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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

27. 5. 2014 - 20:33

Poetisiert euch!

Lyrik und Kurzprosa in Kombination mit Illustrationen bestimmen das Programm des Verlagshauses J. Frank. Ein Besuch bei überzeugten Gedichtelesern - im House of Pain.

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Verlagshaus J. Frank | Berlin. Ein großes Fenster öffnet den Blick in das kleine Büro: Drei Schreibtische, ein Bücherregal, eine Sitzgruppe. Kein Schnickschnack. Johannes Frank, Andrea Schmidt und Dominik Ziller sind schwarz gekleidet und bei ihrem Anblick denkt man eher an eine gitarrenlastige Band, die im "House of Pain" daheim ist, als an einen Verlag, der sich auf Lyrik in Kombination mit Illustration spezialisiert hat.

Verlagshaus J. Frank | Berlin - die drei verlegerinnen

Verlagshaus J. Frank | Berlin

Dominik Ziller, Andrea Schmidt und Johannes Frank (v.l.n.r.)

Schnell wird klar, dass die drei neben Nikotin und Koffein eine Leidenschaft verbindet: Gedichte.
"Gedichte erkunden heißt auch mein Lesen erkunden. Und mein Lesen erkunden heißt meine Auffassung der Welt erkunden. In diesem Universum auf kleinstem Raum bieten sich so viele Absprungbretter und ich kann mir eigentlich die Ziele aussuchen, wohin ich abspringen will. Will ich zur Welt, spring ich dort ab - will ich zu mir, spring ich dort ab." erläutert Johannes Frank.

Verlagslogo in Form einer Schreibmaschine

http://www.belletristik-berlin.de/

An der Wand klebt das Logo des Verlagshauses J. Frank. Eine vereinfachte Schreibmaschine mit kleinen Punkten als Tasten - das Piktogramm ist in einen runden Rahmen gefasst. Allerdings würden viele Leute eine Schreibmaschine gar nicht mehr erkennen und stattdessen einen Toaster, Einkaufswagen oder eine Käsereibe sehen. Mit dem Logo sei es daher wie mit Lyrik, "wenn man sich damit beschäftigt, erkennt man plötzlich Dinge, oder nimmt Dinge anders war, die man vorher nicht so gesehen hat", erklärt Dominik Ziller. Er muss es wissen, liest er doch seit Jahren fast nur mehr Lyrik. Dadurch habe sich für ihn eine komplett neue Welt aufgetan.

Man müsse nur die schulische Herangehensweise weglassen und keine Angst haben, dass man etwas nicht verstehen könne. Lyrik ist so einfach zu erfahren wie Musik, sind die drei überzeugt. Damit man Lyrik auch gut versteht, liefert der Verlag die passende Verpackung: gute Texte in Kombination mit ebensolchen Illustrationen.
Bei den ausgewählten Texten schauen die drei nicht nur auf die Sprache, sondern auch auf den Inhalt.
"Das ist das Allerwichtigste: Welche Position wird in einem Band vertreten?
Ist das eine Position, die wir in die Öffentlichkeit geben möchten und die auch einen Anstoß geben kann, über bestimmte Sachen neu nachzudenken oder andere neu zu diskutieren?", so Johannes.

Zu diesem kritischen Anspruch kommt als zusätzliche Ebene die Illustration, die nicht nur abbildend oder dekorativ sein soll, sondern einen eigenen Zugang schaffen und als eigenständiges Werk bestehen soll.

Die mitarbeitenden IllustratorInnen beobachten sie wie die AutorInnen lange und suchen dann gezielt aus. Die Gestaltung machen sie selbst. Dabei legen sie viel Wert auf Dinge wie Farben, Papier oder Lesebändchen.

cover Belletristik 12

Verlagshaus J. Frank | Berlin

An Trends oder Modeerscheinungen orientieren sie sich bewusst nicht. "Wir veröffentlichen das, was uns wichtig ist - unabhängig davon, ob es einen sofortigen Anklang in der Gesellschaft findet."

Knapp sechzig Bücher in fünf verschiedenen Reihen hat das Verlagshaus Frank bisher verlegt. Schöne Bücher - im wahrsten Sinn. Hinzu kommt jährlich das Magazin Belletristik - ihre persönliche Spielwiese - ohne Anzeigen, versteht sich.

Auf Förderungen angesprochen zu werden kostet Johannes nur einen Lacher. Förderungen stehen sie sehr kritisch gegenüber, "weil sie einem die Freiheit auch wieder rauben."

Wenn die drei über ihren Verlag und ihre Arbeit reden, fallen Begriffe wie Herzensangelegenheit und Leidenschaft oder die Bedeutung von unabhängiger freier Arbeit. Würden sie sich mit ihrer Programmgestaltung an wirtschaftlichen Kriterien orientieren, würden sie Katzenkalender verlegen.

Stattdessen bleiben die drei ihren Positionen treu - und ihrem Slogan: Poetisiert euch! "Wir glauben, dass die Lyrik einen einzigartigen Zugang zur Welt eröffnen kann. In diesem "Poetisiert euch!" rufen wir dazu auf, diesen Weg mitzugehen."