Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Seifenblasen und Windmaschinen"

Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

23. 5. 2014 - 12:43

Seifenblasen und Windmaschinen

Nun steht das Programm des Springfestivals, das kommenden Mittwoch in Graz beginnt.

Springfestival Graz,
28. Mai bis 1. Juni 2014

Laima Leyton und Iggor Cavalera zählen zu den treuen Stammgästen und das Ehepaar - besser bekannt als Mixhell - lässt es sich auch dieses Jahr nicht nehmen, in Graz live zu spielen. Nun steht das Line-up des Springfestivals. Für viele langjährige BesucherInnen birgt es keine große Überraschung, doch gewiss vermögen DJ Hell und Drums of Death den diesjährigen Eröffnungsabend zu meistern.

Nach diversen Turbulenzen atmet das Festival diesmal nach eigenen Angaben "tief durch". Etepetete, Dizzy Womach, Dorian Pearce und Wolfram lassen das Spring dieses Jahr aber keinesfalls aus.

mixhell

plh

MixHell hätten sich längst eine Fremdenverkehrsurkunde als treue Gäste verdient

Zur Orientierung

Diesmal beschränkt sich das Spring auf die Postgarage, die allerdings komplett bespielt wird, auf das Parkhouse im Stadtpark und die Thalia Bar. In letzterer wechseln sich am 30. Mai Marlon Hoffstadt, Wolfram und Drums Of Death mit einem "Special *Disco* Set" ab. Ein Café und der Designmarkt Edelstoff in der "designHalle Graz" am Lazarettgürtel kooperieren. Mit Sternchen versehen könnte man vorab die spannende Außenstation im KM - Künstlerhaus am Stadtpark: Bei "Para-Sonic 3.0" soll nicht nur der Bass körperlich spürbar werden.

Parasonic bedeutet "neben dem Klang". Klang ist nicht nur zu hören, Klang ist nichts anderes als Bewegung von Luft, die spürbar wird. Physisch daran erinnert wird das Spring-Publikum von Werner Jauk im Keller des KM - Künstlerhauses.

Kleine Vibratoren hat Werner Jauk vor zwanzig Jahren bereits in Kleidung eingebaut oder mit Gaffaband auf "punkig-roughe" Weise direkt an Körper geklebt. Werner Jauk ist Universitätsprofessor am Institut für Musikwissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz, Schlagworte: Pop / Musik / Medien / Technologie / Gesellschaft. Bei "Para-Sonic 3.0" erzeugen die Springfestival-BesucherInnen Klänge, indem sie sich im Raum bewegen.

Plan-College zu "Para Sonic 3.00" von Werner Jauk

Werner Jauk

"Para-sonic 3.0": Sachen von den Bühnen der Avantgarden in eine elektronische Alltagskultur zu bringen, das reizt Werner Jauk. "Heute sind diese Avantgarden verfügbar", sagt er.

Klang, konvertiert in Seifenblasen

Eröffnet wird der Dancefloor
"Para-Sonic 3.0" am 28. Mai, 19:30, und ist dann an den weiteren Spring-Tagen geöffnet.

Wie sich jede und jeder einzelne bewegt, ob man tänzelt, raumergreifend tanzt oder gar stillsteht, formt den Klang im Kollektiv. Dazu wird "wie heute in jeder Landdisco - unter Gänsefüßchen - Klang in Bewegtbild umgesetzt" und "der Bass wird nicht nur vom Lautsprecher, sondern durch Geräte übermittelt und zwar als sehr massiver Wind", beschreibt Werner Jauk diesen Dancefloor. Die Bezeichnung Installation greift zu kurz. "Klänge, die besonders angenehm wahrgenommen werden, werden in Seifenblasen konvertiert. In hunderte Seifenblasen, das wird direkt körperlich, sodass man seifennass werden kann", so Jauk. Damit nicht genug: Wind und Seifenblasen sind mit Duftstoffen versehen.

Aus jeder Bewegung jeder Besucherin und jedes Besuchers entsteht Klang, und dieser wird in der Installation zurücktransferiert. Am Eingang zu "Para-Sonic 3.0" gibt jede/r eine Soundsignatur auf einem Tablet ab. Die Sounds von Jauk sind sehr technoid, doch reichen bis zu Jungle und hin zu artifiziellen Sounds aus Avantgarden.

Werner Jauk trennt nicht zwischen "Hochkultur-Avantgarden und Popkultur-Avantgarden". Die Aufregung um das Springfestival hat ihn nicht abgehalten, mitzuwirken. "Ganz im Gegenteil - ich bin ein starker Vertreter dieser Alltagskultur. Ich will auch, dass das Spring weiter existieren kann - nicht nur in abgespeckter Form", sagt Jauk. Aufgrund finanzieller Engpässe in diesem Jahr fielen auch die mit Vibratoren ausgestatteten Anzüge für das Publikum aus, die der Künstler Werner Jauk für "Para-Sonic 3.0" geplant hatte. Technisch funktionierte der Prototyp bereits vor zwanzig Jahren. Für die dritte Version betont Jauk, dass der Ablauf jeweils komplett von den BesucherInnen im Raum bestimmt wird.

Weitere zweckdienliche Hinweise: Postgarage

Zum Eröffnungsabend des Spring lädt sich das Grazer DJ- und Produzentenkollektiv Kopf bei Fuss das rumänische Underground-Label Tzinah Records - vertreten durch Primarie und Kollegen - ein. Denn Kopf bei Fuss haben mehr für genreübergreifendes Programm über denn für Rechtschreibung.
Für Donnerstagabend könnte man sich den Franzosen OXIA vormerken, der sich seit den Neunzigern von Techno zu - gegenwärtig - House bewegt und Headliner dieses Audiotherapie-Abends sein wird. Das britische Duo Koven mag Vocals und spielt live am Freitag.

OXIA sitzt in einem großen, sonst leeren Regal, das an einer Ziegelwand steht

OXIA / Infine Music

Und im Parkhouse?

"Der Hörsaal wird verlegt" ist ein Programmpunkt im Parkhouse im Stadtpark und zwar am Freitag. Wie, was? Man wird sehen. Snyder’s Wax Kitchen und DJs von Massive Playgrounds, RDMH (darunter verbergen sich die altbekannten M.A.R.S., Cheever und Fontarrian) legen ebenso im Parkhouse auf, und schließlich und hoffentlich bei Schönwetter draußen gibt sich die Houseboat-Crew ein Stelldichein zum Ausklang sonntags.
Wer sich nach Tina Turners Nummer "River Deep Mountain High" benannt hat, wird sich am Samstag im Parkhouse herausstellen.