Erstellt am: 8. 5. 2014 - 19:00 Uhr
The daily Blumenau. Extra Edition, 08-05-14.
Auch 2014 online: der Versuch das Journal '13 (wie schon das von 2003, '05, '07, 2009 und 2011) durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Kurzmittelungen: tagesaktuell, zu lang für einen knackigen Tweet, aber zu kurz für eine Geschichte.
Mitteilung 1: Forza Unvereinbarkeit!
Dietmar Hoscher ist der neue Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates. Er ist auch der neue Chef des Freundeskreises der SPÖ-Nahesteher im obersten Aufsichtsgremium unserer Anstalt. Hoscher (Vorstand Casinos Austria) wäre vor kurzem fast Rapid-Präsident geworden, wenn es nach Alt-Präse Edlinger (Ex-SP-Minister) gegangen wäre. Der Job damals war Hoscher (offizielle Lesart) zuviel, der jetzt nicht.
Offiziell gibt es die nämlichen Freundeskreise gar nicht, ihre Koordinatoren bekamen aber bisher erhöhtes Sitzungsgeld; das wurde jetzt anlässlich der Abschaffung dieses Mißstands bekannt. Von einer Rückzahlung dieser womöglich unrechtmäßigen Zusatzeinkünfte in einem Gremium, das per Gesetz gar nicht parteipolitisch ausgerichtet sein darf, ist nichts bekannt.
Neuer Präsident bei Rapid ist Michael Krammer (Ex-Vorstand Orange, Spindelegger-Wahlunterstützer). Das neue Rapid-Stadion wird, so die frohe Kunde, von der Strabag gebaut, Herrn Haselsteiners unlängst via Sochi/Putin ein wenig wenig ins Gerede gekommene Firma. In der Krammers Bruder eine wichtige Funktion einnimmt. Haselsteiner seinerseits sitzt als Neos-Vertreter im ORF-Stiftungsrat.
So geht Unvereinbarkeit.
Mitteilung 2: Journalisten sind wie alternde Schlagersänger
Wer (besser: welcher Außenstehender, Unbeteiligter) sich angesichts der Präsenz österreichischer Musik im Medium Radio ein wenig über die Heftigkeit der da geführten Debatte gewundert hat, wird sich angesichts der heutigen Rezensions-Beiträge der heimischen Qualitätspresse über den dienstäglichen Amadeus ein paar Fragen stellen. Zum einen die, was Stolz auf Nichts-Wissen, chronisch falsche Zuordnungen, bewusst falschen Bezeichnungen oder die absichtsvolle Weglassung von Lichtblicken denn mit Kulturberichterstattung oder gar Feuilleton zu tun haben. Zum anderen die, ob nicht die hämespritzende Grundhaltung der selbsternannten Kulturleitmedien einer Branche gegenüber, die den massiv geförderten toten oder halbtoten Staats-Künsten sowieso imagetechnisch aber sowas von unterlegen ist, ob nicht diese Punzierung als Volltrottel-Nichtkunst, ob nicht diese textgewordene Aufblähung von trollgetränkten Foren-Klischees noch mehr Schaden anrichtet als eine unterdurchschnittliche Abspielung auf Ö3. Jedes Klarabella-Radio hat über österreichische Musik nämlich qualitätsvolleres zu erzählen.
Die Antwort gibt eine Chefredakteurin eines dieser Unkultur-Medien ein paar Seiten nach der Anschüttung ihres Blatts. Sie besucht eine Netz-Tagung und zitiert den Medien-Papst Constantin Seibt in Richtung Printmedien: "Journalisten sind wie alternde Schlagersänger".
Und so wird klar: wer selber nur noch in der peinlichsten aller Kategorien nominiert ist, kann sein wegbröselndes Selbstbild bloß noch mit Zynismus anderen, genauso schwer Gezeichneten gegenüber aufrechterhalten.