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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

23. 5. 2014 - 15:49

Regroup, rewind, revenge

"Super Time Force" paart hippes Retrospiel mit Zeitreise-Mechanik. Das klingt gut, spielt sich aber durchwachsen.

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Spielerezensionen und Nerdtalk

Zeitreisen sind ja immer schon ein sehr populäres Thema in der Science Fiction gewesen. So unmöglich es im wirklichen Leben aus diversen logischen Gründen ist, so sehr kann man sich im Pop damit genüsslich auseinander setzen. Egal ob es darum geht, die eigene Mutter zu sehen, als sie jung war, oder aus weiter Ferne bei den Schlachten im antiken Rom dabei zu sein - durch Zeitreisen lassen sich viele tolle Geschichten erzählen. Jetzt gibt es wieder eine neue davon, und zwar als Computerspiel.

"Super Time Force"

Pixelgrafik, Chiptune-Soundtrack, wir ballern uns von links nach rechts - wieder so ein Hipster-Retrospiel könnte man meinen, und auch wenn das nicht ganz falsch ist: "Super Time Force" ist etwas anders. Die grundlegende Spielmechanik funktioniert so, dass man aus mehreren Charakteren wählen kann, aber zu jeder Zeit einen sogenannten Time Out machen kann. Dann wird beliebig lange die Zeit zurückgedreht und gleichzeitig kann man sich einen neuen (oder auch nochmal den vorigen) Charakter wählen. Was man davor gemacht hat, passiert dann automatisch ein zweites Mal. Zusätzlich dazu kann man aber jetzt mit der neuen Figur was anderes machen. Das kann sich dann so oft wiederholen, dass dann im Extremfall 20 bis 30 Figuren gleichzeitig am Bildschirm sind.

Keine Zeit, keine Zeit!

Das Paradoxe an "Super Time Force" ist - neben den Zeitreisen an sich -, dass man sehr oft die Zeit zurückdrehen kann, aber ständig in Zeitnot ist. Die Time Outs dienen nämlich nicht nur dazu, den eigenen Bildschirmtod ungeschehen zu machen, sondern seine Leistung zu optimieren. Weil man fast jeden Level in 60 Sekunden durchlaufen muss, schafft man das nur, indem man nicht nur einer, sondern mehrere ist. Gerade bei großen Gegnern fällt das ins Gewicht. Damit diese rechtzeitig zu Boden gehen, müssen sie nicht von einer oder zwei, sondern meist von neun oder zehn Figuren gleichzeitig beharkt werden. Die werden alle von uns selbst gespielt - einer nach dem anderen. Das fühlt sich leider zu oft nach einer aufgezwungenen Geduldsübung an.

Wir sind viele

"Super Time Force" von Capybara Games ist für Xbox 360 und Xbox One als Download erschienen.

Ein vom Nerd durch die Erfindung der Zeitreise zum coolen General gemauserter Anführer und seine Weltraum-Bus-Mannschaft retten mit markigen Sprüchen Atlantis vorm Untergang, die Dinosaurier vorm Aussterben und stehlen den Heiligen Gral aus dem Mittelalter, damit sie ihn um einen überirdischen Preis in der Gegenwart online versteigern können. "Super Time Force" kommt witzig, überdreht und visuell stilsicher daher, doch das Spielprinzip ist nicht so rasant wie es gerne sein würde. Die ständigen Time Outs und das damit in Verbindung stehende, notwendige Wechseln der Charaktere stören den Flow und machen die kuriose Retroschießerei eher zu einer Puzzleeinlage als zu einem Geschicklichkeitstest.

Wenn man sich darauf einlässt, sind dennoch ungewöhnliche Spielerlebnisse vorprogrammiert. Immerhin haben sich die Entwickler, übrigens die Co-Entwickler des grandiosen "Superbrothers: Sword & Sworcery EP" - hier etwas getraut und ein neues Konzept ausprobiert.