Erstellt am: 21. 5. 2014 - 13:54 Uhr
Over-educated underemployed
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Alle Geschichten zur Wahl des Europa-Parlaments am 25. Mai 2014.
Wenn smartphone-geeichte Finger aus Jux die Kanäle der Simultanübersetzungen wechseln, wenn vor den Plenarsälen "Dance Dance Revolution" getanzt wird und die HinterbänklerInnen irgendwann sogar zu schmusen beginnen, ist Jugendevent im Europäischen Parlament.
© European Union 2014 EP
Etwa 5.000 Jugendliche sind von 9. bis 11. Mai in Straßburg zusammengekommen, um beim European Youth Event EYE 2014 "Ideen für ein besseres Europa" zu sammeln. Ein Schwerpunkt lag darauf, Strategien gegen Jugendarbeitslosigkeit zu finden. Diese ist aktuell eines der drängendsten Probleme der Staatengemeinschaft, was sich nicht nur daran zeigt, dass das Thema so kurz vor der Wahl auch in den TV-Debatten mit den europäischen SpitzenkandidatInnen diskutiert wird, sondern auch an den aktuellen Zahlen.
5,4 Millionen arbeitslose Jugendliche
*Jugendarbeitslosigkeit betrifft ausschließlich Menschen in der Altersgruppe 15-24.
So wird sie definiert und gemessen.
Fast 5,4 Millionen Jugendliche sind arbeitslos, das entspricht einer Arbeitslosenrate von 22,9 Prozent (gemessen an der Zahl derjenigen, die tatsächlich zur Erwerbsbevölkerung gehören, junge Menschen in Ausbildung sind davon teilweise ausgenommen*). In Österreich beträgt die Jugendarbeitslosigkeit 9,5 Prozent und ist damit nach Deutschland mit 7,7 Prozent am zweitniedrigsten. Am andern Ende der Skala liegen Kroatien mit einer Jugendarbeitslosenquote von 49,8 Prozent sowie Spanien und Griechenland mit Werten jenseits der 50 Prozent. Mehr als jeder zweite, der in diesen Ländern einen Job sucht, findet keinen.
AMS / Sozialministerium
Was tut die EU gegen Jugendarbeitslosigkeit?
Angesichts dieser durch die Wirtschaftskrise verursachten Werte ist innerhalb der europäischen Institutionen auch das Problembewusstsein für die aktuelle Lage gewachsen. Noch nie waren junge Menschen so gut ausgebildet wie heute und gleichzeitig so viele ohne Job. Im Vorjahr wurden daher einige Programme beschlossen, die die Jugendarbeitslosigkeit in der EU senken sollen.
Der Implementierungsplan der Jugendgarantie in Österreich liegt bereits vor.
Maßnahme #1: Jugendgarantie
Die Jugendgarantie ist so etwas wie der Marshallplan des 21. Jahrhunderts. Sie sieht vor, "dass allen jungen Menschen unter 25 Jahren innerhalb eines Zeitraums von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos werden oder die Schule verlassen, eine hochwertige Arbeitsstelle oder Weiterbildungsmaßnahme oder ein hochwertiger Ausbildungs- bzw. Praktikumsplatz angeboten wird". Die Maßnahme soll nach österreichischem und finnischen Vorbild in allen 28 Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Dafür stehen 6 Milliarden Euro zur Verfügung.
Nichts gegen Jugendarbeitslosigkeit zu unternehmen, ist teurer als jede Maßnahme. Laut Schätzungen des Eurofound verursacht sie einen wirtschaftlichen Verlust von 150 Millionen jährlich.
"Die Jugendgarantie ist prinzipiell eine gute Idee", sagt dazu Ricardo Ibarra, Vorsitzender des spanischen Jugendrats, "aber 6 Milliarden sind nicht genug. Im Vergleich zu den 140 Milliarden, die den europäischen Institutionen zur Verfügung stehen, ist das nicht wirklich viel." Außerdem sei die Durchführung der Maßnahmen in den meisten Ländern völlig intransparent, sagt er. "Die EU-Kommission gibt den Regierungen Empfehlungen, von denen wir nichts wissen." Jugendliche seien in den Prozess nicht eingebunden.
Maßnahme #2: Erasmus+
Das Erasmus-Programm bedarf fast keiner Erklärung mehr und seine Bedeutung in puncto studentischer Mobilität kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Seit seiner Gründung im Jahr 1987 haben Millionen Studierende das klassische Auslandssemester gemacht und an fremden Universitäten massenhaft ECTS-Punkte gesammelt.
Das Plus im neuen Programm Erasmus+, das von Jänner 2014 bis 2020 läuft, steht neben dem universitären Austausch nun auch für "allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport", wodurch z.B. auch Lehrkräfte, PraktikantInnen und junge Berufstätige Auslandserfahrung sammeln können sollen. Mit einem Budget von 14,7 Milliarden Euro gibt es mehr Förderungsmöglichkeiten als je zuvor und bürokratische Abläufe sollen auch einfacher werden.
© European Union 2014 EP
Am ganzen Kongress gibt es dazu keine einzige kritische Stimme. Im Gegenteil, für das junge Europa ist geistige und geographische Beweglichkeit eine Selbstverständlichkeit geworden. Wer hier noch nicht "auf Erasmus" war, hat es vor oder überlegt es sich zumindest.
Doch "Mobilität muss ein Recht bleiben und darf nicht zur Verpflichtung werden", meldet sich eine junge Rumänin in einer Diskussion zum Thema. Vor allem in Krisenländern zwingt die wirtschaftliche Notwendigkeit viele dazu, ihr Land zu verlassen, um in anderen Teilen Europas Ausbildung und Arbeit zu suchen. "Das beste Mobilitätsprogramm hat keinen Sinn, wenn es nur den Brain Drain vorantreibt und nichts für die Beschäftigung im eigenen Land tut."
Maßnahme #3: YfEJ - Your first EURES job
Das nicht besonders eingängige Kürzel YfEJ steht für "Your first EURES job", wobei EURES wiederum für "European Employment Service" steht. Es handelt sich dabei um eine EU-weite Online-Job-Plattform für 18- bis 30-Jährige. Jobsuchende erhalten Hilfe bei der Bewerbung und wenn nötig auch finanzielle Unterstützung. Die Stellen müssen für mindestens sechs Monate ausgeschrieben werden. Lohn und Arbeitsbedingungen müssen dem jeweiligen nationalen Arbeitsrecht entsprechen.
Maßnahme #4: Förderungen für JungunternehmerInnen
Wer keinen Job findet, schafft ihn sich einfach selbst und am besten noch ein paar dazu - so könnte das Motto der Offensive lauten, die die EU bereits seit mehreren Jahren durchführt. Es gibt Förderungen für JungunternehmerInnen, etliche Wettbewerbe und Pitch-Veranstaltungen oder wie bei Erasmus for Entrepreneurs Buddy-Systeme mit erfahrenen Geschäftsleuten.
Bei Startup Europe z.B. werden Studierende motiviert, schon vor ihrem Abschluss ein Unternehmen zu gründen, als Finanzierungsmöglichkeiten werden einmalige Preise und finanzielle Starthilfen sowie immer öfter auch Crowdfunding ins Feld geführt. Als Zukunftsbranchen gelten IT und Kommunikation, Green Jobs und das Gesundheitswesen. In einem Werbevideo für "young entrepreneurs" heißt es "Don't be scared of failure." Die Antwort auf das, was im Falle eines Fails passiert, bleibt allerdings offen.
Welche Ideen haben die Jugendlichen selbst?
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