Erstellt am: 28. 5. 2014 - 12:15 Uhr
"You wanna be thirty three still tryna copy me"
Die drei Cousins von Migos sind vor etlichen Monaten wie eine direkt dem Wendekreis des Ohrwurms entsprunge Albtraumversion von Tick, Trick und Track in meiner Welt eingefallen. Im Gepäck hatten die in Allover-Seidenprint gewandeten Herren diese Nummer. Ihr kennt sie und ich warne vor dem Klick.
Ihr werdet es so schnell nicht mehr los werden, und ich weiß nicht welches Krankheitsbild euch Freundinnen, Mütter, alte Damen in der Straßenbahn zuschreiben werden, wenn ihr Tage, Wochen, Monate nur mehr "Versace, Versace, Versace Hannah Montana, Montana, Montana" in Rekordtempo pressflüsternd durch die Gegend geistert. Den Song haben die drei Cousins Quavo, Takeoff und Offset auf dem Migos Mixtape "Y.N.R." veröffentlicht und der Song ist tatsächlich als eine Art syntaktischer Ground Zero in vielen Jahrescharts aufgeschlagen.
migos
Der HipHop-Lesekreis, bestehend aus zwei Dritteln des DJ-Kollektivs HAM, Ole Weinreich und Mahdi Rahimi, und von FM4-Seite Trishes und ich, schwelgt heute nicht in Erinnerungen an die gute alte Versace-Zeit, eine Nummer, mit der man Parties crashen konnte wie sonst mit nichts, sondern wir widmen uns einem neuen Streich von Migos.
Kapitalismus und Schizophrenie
Die drei Cousins aus Atlanta sind um die zwanzig (wir stellen uns sehr lustig vor, wie sie einander zum Beispiel beim gemeinsamen Familien-Barbecue "Hot Sauce, Hot Sauce, Hot Sauce" zurufen) und haben mit ihrer triolischen Rap-Kadenz das HipHop-Universum so weit in ihren Bann gezogen, dass sich auch alte, teils sehr etablierte Rapper wie Jay-Z und Jay Electronica recht schamlos ihren Rhythmus ausborgen.
"You rappers you wanna be thirty three still tryna copy me" - mit diesen Worten thematisieren Takeoff, Quavo und Offset das Ausborgen auf ihrem neuen Mixtape "no label 2".
Wer weiß, vielleicht überraschen uns Jay Electronica und Migos eines Tages gewaltig wenn, sie klarstellen, dass sie nicht einfach das "A" am Anfang weggelassen haben, sondern ihren Namen doch der talmudschen Hermeneutik entlehnt haben.