Erstellt am: 2. 6. 2014 - 16:07 Uhr
Flimmern: Zwischen Licht und Schatten
20 Jahre nach dem Zapatisten-Aufstand am ersten Jänner 1994 hat Subcomandante Marcos am 25 Mai sein Verschwinden, seine Auflösung bekannt gegeben. Die Zapatisten brauchen keine Figur wie ihn mehr und Marcos waren ohnehin immer viele, meinte er zum Abschied
1. Januar 1994: Nach Inkrafttreten des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens besetzten Indio-Guerilleros der EZLN, der Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung, fünf mexikanische Bezirkshauptstädte. Als Sprecher des "Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees - Generalkommandantur" wandte sich der maskierte Subcomandante Insurgente Marcos, auch genannt Delegado Zero, zum ersten Mal an die Medien. Die Maskierung wurde die letzten 20 Jahre ebenso wenig abgelegt wie Marcos Identität und Biographie bekannt gegeben wurde.
"Es ist nicht nötig, die Welt zu erobern. Es genügt, sie neu zu schaffen," ist eines meiner Lieblings-Zitate von Subcomandante Marcos, der seit letzter Woche nicht mehr existiert.
Der ausschließlich maskiert auftretende Rebellenführer Subcomandante Marcos hat bei einer Veranstaltung der Zapatistischen Armee Zur Nationalen Befreiung einen Brief verlesen und erklärt, dass es ihn, Subcomandante Marcos, ab sofort nicht mehr geben wird. Marcos sei nie eine reale Person gewesen, sondern vielmehr eine Kunstfigur, hinter der sich mehrere Personen verborgen hätten. Die Zeiten hätten sich geändert und eine maskierte Kunstfigur wie er, die geschaffen wurde um die Aufmerksamkeit der Medien auf den Widerstand der Zapatisten zu lenken, sei nicht mehr nötig, meinte der auch in medialen Guerilla-Taktiken brillante Subdominante Marcos in seiner Rede.
tj scenes / cesar bojorquez
"What began for us in 1994 is one of many moments of war by those below against those above, against their world.
This war of resistance is fought day in and day out in the streets of any corner of the five continents, in their countrysides and in their mountains.
It was and is ours, as it is of many from below, a war for humanity and against neoliberalism.
Against death, we demand life.
Against silence, we demand the word and respect.
Against oblivion, memory.
Against humiliation and contempt, dignity.
Against oppression, rebellion.
Against slavery, freedom.
Against imposition, democracy.
Against crime, justice.
Who with the least bit of humanity in their veins would or could question these demands?"
In einem älteren Interview meinte er auf die Frage nach seiner Identität, "Marcos ist Schwuler in San Francisco, Schwarzer in Südafrika, Asiat in Europa, Anarchist in Spanien, Palästinenser in Israel, Indio in San Cristóbal Jude in Deutschland.2
Als sein Alter gab er 518 Jahre an, auf den Zeitpunkt Bezug nehmend, zu dem die Konquistadoren in Amerika landeten und die von Europa ausgehende Plünderung und Zerstörung des Kontinents begann.
Subcomandante Marcos war gleich nach dem Aufstand der EZLN 1994 an die Öffentlichkeit getreten. Die Zapatisten fordern für die Rechte der indigenen Bevölkerung Mexikos und autonome Selbstverwaltung, die eine Emanzipation aus neokolonialen Ausbeutungszusammenhängen ermöglicht. Subcomandante Marcos hat zwanzig Bücher und über 200 Essays und Texte veröffentlicht. Das Geheimnis seiner Identität nimmt er mit, es wird spekuliert dass er Philosophie an der UNAM, der autonomen Universität von Mexico City unterrichtet. Aber das seim wie Marcos sagte, egalm weil er viele ist. Zum Abschied las Marcos eine lange Liste der Namen von Verschwundenen, Ermordeten und politischen Gefangenen vor.
"Damit schlagen wird dem Tod ein Schnippchen, denn er wird nur einen Namen mitnehmen", meinte er zum Abschied.