Erstellt am: 16. 5. 2014 - 23:15 Uhr
Stadtrundgang mit Shy
Aquarium
Hier ging alles los! Im Aquarium in der Linzer Altstadt haben sich Shy vor 24 Jahren feucht-fröhlich gegründet. Als Pop-Band waren sie ein Kontrapunkt zur lokalen Hardcore-Szene der frühen Neunziger Jahre, wie Gitarrist Peter Lang und Schlagzeuger Hansi Riener erzählen: "Wir mit unseren Bambi-Leiberln waren schon eine skurrile Erscheinung in der Kapu oder bei Konzerten. Das Publikum war damals voll tätowiert und Rasta-Locken waren auch grad modern. Punk sowieso. Wir waren eher so eine Maskottchen-Erscheinung, ernst hat uns am Anfang niemand genommen. Aber gerade der Anfang war sehr spaßig. Huckey, der jetzt bei Texta ist, war damals der Schlagzeuger. Die restlichen Bandmitglieder konnten damals kaum ein Instrument spielen. Wir haben gesagt, wir machen das jetzt einfach und sind gleich auf Anklang gestoßen, weil wir so lieb waren. Aber wir waren schon die verrückten Außenseiter als Popper."
Daniela Derntl
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Seit der Gründung ist das Aquarium das Stammlokal der Band, die Liste der Anekdoten ist lang: "Unser früherer Gitarrist, der Pogo, hat mal in der Kapu aufgelegt und ist dann ins Aquarium gekommen, völlig besoffen. Er wollte seinen Plattenspieler, einen ganz neuen Technics, an der Bar abstellen, aber er ist noch nicht ganz bei der Bar gestanden und hat es nicht realisiert. Und dann sind auch schon die Federn von dem völlig kaputten Plattenspieler herumgesprungen. Beim ersten Shy-Konzert in der Spinnerei in Traun hat er seine Gitarre am Autodach liegen lassen beim Wegfahren. Die haben uns dann die Merricks, mit denen wir dort gespielt haben, leicht ramponiert zurückgebracht. Solche Sachen sind oft passiert, aber wir waren gut versichert!"
Plattenladen Records&More
Bei unserem Stadtspaziergang kommen wir an dem neuen Plattenladen Records&More in der Altstadt vorbei, in dessen Auslage eine Waterloo&Robinson 7“-Platte steht. Eine Band, zu der Peter Lang eine besondere Beziehung hat: "Waterloo&Robinson sind ja unsere legitimen Vorgänger als Pop-Band aus Linz. Die waren ja ganz großartig und wir sind dann nach ihnen gekommen. Der Waterloo wurde ja, obwohl er glaub ich eh ganz nett ist, einmal unseres Studios verwiesen, weil er seinen Senf zu unserer Musik geben wollte."
Daniela Derntl
Hansi Riener kennt die andere Hälfte des Schlager-Duos besser und meint augenzwinkernd: "Ich habe eine Verbindung zum Robinson, weil der einen Schrebergarten neben dem meiner Eltern gehabt hat. Als Kind war der ein Riesenidol für mich. Das war immer ein Mords-Bahö, wenn der Robinson in seinem Schrebergarten gestanden ist. Dann ist immer die ganze Schrebergarten-Siedlung zusammengelaufen. Vorgesungen hat er uns leider nicht, aber er hat jeden Tag tausend Plakate unterschreiben müssen. Naja. Tausend ist vielleicht übertrieben aber der war eigentlich die Initialzündung fürs Musikmachen."
Daniela Derntl
RAUMSCHIFF
Auf unserem Weg zur nächsten Station kommen wir beim RAUMSCHIFF am Hauptplatz vorbei. Das ist ein Open-Space für KünstlerInnen, wie mir Hansi Riener erklärt: "Das ist eine coole, relativ neue Sache. Ein offener Raum, in dem man relativ viel machen kann - Musik, Kunst, Kultur." Der Verein RAUMSCHIFF wurde im Juli 2013 von Studierenden der Kunstuni Linz gegründet. Der zentral gelegene Ausstellungsraum dient jungen KünstlerInnen als Präsentations-Plattform, der ihnen die angestrebte Etablierung in der Kunst- und Arbeitswelt erleichtern soll.
Daniela Derntl
Fu-Cheng-Noodlehouse
Das Fu-Cheng Noodlehouse an der Donaulände ist das Lieblingsrestaurant der Band. Wenn sie sich treffen oder gerade nicht proben wollen, kehren sie hier ein. Früher war ein Italiener im Lokal, der seine Karaokeanlage den aktuellen Besitzern vermacht hat. Doch Shy sind zu scheu, um ihre Sangeskünste im Lokal zu beweisen: "Die Besitzerin weiß, dass wir Musiker sind, deshalb fordert sie uns immer zum Singen auf. Aber es endet immer damit, dass sie uns taiwanesische Volksweisen vorsingt. Wir verstehen zwar kein Wort, aber das ist immer sehr nett."
Die Besitzerin lässt sich auch nicht lumpen und trällert uns auch gleich ein Lied. Gute Partie!
Fussballplatz
Die nächste Station ist der Sportplatz vom FC Blau-Weiß-Linz, der prahlerisch auch Donaupark-Stadion genannt wird.
Daniela Derntl
Blau-Weiß-Linz ist der Nachfolge-Verein vom SK VOEST und die treue Gefolgschaft des Vereins ist für alle Shy-Mitglieder Pflicht: "Wenn man kein Fan ist, darf man auch nicht in die Band einsteigen. Das ist vertraglich verpflichtend. Ein LASKler würde bei uns nicht mitspielen dürfen. Blau-Weiß-Linz hat zwar gerade einen fulminanten Negativ-Lauf in der Regional-Liga-Mitte, aber Gott sei Dank können wir nicht mehr absteigen, weil die Herbst-Saison relativ gut gelaufen ist. Aber jetzt verlieren wir leider die ganze Zeit. Nächstes Jahr versuchen wir dann wieder, in die zweite Bundesliga aufzusteigen." Shy waren selbst auch im FC Donaulände aktiv, aber wegen diverser Verletzungen schwitzen sie jetzt nur noch auf der Bühne.
Daniela Derntl
Tabakfabrik
Im Café Behrens in der nahegelegenen Tabakfabrik wärmen wir uns auf. Das Lokal ist nach dem Architekten der Tabakfabrik benannt und ist sowas wie die neue Werkskantine. Allerdings ist es dort viel gemütlicher und freundlicher als in herkömmlichen Betriebskantinen. Es gibt sogar einen Flohmarkt im Lokal, wo man alte Email-Häferl, Kofferradios, Lampenschirme und allerlei Krimskrams kaufen kann.
Daniela Derntl
Tabakfabrik Linz
Die Tabakfabrik ist der neue Sozial- und Kultur-Spot in Linz, u.a. weil der freien Kultur-Szene hier Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden und sich die Kreativ-Branche angesiedelt hat. Das ganze funktioniert anhand eines cleveren Finanzierungssystems, wie mir Peter Lang erklärt: "Hier gibt es einen Haufen Büros von Firmen, die mit ihrer höheren Miete die billigeren Mieten der Kulturschaffenden unterstützen. Das funktioniert hervorragend."
Peter Lang hat selbst eine enge Beziehung zur Tabakfabrik, seine Großmutter und Urgroßmutter haben hier Zigaretten gerollt, geschlichtet und verpackt: "Die beiden sind unter anderem mit Zigaretten bezahlt worden. Also nicht nur, aber auch. Und die haben wir dann immer geraucht." Heute ist das unvorstellbar.
Fahrradi-Werkstatt
Daniela Derntl
Daniela Derntl
In der Tabakfabrik befindet sich auch die Werkstatt von Hannes Langeder, einem guten Freund der Band. Wenn Langeder als Betreiber des Rothen Krebsen nicht gerade gegen das Hochwasser oder seine Vermieter kämpft, bastelt er hier an seinen Sportwägen mit Fahrrad-Antrieb. Bis jetzt gibt es den roten Fahrradi und einen goldenen Porsche, der momentan in Hamburg ausgestellt wird. Die Karosserie ist aus Karton, Tixo, Gaffa, Plastik und Plexiglas, der Innenraum bietet Platz für zwei Radfahrer in Schalensitzen.
Mit der Maximalgeschwindigkeit von 7 km/h braust Hannes Langeder in Begleitung eines Hup-Konzerts über das Linzer Pflaster. Er hat angeblich auch schon vor Formel-Eins-Rennen seine Runden am Nürnburgring gedreht und wurde vom BBC-Automagazin Top Gear portraitiert. Der Chef-Bastler war bei unserem Besuch allerdings nicht in der Werkstatt, denn er bereitet momentan die Übersiedelung des Rothen Krebsen auf ein Boot vor. Mit dem dürfte der Krebs gegen das nächste Hochwasser gewappnet sein, denn dann schwimmt er einfach oben drauf.
Daniela Derntl