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Markus Zachbauer

Bildung und Einbildung, die Herrscher der Welt. Lifelong Learning in der FM4 Internet-Redaktion.

16. 5. 2014 - 16:54

Tut sich da was?

Homophobie im Land von "Königin Conchita"? Ein bisschen weniger als vor ein paar Jahren vielleicht. Das ist aber immer noch nicht nix.

Am 17. Mai wird der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHOT) begangen. Der Tag erinnert daran, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 17. Mai 1990 Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel gestrichen hat und damit statuierte, dass Homosexualität keine Krankheit ist.

Was die Rechte von Homosexuellen betrifft, so hieß es bis vor Kurzem, wäre Österreich ein Entwicklungsland. Und leider war das eine sehr fundierte Analyse.

In den letzten Jahren hat sich aber doch einiges getan. Wo vor 12 Jahren sogar noch einvernehmlicher Sex zwischen einem 17- und einem 23-jährigen mit einer Gefängnisstrafe bedroht war, diskutiert man heute zumindest über die Möglichkeit, die letzten Unterschiede zwischen der (damals noch undenkbaren) Eingetragenen Partnerschaft und der Ehe abzuschaffen.

Der Motor hinter all dem war freilich zu keinem Zeitpunkt eine liberal-visionäre Regierung, sondern stets Druck von außen. In aller Regel in Form eines übernationalen Gerichtes, das Österreich für seine diskriminierende Gesetzgebung verurteilt hat. Im Schatten eines zumindest in Westeuropa eindeutigen Trends hin zu mehr Gleichberechtigung kam die österreichische Position schlichtweg unter die Räder.

In der aktuellen "ILGA-Europe Rainbow Map", die regelmäßig aufzeigt, wie es um die rechtliche Situation vom Homo- aber auch Transsexuellen in den einzelnen Staaten steht, leuchtet Österreich inzwischen in freundlichem Hellgrün. Mit einem - man möchte fast sagen seiner geographischen Lage im bemerkenswerten West-Ost-Gefälle entsprechenden - Rainbox-Index-Wert von 52%. Das ist immerhin Platz 15 von 49 beobachteten Ländern.

Rainbow Index Map

ILGA-Europe

Österreich hat sich also die letzten Jahre über tatsächlich ein bisschen gemausert. Von einem Entwicklungs- zu einem Schwellenland. Das ist nicht nichts, aber Euphorie wäre wohl übertrieben.

Immerhin sieht inzwischen sogar ein Teil der Regierung nicht mehr ein, warum eingetragene Partnerschaften nicht im gleichen Raum stattfinden dürfen, in dem Ehen geschlossen werden. Immerhin versucht man nicht mal mehr ernsthaft zu erklären, welcher Teufel einen vor ein paar Jahren geritten hat, als festgelegt wurde, dass verpartnerte Homosexuelle keinen "Familiennamen", sondern einen "Nachnamen" haben. Immerhin hat inzwischen sogar die ÖVP ihr Image dahingehend geändert, als nicht mehr eine VP-Stimme ein bisschen Homo-Rechte vorschlägt und alle laut ablehnen, sondern sich jetzt mehrere VP-MinisterInnen durchaus etwas vorstellen könnten und dann nur noch eine Ministerin "Nein!" schreit. Man wird ja recht bescheiden in diesem Land.

Ein Rainbow-Index-Wert von 52 bedeutet natürlich auch, dass da noch ordentlich Platz nach oben ist. Und was hier nur nach sportlichem Ehrgeiz klingt ("ein bissl was geht noch"), bedeutet für homo- und transsexuelle Menschen in diesem Land weiterhin bestehende, handfeste Diskriminierung. Damit kann man sich als Betroffene oder Betroffener in Österreich irgendwie arrangieren, andererseits: Wie kommt man eigentlich dazu? Es ist nicht großzügig vom Gesetzgeber, nicht so viel zu diskriminieren, es ist nicht einzusehen es überhaupt zu tun.

Wer in den letzten Wochen und Monaten die Reaktionen und Diskussionen um ein Adoptionsrecht für Homosexuelle, Conchita Wurst oder auch nur so Belanglosigkeiten wie das Life-Ball-Plakat verfolgt hat, der weiß auch, dass eine festgeschriebene Gesetzeslage ohnehin nur eine Seite der Medaille ist.

Wer in seiner oder ihrer Geschlechterrolle aus der Geschlechter-Klischee-Reihe tanzt, sei es optisch, sei es durch die Wahl des Sexualpartners, sei es durch die Wahl der Sportart oder sonst irgendein Verhalten, zieht so und so immer noch genug Hass und Spott auf sich. Da braucht es nicht auch noch einen Paragraphen, der das noch schlimmer macht.

Am 17. Mai ist IDAHOT

Am 17. Mai wird der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHOT) begangen. Der Tag erinnert daran, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 17. Mai 1990 Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel gestrichen hat und damit statuierte, dass Homosexualität keine Krankheit ist. Das war vor gerade einmal 24 Jahren. Die Erde dreht sich.

Und weil's so schön ist, und gerade erst schienen, und thematisch so passend: