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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

1. 6. 2014 - 16:26

Weiterschaukeln mit schwerem Atem

Der Song zum Sonntag: Parquet Courts – "Instant Disassembly"

Ein Lob der Monotonie. Müde sitzen wir an einem heißen Sommerabend im Schaukelstuhl. Wir wippen vor, wir wippen zurück. Das geht eine Zeit lang so. Viel wird heute nicht mehr passieren, das letzte Bier in der Hand ist längst schon warm geworden, die Erschöpfung wird immer mehr zu einem Stechen im Kopf.

Für gewöhnlich ist das aus Texas stammende, mittlerweile in Brooklyn ansässige Quartett Parquet Courts für Geschwindigkeiten am anderen Ende der Euphorie-Skala bekannt: Räudiger Garagenrock, Postpunk-Gedächtnis-Miniaturen und stilsicherer wie melodiebewusster Punk vertonen da bei dieser Band meist die kribblig machenden Gefühle, die einem 15-jährigen in den Körper schießen, wenn er das erste Mal mit einem Moped durch den Gatsch düst.

Kann man bestens auf dem letztes Jahr erschienenen und sehr guten Debütalbum von Parquet Courts nachhören: "Light Up Gold" war ein aberwitziges Dokument eines good old Rock'n'Roll, der gleichzeitig dauerbekifft wie stets auf Hochelektrizität, Energie und Schweiß gebürstet daherkommt. Lou Reed und Jonathan Richman auf schnellen Drogen und vom Blitz getroffen.

Parquet Courts

Parquet Courts

Demnächst wird unter dem Titel "Sunbathing Animal" via What's Your Rupture das zweite Album von Parquet Courts erscheinen: Urteilt man nach den beiden ersten Vorboten zur Platte – dem Titelsong und der herausragenden Nummer "Black and White" – so ist keine große Neuorientierung im geilen Schaffen der Band zu erwarten, die dritte, vor kurzem veröffentlichte Single aber zeigt die Parquet Courts im ungewöhnlichen Modus der Gemütlichkeit – wenn auch nicht unbedingt einer besonders erfreulichen oder Entspannung schenkenden.

Sieben Minuten lang schunkeln sich die vier adrett verwahrlosten Boys von Parquet Courts mit "Instant Disassembly" durch einen faulen Song, in dem so gut wie keine dynamischen Verschiebungen stattfinden. Es wird schon irgendwie weitergehen. Ein ewig gleichgültig eierndes Leiern wie ein fantastischer alter Rolling-Stones-Song, in dem durch minimalen Aufwand die Magie entsteht. Wiederholung, Wiederholung, Hypnose.

"Oh, I kept explaining I was too tired to continue too speak" singen Parquet Courts, um dann eben doch immer weiterzumurmeln. Es geht in "Instant Disassembly" nämlich um eine Herzensangelegenheit, die Sache mit dem Herzen also. Unser Erzähler fühlt sich durch die Liebe ganz schön geknickt, zerstört und auseinandergenommen. Das ganze Gebäude ist ihm in sich selbst zusammengestürzt, wie es im Text recht bildhaft heißt. Am Ende bleibt nur immer wieder und wieder zu beteuern: "I can’t breathe, I can’t breathe, It’s hard to inhale". Sofortige Demontage. Oder vielleicht doch erst nach noch einem kleinen Nickerchen. Take it easy, altes Haus.