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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

30. 5. 2014 - 20:47

The daily Blumenau. Friday Edition, 30-05-14.

Die Live-Begleitung zum Island-Länderspiel in Innsbruck. #fußballjournal14

Auch 2014 online: der Versuch das Journal '13 (wie schon das von 2003, '05, '07, 2009 und 2011) durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Heute wieder mit der traditionellen Live-Begleitung von ÖFB-Länderspielen. Denn im Nachhinein kann jeder was besser wissen, die Dinge währenddessen anzusprechen hat aber mehr Gewicht.

Der ÖFB-Kader

Tor: Robert Almer (Cottbus/D), Heinz Lindner (Austria), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).

Abwehr: Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/UKR), György Garics (Bologna/IT), Martin Hinteregger, Florian Klein, Andreas Ulmer (Salzburg), Emanuel Pogatetz (Nürnberg/D), Sebastian Prödl (Werder Bremen/D), Markus Suttner (Austria). Auf Abruf: Christopher Dibon, Christopher Trimmel (Rapid), Kevin Wimmer (Köln/D -> bei U21).

Mittelfeld: Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Stefan Ilsanker, Christoph Leitgeb, Valentino Lazaro, Robert Zulj (Salzburg), Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Andreas Ivanschitz (Levante/SPA), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), Marcel Sabitzer (Rapid), Michael Liendl (Düsseldorf/D). Auf Abruf: Guido Burgstaller (Rapid), Jakob Jantscher (Nijmegen/NED).

Angriff: Lukas Hinterseer (Innsbruck), Marc Janko (Trabzonspor/TUR), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG), Auf Abruf: Deni Alar (Rapid), Philipp Hosiner (Austria), Philipp Zulechner (Freiburg/D).

Verletzt: David Alaba (Bayern /D), Christian Fuchs (Schalke/D) Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Martin Harnik (Stuttgart/D).
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Lars Lagerbäcks 23er-Kader

Tor: Gunnleifur Gunnleifsson (Breidablik), Hannes Halldorsson (Sandnes/NOR), Ogmundur Kristinsson (Fram Reykjavik)

Abwehr: Birkir Sevarsson (Brann Bergen/NOR), Ragnar Sigurdsson (Krasnodar/RUS), Kari Arnason (Rotherham/ ENG), Sölvi Ottesen Jonsson (Ural/RUS), Ari Freyr Skulason (Odense/DEN), Theodor Bjarnason (Randers/DEN), Hallgrimur Jonasson (Sönderjyske/DEN), Hörour Magnusson (Spezia/ITA)

Mittelfeld: Aron Gunnarsson (Cardiff/ENG), Emil Hallfredsson (Hellas Verona/ITA), Helgi Danielsson (Belenenses/ POR), Johann Berg Gudmundsson (AZ Alkmaar/NED), Birkir Bjarnason (Sampdoria/ ITA), Rurik Gíslason (FC Kopenhagen/DEN), Gylfi Sigurdsson (Tottenham/ ENG)

Angriff: Kolbeinn Sigthorsson (Ajax/NED), Jon Bödvarsson (Viking Stavanger/NOR), Halldor Björnsson (Falkenbergs/ SWE), Vidar Kjartansson (Valerenga/NOR), Kristjan Emilsson (Hafnarfjördur).

Mitten in der WM-Vorbereitung präpariert sich das ÖFB-Team schon für die Euro 2016 in Frankreich.

Gegner-Simulation und Zweiter-Anzug-Test

Heute Abend in Innsbruck soll Island dabei den Quali-Gegner Schweden simulieren. Der isländische Coach, Lars Lagerbäck, wäre schon einmal ein typischer, wird sein Team also auch so ähnlich spielen lassen.

Marcel Koller experimentiert nicht, er bleibt beim eingetuneten 4-2-3-1, und probiert diesmal die Salzburger Achse aus. In Abwesenheit von Alaba und Kavlak kommen so Ilsanker und Leitgeb zu ihrem Duett-Debut. Zudem kommen Lindner und Özcan (in Halbzeit 2) zum Zug.

Österreich kommt mit 12 Lindner; 17 Klein, 3 Dragovic, 6 Hinteregger, 13 Suttner; 8 Ilsanker, 18 Leitgeb; 20 Sabitzer, 10 Junuzovic, 7 Arnautovic; 21 Janko (K), in rot-weiß auf den Tivoli.

Das heißt fünf mal Salzburg (inkl. Neuzugang Sabitzer), mit Ulmer als Linksverteidiger wären es sechs gewesen, aber der hat sich kurzfristig verletzt. Deswegen spielen zwei Austrianer. Dazu kommen vier Legionäre.

Island läuft in Blau mit 1 Halldorsson; 2 Sevarsson, 14 Arnason, 5 Ottensen, 23 Skulason; 19 Gislason, 17 Gunnarsson (K), 20 Hallfredsson, 8 Bjarnason; 9 Sigthorsson, 21 Kjartansson auf.

Das ist eine reine Legionärstruppe mit vielen Norwegern, einigen Engländern, Italienern, Russen und Dänen. Keine schlechte Mannschaft also.

Erste Eindrücke nach dem Anpfiff

Sieht nach einem klassischen flachen 4-4-2 aus, wobei die vorderen beiden, zumindest in der Defensive, gestaffelt agieren. Lagerbäck lässt zwei ganz enge Viererketten herumtanzen, die kaum Raum dazwischen anbieten, Island steht also sehr tief.

Allerdings fächern sich die Kicker aus dem Feen- und Elfenreich im Offensivfall sehr kreativ auf, machen das Feld dann sehr breit und suchen unter Einsatz ihrer körperlichen Wucht die Lücken.

In den ersten Minuten schau ich deutlich mehr auf Island, obwohl ich das gar nicht vorhatte - sie bieten aber das deutlich interessantere Spiel an.

Österreichs Antwort auf das isländische Spiel scheint mir in verstärkter Vertikalität zu liegen - jeder Ball wird sofort in Richtung Spitze entsorgt, so etwas wie einen geplanten Aufbau sehe ich bei der papierformmäßig überlegenen Mannschaft (noch) nicht.

Nach dem Durchhänger bei 20 Minuten passiert dann was...

In der 26. Minute zeigt Florian Klein Tugenden, mit denen er beim VfB Stuttgart sofort auf die Bank kommt: nach einem Fehlpass als vorletzter Mann läuft er, Dragovic doppelnd, zum ballführenden Anfgreifer hin, anstatt die zwei auf seiner Verteidigungsseite vorpreschenden Isländer zu beachten.

In der 28. Minute setzen Ilsanker und Janko im Mittelfeld zweimal am Rande des Fouls nach, erobern den Ball, den Arnautovic dann mit einem Geniepass in ein Loch befördert, durch welches Sabitzer schnellt, der dann allein auf den Torhüter zuläuft und die Führung sowie sein erstes Teamtor erzielt. Ein Erfolg der harten Pressing-Maschinerie, die Koller ersteingeführt hat - Constantini und seine Vorgänger müssen sich diese Begriffe ja immer noch buchstabieren lassen. Interessant dass sich Stefan Ilsanker so schnell und so effektiv in dieses System eingefunden hat - noch interessanter, warum Marcel Koller so lang (und auch so
entwürdigend) herumgeschissen hat ehe er diesen Mann endlich fürs Team nominierte.

Nach dem Tor ist vor dem Tor

Nach dem Tor sichert sich das ÖFB-Team erst einmal ab, lässt weniger zu als in der Anfangs-Phase und wartet auf die nächste passende Gelegenheit. Insofern ist das für Schweden kein schlechter Test. In jedem Fall auswärts, und wohl auch daheim, wird das Team rund um den Hoppla-jetzt-komm-ich-Poser Ibrahimovic selbstverständlich auch einen aktiven Part übernehmen und sich keinesfalls von selber hinten reinstellen; d.h. bei schnell abgefangenen Angriffs-Bemühungen also auch verwundbar sein.

Wenn die Österreicher ihre schnellen Umschalt-Angriffe dann so gut spielen wie beim Tor oder der einen anderen herausragenden Kombi-Aktion (der in der 42.), dann kann das Früchte tragen. Für ein durchgehend befriedigendes Spiel oder gar eine echte Schau ist es aber trotzdem zu wenig.

Halbzeitgeplänkel

Am Rande des Länderspiels hat der ÖFB bestätigt, dass er sich um eine Team-Karriere von Alan bemühen will. Alan (der jetzt laut offizieller Auskunft keine Bewerbsspiele für Brasiliens U20 bestritten hatte, da gab es Restunsicherheiten) lebt seit Sommer 2010 in Österreich, könnte also 2015 eingebürgert werden. Für Johnathan Soriano geht sich's nicht aus, der war für Spanien zu offiziell dabei, bei Jonathan Schmid, den Austro-Franzosen aus Freuburg, scheitert's am fehlenden Austro-Pass, den er auch nur bei einem neuen Lebensmittelpunkt kriegen würde. Anel Hadzic trainiert für Bosnien für die WM und Moritz Leitner hat sich wohl für Deutschland entschieden. Rapid-Tormanntalent Marko Maric hat sich für Kroatien entschieden, dafür hat der ÖFB den Kampf um die Austria-Brüder Hadzikic gewonnen.

Halbzeit 2...

... bringt Ramazan Özcan mit der Nummer 23 ins ÖFB-Tor. Und der hat gegen den platzierten Kopfball des vion Dragovic unbehelligten Sigthorsson ins lange Eck gleich einmal genau gar keine Chance. 1:1, das Spiel beginnt also von vorne.

Das ÖFB-Team erhöht daraufhin Tempo und Druck und mir fallen ein paar Dinge auf:

1) Junuzovic ist zu weit vorne platziert, meistens vor seinen Flügeln. Das ist anspielstationentechnisch bei der Verwertung gut, für die Vorbereitung aber schlecht. Weshalb der Zehner heute nicht so zur Geltung kommt, wie es möglich wäre.

2) Sabitzer und Arnautovic rochieren praktisch gar nicht. Arnautovic zieht tradtionell viel nach innen, Sabitzer kommt im besten Fall mit Anlauf etwas weiter innen daher. Okay, zwei verschiedene Spielertypen, könnte man sagen. Ja, eh, aber solche Ungleichgewíchtungen können ein Spiel auch unwuchtig machen.

3) Suttner ist offensiv flankentechnisch deutlich präziser als Klein. Auch die Kombinatorik Suttner-Arnatovic ist deutlich besser als die zwischen Klein und Sabitzer. Das nur nachgereicht für die Arnautovic-Bashing-Fraktion, die ihn gern zum Egoisten stempelt.

Trotzdem müsste Team Austria jetzt (in der 57. Minute) eigentlich schon führen, verdient wär es. Weimann und Hinterseer sollen kommen, wohl für Janko und Juno.

Koller stellt sein System mit einer Juno-Justierung leicht um

Wechsel (60.): 15 Danielsson für 19 Gislason und 16 Bodvarsson für 21 Kjartarsson. 16 Hinterseer und 9 Weimann für 21 Janko und 18 Leitgeb.

Das ist interessant. Koller will Junuzovic also vielleicht auch ein Stück weiter hinten sehen, vielleicht sogar als Achter hinter/neben Hinterseer. Und tatsächlich sieht man Junuzovic in der Folge als etwas offensiveren Leitgeb, also als halblinken Achter hinter Hinterseer (halbrechts) und Weimann (halblinks), die sich die Räume ganz vorne teilen. Aus dem anfänglichen 4-2-3-1 ist also ein 4-4-2 geworden, eines mit Diamant-Raute.

Island entgegnet mit einer drängenden Phase der Dominanz (70.). Bei Österreich hat man jetzt nicht das Gefühl als würde man wirklich gewinnen wollen.

Lazaro soll kommen, der nächste Alaba, er hat die Nummer 11 bekommen und ersetzt in der 75. Arnautovic (7) und soll wohl wie der links offensiv spielen. Nein, Koller holt Sabitzer auf links und platziert Lazaro auf der rechten Flanke vor Klein. Junuzovic spielt jetzt deutlich schleppender und wiederum zu weit hinten um etwas zu bewegen. Da passt die Justierung heute gar nicht.

Wechsel 79.: 18 Bjarnasson für 20 Hallfredsson.
Wechsel 86.: 14 Baumgartlinger, der braucht dringend Spielpraxis, für 10 Junuzovic, das ist jetzt auch folgerichtig. Dazwischen waren zwei gute Schusschancen, aber kein sinnhaft angekurbeltes und strategisch durchdachtes Spiel.

Wechsel 88.: 3 Jonasson für 5 Otteson. Und 25 Ivanschitz für 20 Sabitzer, dh der Levantiner wird links bleiben.

Ansonsten stimmt nix mehr: Baumgartlinger, Ilsanker und Lazaro stehen sich bei einem Kopfball im Mittelfeld zu dritt im Weg herum. Niemand ist mehr an diesem Match interessiert. Zeit für das Spielende.

Subs not used: Almer (so abgesprochen); Ulmer (verletzt), Garics, Prödl, Pogatetz (kommen wohl gegen die Tschechen dran), Zulj (wechselt zur U21) und Liendl (kriegt wohl auch gegen Tschechien sein Debüt; das von Lazaro war drängender).

Hier die beiden einzigen interessanten nachträglichen Analysen: die von ballverliebt.eu und die von laola1.at

Das irgendwie anstrengende Innsbrucker Publikum pfeift, wie schon beim Arnautovic-Austausch. Wahrscheinlich ist, wie immer in Tirol, Wien schuld am Spielausgang.

Strategisch hat das Island-Spiel nichts Neues gebracht, die schwedische Simulation ist nur in Ansätzen gelungen, das neu installierte Personal (vor allem Ilsanker) hat entsprochen, Suttner hat gezeigt, dass er Fuchs ersetzen kann, Sabitzer war trotz Tor, zu statisch. Und die Schwierigkeiten Junuzovic an die richtige Stelle zu bugsieren, sind neu.

So sind durch dieses Testspiel mehr Fragen aufgeworfen worden, als zu erwarten war. Sie werden am Dienstag im Match gegen Tschechien beantwortet werden müssen.