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Anna Masoner

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Anna Masoner

Erkundet als digitale Migrantin Vorzüge und Abgründe der Informationsgesellschaft

20. 5. 2014 - 15:20

Navigation für Drinnen

Die kleine österreichische Firma Indoors tüftelt an einem technischen Orientierungssinn innerhalb von Gebäuden.

Mit gezücktem Smartphone bewegt sich Bernd Gruber durch die Gänge des Einkaufszentrums am Wiener Westbahnhof. Auf dem Bildschirm sieht man den Grundriss des Stockwerks und einen kleinen Punkt, der sich über die Karte bewegt. In diesem Fall weiß das Handy nur anhand der Signaldaten von WLANs, in welchem Stock oder vor welchem Geschäft es sich gerade befindet, erklärt der Gründer und Geschäftsführer des Start-Ups Indoors.

Doch die Firma aus Brunn am Gebirge hat noch andere technische Trümpfe im Ärmel. So werden auch kleine batteriebetriebene Bluetooth-Sendemodule eingesetzt, die so groß wie eine Zündholzschachtel sind. "Sie senden die ganze Zeit in einem gewissen Intervall ein Signal aus. Auf Basis der Daten kann sich das Handy orientieren."

Sensordaten statt GPS

Bernd Gruber, Indoors

Darüber hinaus kommen Sensoren zum Einsatz, die bereits standardmäßig in den meisten aktuellen Geräten zu finden sind. "Die Telefone in unserer Tasche sind heute ja schon superg'scheit. Wir nutzen die ganze Bandbreite an Sensoren, etwa Gyroskop, Barometer, Kompass, Beschleunigungsmesser oder Schrittzähler. Damit können wir die Lokalisierung noch viel genauer machen."

Das Smartphone berechnet selbst seinen Standort und muss nicht mit einem Service im Hintergrund kommunizieren. Auch datenschutzrechtliche Problemen könnte Indoors dadurch umgehen, sagt Bernd Gruber.

Genauigkeit ist variabel

Wie genau die Lokalisierung passiert, hänge von den Wünschen der Kunden ab, die die Indoors-Technik etwa für eine App verwenden. In Bürogebäuden reicht meist eine Genauigkeit von zehn Metern. Am Flughafen sollten es schon ein bis zwei Meter sein. Die größten Anforderungen stellen Leitsysteme für Blinde. Grubers fünfzehnköpfiges Team hat eines für eine Universität in Spanien entwickelt.

"Das System gibt akustisch wider, was sich links und recht befindet, welche Hörsäle oder andere POIs (Points of Interest). In so einem Fall macht es klarerweise einen Riesenunterschied, ob man vor, auf oder hinter der Treppe steht."

In Japan ist Indoor-Navigation ein Hit

Auch die Karten- und Navigationsanbieter Google und Apple arbeiten an Indoor-Navigation. Google bietet einige Tausend Karten an, allerdings bisher nur in wenigen Ländern wie den USA und Japan. Bernd Gruber freut sich über das in den vergangenen Jahren gestiegene Interesse.

"Als wir vor vier Jahren begonnen haben, sind wir noch belächelt worden. 'Wer braucht sowas?', war die häufigste Reaktion. Mittlerweile kommen dieselben Leute wieder zu uns, weil die Großen das Thema auf dem Radar haben."