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Susi Ondrušová

Preview / Review

2. 6. 2014 - 22:32

So war das Maifeld Derby 2014

Ein Festivalausflug nach Mannheim und retour.

Mein Vorhaben für die Festivalsaison 2014 war ein Festival zu besuchen, auf dem ich noch nie war. Ich dachte die Planung wird mich nach Belgien oder Holland führen, dabei landete ich am Maifeld Derby in Mannheim, City of Popakademie. Home of Get Well Soon. Oder wie ein Freund am Wochenende gepostet hat: "Maifeld Derby ist das Primavera des kleinen Mannes" - Und der Frauen natürlich. Jetzt kann man über Quoten so viel reden wie man möchte, aber ein Festival, das an einem ausgewogenen Lineup interessiert ist, bekommt meine Stimme. Entdecken konnte ich so zum Beispiel gleich am ersten Tag die britische Singer/Songwriterin Lucy Rose oder Anna Aaron aus der Schweiz.

Ondrusova

Wo ein Festival dort ein Sonnenuntergang.

Auch in der Abteilung der Großbuchstaben-Suppe konnte das Maifeld Derby im vierten Bestehungsjahr mit einigen heiß-begehrten Acts im Lineup aufhorchen: Warpaint, St. Vincent, The National, Future Islands und Son Lux zum Beispiel. Vor allem letztere laufen im Haushalt Ondrusova in Dauerschleife und haben mir die Entscheidung, die Reise in den Norden anzutreten, leicht gemacht. Als Vorbereitung auf die Festivalsaison, die mich zum Beispiel in einer Woche in die Pannonia Fields bringt, ist ein 4.000-Menschenvolk-Festival natürlich überschaubar. Und weil das Festival eine organisatorische Familienangelegenheit des Get Well Soon-Umfelds ist, war irgendwie auch klar, dass vom Essensangebot bis zur Unterhaltung abseits der Hauptbühne alles ein wenig anders ablaufen wird. Vom Seifenblasen-Maschinen-Angebot an der Getränke-Bon-Kassa bis zum "Aufs Rad steigen, um den Mixer für einen Obst-Smoothie mit Strom zu versorgen". Klar, mehr Bobo als Smoothie geht natürlich nicht, aber wer gut Bier trinken will, muss auch gut Vitamine zu sich nehmen! Neben Freizeit-Saft-Trinkerin bin ich aber auch Fan von Sport-Erfindungen.

Ondrusova

Anleitung für Steckenpferd Dressuren

Da das Maifeld Derby am Gelände des Mannheimer Reitstadions stattfindet, war ein Programmpunkt im Laufe des Wochenendes die Steckenpferd-Dressur. Das ist genau das, was es sagt. Ein Steckenpferd aus Holz und Festivalgäste, die "Dressur reiten". Unter den Top3-Platzierten dieses Wettbewerbs war ein Herr, den ich zwei Festivaltage nur im Bademantel und Unterhose rumlaufen gesehen hab. Jedes Festival braucht mindestens einen, der aus der optischen Rolle des offensichtlichen Pitchfork-Lesers fällt. Zu viele ist zu viele, zum Auftakt der Festivalsaison reicht einer ganz gut. Danke an den Herrn Bademantel.

Renata Raksha

Mit neun Jahren hat St. Vincent sich Nirvana´s Nevermind gekauft und wie bei Millionen anderen war von dem Tag an nichts mehr wie es vorher war. Im April stand sie heuer im Rahmen der Rock´n´Roll Hall of Fame Aktivitäten mit "Nirvana" auf der Bühne.

Musikalische Glanzleistung wurde - wie schon erwartet - von St. Vincent geliefert. Von ihrem Auftritt hab ich leider keine Fotos gemacht, weil Matt Berninger und Aaron Dessner von The National zur Interview-Audienz geladen haben, so hab ich zwar die Hälfte ihres Sets verpasst, was aber nichts macht, denn noch tiefer konnte meine Kinnlade nicht fallen und noch mehr Glücksmoment-Grinser hätten meine Gesichtsmuskeln nicht ausgehalten. Mir fällt im Moment keine Musikerin, kein Musiker ein, der so eine theatralische Performance liefert. Meistens steht St. Vincent da und spielt einfach, dann wandert sie auf ein riesiges Podest, das Teil ihres Bühnensettings ist, oder sie tanzt eine kurze Choreographie oder rollt sich dramatisch vom Podest auf den Boden bis die Lichter ausgehen und im nächsten Moment steht sie schon wieder am Mikro. Vielleicht war es der Zauber des "ersten Mals", vielleicht die Beflügelung durch das Interview, bei dem wir uns auf Nick Caves Songzeile "You weren‘t much of a muse but then I wasn‘t much of a poet" als die beste der Welt einigen konnten. Es war ein magischer Auftritt.

Fangen wir aber beim ersten Festival-Tag an, neben vielen Bands aus Deutschland oder Bands, die ich leider verpassen musste wegen Uneinigkeit, ob ich sie überhaupt gut finde (Servus Warpaint!), gab es zu meiner großen Freude auch ein Wiedersehen mit den Herren von Bilderbuch. Aber seht selbst, hier ein paar Eindrücke vom Maifeld Derby 2014: