Erstellt am: 30. 5. 2014 - 06:00 Uhr
FM4 Kinopremiere "Boyhood"
Außergewöhnlich berührend ist "Boyhood" und dafür wurde der Film und sein Regisseur Richard Linklater mit dem Silbernen Bären auf der letzten Berlinale belohnt und jetzt eben vor seinem regulären Österreichstart mit einer FM4 Kinopremiere.
Universal
Über zwölf Jahre hindurch hat US-Filmemacher Richard Linklater das Leben einer dysfunktionalen Patchwork-Familie verfolgt. Jedes Jahr hat Linklater mit den gleichen Schauspielern rund eine Woche gedreht, Alltag inszeniert. Im Zentrum steht Sohn Mason (Ellar Coltrane), der vom 6. bis zum 18. Lebensjahr neben seiner energetischen Schwester (Lorelei Linklater, die Tochter des Regisseurs) im Gefühlschaos zwischen seinen getrennten Filmeltern Ethan Hawke und Patricia Arquette aufwächst.
In "Boyhood" aber verkettet sich kein fiktiver Unfall- oder Krebstod zur tranigen Drama-Masche. Richard Linklater sind die beiläufigen, gewichtigen Lebensmomente prall genug. Er verzichtet auf schematische Ingredienzien eines Coming-of-Age-Movies. In "Boyhood" findet die Inszenierung des ersten Kusses nicht statt und es folgt auch kein ausgewalzter Liebeskummer, in dem sich Teenager Mason badet. Die Pubertätswirren markieren keine Klischee-Schlachtfelder, Mason und auch die erwachsenen Charaktere zerbröseln nicht an ihren Beziehungs-Aufs und -Abs. Auch ohne die klassische Bebilderung zugespitzter Gefühlslagen bleiben die Charaktere intensiv und tiefsinnig.
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Kaum jemand scripted so natürlich frisch Situationskomik wie Linklater und niemand verkörpert sie authentisch erfrischend wie Ethan Hawke. Die wechselnden Emotionen, Frisuren, Körperformen und ein Soundtrack unterschiedlicher Geistesgegenwärtigkeiten führen den Lauf der Dinge zusammen. Jason muss gleich mehrere väterliche (Anti-)Autoritäten verdauen. Der aggressive Stiefvater und Alkoholiker zwingt Mason, das lange Haar gegen die Stoppelglatze zu tauschen. Sein leiblicher Vater schenkt dem Sohn das selbstgebrannte und -ernannte "Black Album". Mason Sr. hat auf CD die Solo-Songs der Beatles-Mitglieder gebündelt und legt sie Mason Jr. als Medizin für jede Lebenslage ans Herz.
Die Musik und die enge Beziehung seiner Figuren zu ihr hat Richard Linklater seit seinem Spielfilmdebüt, der High-School-Komödie "Dazed and Confused" (1993) in all seinen Kinoarbeiten zur besten Nebendarstellerin gemacht. In "Boyhood" ist es der Sound, der die Generationen subtil trennt oder auch zusammenführt, dort wo Coldplay über Daft Punk bis hin zu Arcade Fire die Atmosphäre eines Jahrzehnts atmosphärisch dicht prägen.
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Mit "Boyhood" geht wohl auch auch eine Epoche zu Ende, in der Regisseur Richard Linklater über längeren Zeitraum die Entwicklung seiner Charaktere in Fortsetzungsfilmen beobachtet hat. Nach "Before Sunrise", "Before Sunset" und "Before Midnight" hat der Texaner mit einem Meisterwerk eine Ära seines methodischen Arbeitens für beendet erklärt. Er habe nun fürs Kino "Klassischeres vor, auch wenn der Faktor Zeit nach wie vor eine große Rolle darin spielen wird".
FM4 Kinopremiere "Boyhood"
Wir haben 35*2 Karten für "Boyhood" (OmU, 163 min) am 4. Juni 2014 um 20.00 Uhr im Votivkino Wien unter allen verlost, die uns folgende Frage richtig beantworten konnten:
Welche zwei Schauspieler und spätere Oscar-Preisträger haben gemeinsam in welchem Film von Richard Linklater mitgewirkt?
Richtige Antwort: Ben Affleck und Matthew McConaughey in "Dazed and Confused"
Vielen Dank fürs Mitmachen!
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