Erstellt am: 7. 5. 2014 - 11:29 Uhr
Oh! Oh! Amadeus!
fm4.ORF.at/amadeus
Alle Stories zum Österreichischen Musikpreis
Oh! Oh! Amadeus! Im Vorfeld der Austrian-Music-Award-Verleihung war die Aufregung groß: HVOB, Naked Lunch und Monobrother hatten Ende Februar ihre Nominierung für den Amadeus Award zurückgezogen: HVOB haben gegen die "plumpesten Marketingbedürfnisse" des Medienpartners ihrer Kategorie "Electronic/Dance", Kronehit, protestiert, Naked Lunch haben sich gegen die sehr bescheidene Formulierung falscher Fakten gewehrt, Monobrother hat gleich diverse Missstände angeprangert, die ihm als Musiker in Österreich das Leben schwer machen.
Alle drei Acts haben mit ihrer Amadeus-Absage wohl mehr Aufmerksamkeit generiert, als wenn sie in der jeweiligen Kategorie gewonnen hätten.
Es läuft also einiges verkehrt. Die KünstlerInnen fühlen sich vom Veranstalter, also der Musikwirtschaft, nicht respektvoll behandelt, und das "Lichtenegger-Gate" von vor zwei Wochen hat zu erbitterten Diskussion in der Musik-Szene geführt, über Ösi-Quoten, Lebensstandards und Hitradios. Die Stimmung war nicht gerade festlich.
Daniela Derntl
Im Wiener Volkstheater
Durch die Amadeus-Gala führt bereits zum dritten Mal Schauspieler und Sänger Manuel Rubey, der mit seiner Band "Mondscheiner" selbst schon mal einen Amadeus gewonnen hat und sich am Nachmittag als großer Fan der FM4-Award-Sieger Bilderbuch geoutet hat. Aber wer ist das nicht? Die Fantastischen Vier, die den Abend mit einem Rekord-Medley anlässlich ihres 25-jährigen Bandjubiläums, 25 Hits in 250 Sekunden, eröffnen, hätten die Band gerne als Tour-Support.
Susi Ondrusova
Doch leider gewinnen Bilderbuch nur den FM4-Award – in den Kategorien "Rock/Hard&Heavy", "Song des Jahres" und "Best Video", in denen sie ebenfalls nominiert waren gehen sie leer aus. Eine Schande!
Die Favoriten in der Kategorie "Electronic/Dance", Camo&Krooked, nehmen gar keinen Award mit nach Hause, den bekommen Darius&Finley. Musikalische Welten trennen die beiden Acts, während erstere gefragte DJs und Produzenten sind und auf Partys auf der ganzen Welt auftreten, dürften zweitere, wenn überhaupt, die nächste Großraum-Disko oder Zeltfest füllen.
Daniela Derntl
Es ist schade, wenn MusikerInnen, die seit Jahren am Puls der Zeit agieren, keinen Preis bekommen. Dafür staubt Christina Stürmer zwei Awards in den Kategorien "Pop" und "Bestes Album" ab und ist somit die All-Time-Amadeus-Rekordhalterin mit zehn Awards.
Etwas merkwürdig wirkt die vorab nicht angekündigte Verleihung eines Awards in der Kategorie "Musikpartner des Jahres". Sie geht an den Ö3-DJ Eberhard Forcher und seinen Youtube-Kanal "Austrozone". Es wirkt etwas hastig aus dem Boden gestampft, immerhin gibt’s die "Austrozone" gerade mal seit März dieses Jahres.
Das verstehe ich nicht ganz, genauso wenig wie die Witze einiger Laudatoren. Vielleicht sollte ich weniger auf Konzerte und mehr ins Kabarett gehen?
Susi Ondrusova
Der Hip-Hop-Award geht an den in Berlin lebenden Rapper RAF, der sich in seiner Dankesrede wünscht, dass seine Kollegen nicht extra auswandern müssen wie er, um erfolgreich zu werden. Er verdankt den Award nicht nur den eigenen Fans sondern auch der viralen Schützenhilfe seiner Kollegen Nazar und Chakuza. Chakuza hat seine Nominierung in der Kategorie "Hip Hop" zwar nicht zurückgezogen, aber seine Fans gebeten, nicht für ihn sondern für RAF zu stimmen und nachdem Nazar überraschenderweise nicht in der Kategorie "Hip Hop" nominiert war, sondern nur für "Best Video" hat er per Videobotschaft seine Fans gebeten, ebenfalls für RAF zu stimmen.
Nazar gewinnt den Best-Video-Award für "An Manchen Tagen" und fragt in seiner Dankesrede das Publikum, ob sie es denn wirklich das Lichtenegger-Video gebraucht hat, um zu verdeutlichen, wie es für heimische Musik im Radio ausschaut?
Der "Best Live Act" geht an den Linzer Electro-Swinger Marcus Füreder alias Parov Stelar. Wer die Doku "All Night – The Parov Stelar Tour Movie" gesehen hat oder selbst schon mal auf einem Konzert war, weiß, wie er die Massen bewegen kann. Vor allem im Ausland.
Nach dem "Best Live Act" gibt es "Live"-Musik aus der Konserve: Mando Diao synchronisieren ihre Lippen zu "Black Saturday" vom neuen Album "Aelita". Kein überzeugender Auftritt.
Dann ist der Moment endlich da, auf den zumindest wir den ganzen Abend gespannt gewartet haben: Der Auftritt der FM4-Gewinner Bilderbuch – die, im Unterschied zu anderen, tatsächlich live spielen. Bei "Maschin" braust erstmals lautstarker Jubel auf, nach dem Auftritt gibt's verdiente Standing Ovations.
Laudatio
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Maschin Live & Dankesrede
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Sänger Maurice Ernst bedankt sich für den Award folgendermaßen:
"Bilderbuch gibt es jetzt seit neun Jahren. Das weiß nicht jeder. Hannes Eder (Anm.: Universal-Chef) hat das gerade erst vor einem halben Jahr erkannt. (Gelächter und Jubel) Heute sind wir viermal nominiert… Ich hab da so Geschichten, aber das passt jetzt nicht zum Thema, wir haben ja nur einen gewonnen. Vielleicht kommt ja nachher noch eine Geschichte, mal schauen,… Nichts desto trotz, eigentlich geht’s um das, das man Danke sagt, wenn man einen Award gewinnt, dann hat man endlich einmal nach neun Jahren die Gelegenheit offiziell Danke zu sagen und das müssen wir einfach machen, wir gewinnen nicht jeden Tag einen Award. Deshalb ein großes Danke an alle die uns neun Jahre lang begleiten, ohne die wäre gar nichts, so wie es heute ist. Und es sind immer wieder Neue dazugekommen und Andere gegangen. Aber im Großen und Ganzen war jeder ein Puzzlestück in diesem schönen Bilderbuch. (Applaus). Bis jetzt war’s ein großartiger Abend, bis auf dass, das der von Mando Diao auch blonde Haare hat, was mich irrsinnig fertig macht auf dieser Veranstaltung. Das kann nicht sein, dass man gleich so einen einladet. Das ist schon fast ein Frevel. Na, es passt eh. Sind super Künstler… Wurscht. Wir sind Bilderbuch und wir haben uns herzlich gefreut, hier spielen zu dürfen in diesem Ambiente. Wir gehen einen Weg. Geht ihn mit uns! Auf Wiederschaun! Danke!"
Alle Amadeus-Gewinner im Überblick:
FM4-Award
Bilderbuch
Pop
Christina Stürmer
Medienpartner des Jahres
Eberhard Forcher - Austrozone
Volkstümliche Musik
Andreas Gabalier
Hip Hop
RAF
Electronic&Dance
Darius&Finley
Best Live Act
Parov Stelar
Schlager
Charly Brunner & Simone
Rock/Hard&Heavy
Kaiser Franz Josef
Best Video
Nazar – An Manchen Tagen
Jazz/World/Blues
Norbert Schneider
Song des Jahres
Anna F. – DNA
Album des Jahres
Christina Stürmer – Ich hör auf mein Herz
Lebenswerk
Stefanie Werger