Erstellt am: 2. 6. 2014 - 16:21 Uhr
Ugga-Ugga, Onomatopoeia
Das Debütalbum der Glass Animals nennt sich "Zaba" und mit diesem Titel soll erst einmal nichts gemeint sein. Albumtitel voller Eindeutigkeit und Bedeutsamkeit – weg damit! Die Welt soll sich anhand der auf Tonträger gespeicherten Geräusche erschließen. Oder rätselhaft bleiben. Mit "Zaba" wollen sich die Glass Animals nicht auf die gleichnamige Community in der Demokratischen Republik beziehen; obwohl es gut möglich ist, dass dem jungen Quartett aus Oxford dieses Wort bei seinen transglobalen Feldforschungen ebenda zugefallen ist.
Vielmehr schreiben die Glass Animals ihr Album mit dem unkodierten Titel "Zaba" in eine Reihe großer, progressiv rockend, experimentell ausprobierend, komisch blubbernd, krautig wildwuchernd aus dem Ruder laufender Kauderwelsch-Platten wie "Ummagumma" von Pink Floyd und "Tago Mago" von Can ein. Das geht nicht immer gut. Die Welt ist mein Zuhause, das Universum das Limit.
Glass Animals
Die Glass Animals haben in den letzten beiden Jahren ein paar schöne Singles und EPs veröffentlicht, auf denen das Instrumente-Ringelreia zwischen Gitarren, Synthesizern, Samplern und allerlei Percussion-Aufkommen schon gut und putzmunter erprobt wurde. Das Debütalbum hat jetzt die ganze aus den farbenfrohesten Bretterbausiedlungen des halben Globus und den nur schicksten Clubs der Großstadt zusammengeklaubte Laut- und Zeichensprache geschmeidig in Form gegossen.
"Zaba" erscheint beim Label Wolf Tone, das von Über-Producer Paul Epworth betrieben wird. Epworth hat in der jüngeren Vergangenheit Menschen wie Foster the People, Adele, den Friendly Fires, Bruno Mars, Bloc Party, Florence and the Machine und vielen, vielen, vielen mehr an den Studioreglern oder auch als Songwriter höchst erfolgreich unter die Arme gegriffen. Da erschüttert es jetzt nur bescheiden, dass auch seine neuen Pflegekinder dem quietschvergnügten Stilpluralismus frönen. Großer Gott Eklekt, besprühe mich möglichst facettenreich!
Die Glass Animals hören also alle miteinander und getrennt voneinander alle möglichen und unmöglichen Musiken. Einigen können sich die vier Herren auf zum Beispiel folgende Acts: Burial, Flying Lotus, Radiohead, Animal Collective. Bitte nicht gleich vor Originalitätsschock vom Motorrad fallen. Auf "Zaba" gilt es, Musik zu erleben, die im weitesten Sinne noch als "Indiepop" gefasst werden kann. Musik, die vier junge Männer mit Gitarren so machen, bis ihnen die Gitarre allein zu langweilig wird.
So ist diese Musik durchsetzt von, zersäbelt durch, aufgeladen und gewürzt mit dem wilden Aroma der Klanghölzer aus irgendeinem Dschungel, Hauptsache Dschungel, fernöstlichem KlingKlang, Feuerzauber, Karneval und Percussions-Explosion. Dazwischen fauchen und funkeln Field Recordings und es brät die Elektronik. Es legen sich wie aus einem Dr.-Dre-Stück abgesampelte Strings unter das Geschehen, eine allgemeine überdeutliche Liebe für R’n’B und zärtlichen Säusel-Poststep erblüht, manchmal geht’s Richtung TripHop aus der Düsterwerkstatt.
Wolf Tone
"Lieber Freund, verzeih meinen langen Brief, für einen kurzen hatte ich heute keine Zeit", hat Goethe einmal gesagt. Zum Glück hatten die Glass Animals Zeit für einen halbwegs kurzen. Materialschlacht allein genügt nicht. Alles und alle mit jedem macht müde. Die Glass Animals haben alle aus der Second-Hand-Boutique gezogenen Ideen sauber eingeschmolzen und als kleine, durchgehend Spaß machende Popsongs portioniert. Oft wabert und brummt es vieldeutig, oft sind die Stücke gar minimalistisch und konzentriert organisiert.
Nicht genung, dass sich das Album der Glass Animals "Zaba" nennt, auch ihren Songs gibt die Bands gerne vage lautmalerische, den Sound gut begleitende Titel wie "Gooey" (Klebrig, Zähflüssig), "Woozy" (Benebelt), "Hazey" (sic!) (Dunstig, Verschleiert), "Black Mambo" (Selbsterklärend) oder "Walla Walla" (???). Dies ist die Musik zur Zeit. Aus dem Post-Internet geboren, aus Schlagworten und Signalen zur großen, grellen, schicken Pose montiert. Cowabunga. Hadouken.