Erstellt am: 18. 5. 2014 - 15:38 Uhr
Flimmern: Aliens und künstliche Intelligenz
fm4.ORF.at/flimmern
Der assoziative Wochenrückblick von Natalie Brunner
Letzte Woche ist Hansruedi oder HR Giger gestorben. Er, und nicht George Lucas, zu dessen ausgesetztem Baby "Star Wars" die Dreharbeiten letzte Woche in England begonnen haben, prägte die Ästhetik von Science Fiction-Filmen wie kein anderer. Bereits 1976 hatte er für Alejandro Jodorowsky am Design von Dune gearbeitet. Die Jodorowsky-Version von Dune wurde nie realisiert und an den Harkonnen in der David Lynch-Version des Films kann man noch in Spurenelementen erkennen, dass Giger, der offiziell an der Lynch-Version nicht beteiligt war, irgendwann seine Klauen im Spiel hatte.
HR Gigers großer Wurf, dank dessen er für Jahrzehnte zur Mother of Aliens wurde, ist die Kreatur aus Ridley Scott's Alien aus dem Jahr 1979. Der Film überzeugt heute noch in jedem kleinen Detail und wird nicht - wie das in diesem Genre sehr leicht geschehen kann - zu unfreiwillig amüsantem Trash.
Gigers Alien ist so bedrohlich, da es in uns hineinkriecht, uns aushölt und wir Teil eines fremden Reproduktionskreislaufs werden. Die Science Fiction-Matrix ist durch Gigers Kreaturen modifiziert worden. Alien handelt von monströsen Mutationen von Mutterschaft. Es ging in der sterilen Kulisse des Weltraums um parasitäre Königinnen und grausam fürsorgliche Raumschiffe namens MU/TH/UR. Technokratische Reproduktion und soziale Sterilität bilden das Koordinatennetz, in das sich die Spezies Mensch manövriert hat und das von den Aliens als akzeptable Brutstätte besamt wird.
giger
Giger selbst war der Alien-Film ziemlich egal, als ich mich mit ihm vor zirka zehn Jahren unterhalten habe. Er hat geschimpft über Hollywood, weil es seiner Meinung nach zu blöd oder inkonsequent war, seine Kreaturen ihr volles Potential des Schreckens ausleben zu lassen. Feuer und Flamme, auf einem richtigen Kreuzzug war Giger damals für seine Idee, die Schweiz mit einem Zugnetz in Pentagramm-Form zu untertunneln.
Die Stationen sollten fünf riesige Pyramiden sein. Das Logo, das HR Giger für sein Trans Suisse-Pentagramm entworfen hatte, würde sich problemlos in die Reihe der Abbildungen einfügen, die in einem letzte Woche in meiner Welt aufgetauchten Buch namens Branding Terror zu finden sind.
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Die Autoren sind der Grafiker und Designer Francesco Trivini Bellini und der ehemalige Counter-Terror-Analyst Artur Beifuss. Die Autoren untersuchen die Logos und visuelle Identität der 65 bekanntesten Terrororganisationen der Welt und ihre Geschichte und Ideologie.
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Im Vorwort von Branding Terror schreibt Steve Heller, Art Director der N.Y. Times: "The extreme violence committed in the name of these logos makes writing about them in terms of aesthetics or production values seem silly and irrelevant. Yet these terrorist groups are all brands, and are given a certain viability through branding methods. Branding is a tool that has no conscience or morality - it can be used for good or bad, and sometimes for both in tandem."
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Auf der sehr informativen Facebook-Seite von Branding Terror gibt es eine Fülle an visuellen und historischen Informationen zu der Geschichte und Selbstrepräsentation von autoritären gewaltätigen Organisationen. Die visuellen Codes der Nazis stehen neben dem Logo der Hisbollah und Patches der US Airforce, deren Symbolik entschlüsselt wird.
Ich traue mich zu wetten, dass jeder von uns mehr Logos von Firmen zuordnen kann als Pflanzen benennen. Sie sind eine Sprache, eine Form von Kommunikation, an der man auch scheitern kann.
Firmen sind juristische Personen und eine dieser juristischen Personen, die im Pharma- und Biotech-Bereich operierende Firma Deep Knowledge Ventures hat einen Algorithmus in ihren Vorstand berufen. Der Algorithmus heißt Vital und hat das gleiche Stimmrecht wie die menschlichen Mitglieder im Vorstand bei der Frage, in welche Firmen investiert werden soll.
Wenn MU/TH/UR das wüsste....