umweltgeschichte und Leiterin des Zentrums für Umweltgeschichte der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Österreichs Wissenschaftlerin des Jahres ist auch korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Wasser gibt es entweder zu wenig oder zu viel. Oft ist es zur falschen Zeit am falschen Ort. Schwellen Flüsse an, machen wir uns Sorgen, führen sie zu wenig Wasser, machen wir uns noch mehr Sorgen. Wirklich beherrschen können wir das Wasser nicht, trotzdem wir uns größte Mühe geben: „Industrialisierung, Urbanisierung und Energiegewinnung in großem Stil vergrößerten die Macht der Menschen über das Wasser“, schreibt John McNeill in seinem Buch „Blue Planet“, und weist gleichzeitig auf die damit verbundenen Probleme hin: „Menschen konnten sich große Bestände sichern und das Wasser dorthin leiten, wo es benötigt wurde. Zugleich aber brauchten sie immer mehr Wasser, sie vergeudeten immer mehr davon und verschmutzen es gründlicher“.
1990 haben wir 40-mal mehr Wasser verbraucht als 1700. Das allermeiste davon, nämlich 87%, wird heute in der industrialisierten Landwirtschaft für Bewässerung verwendet. Gleichzeitig verschmutzen ausgewaschener Kunstdünger und städtische Abwässer Flüsse, Seen, Deltas und Küsten. Seit 1970 haben wir Schätzungen zufolge ein Viertel der bekannten Salzwasserspezies und ein Drittel der Süßwasserspezies verloren, 200 Fischarten allein im afrikanischen Viktoriasee. Die moderne Grundschleppnetzfischerei zerstört jedes Jahr eine Fläche so groß wie die USA – und das nachhaltig.
Um Energie zu gewinnen, haben wir gigantische Staumauern gebaut, die heute selbst die mächtigsten Flüsse zähmen. Neben Wasser halten diese Mauern aber auch Sedimente zurück. Die Folgen: die Flussdeltas, die auf den Materialnachschub angewiesen sind, versinken.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sunset_at_Lake_Victoria,_Kenya.jpg?uselang=de
"Into The Blue" – Wassergeschichten
Es bedeckt 71 Prozent der Erdoberfläche und ist dennoch so kostbar wie kein anderes Gut: Wasser.
Der FM4-Schwerpunkt beleuchtet das Thema Wasser von verschiedenen Seiten: Wasser liefert Energie, ist Lebensmittel, Habitat aber auch Gefahr und wichtiger Klimafaktor.
„An keiner Ressource entladen sich so viele Konflikte wie an jenen um das Wasser“, sagt die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter. „There is no free lunch“, fügt sie hinzu: Jede Intervention hat ihren Preis. Österreichs Wissenschafterin des Jahres reist mit uns zum Viktoriasee, zu den Niagarafällen, an die Ostsee, zum Mississippi und zu Stalins Wolga-Staudämmen.
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