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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

18. 11. 2014 - 12:10

Kick Out Your Boss

Die Dokumentation von Elisabeth Scharang ist dieser Tage in Wien, Linz, St. Pölten, Wiener Neustadt und Bruck an der Mur zu sehen.

Kick Out Your Boss

Die Online-Premiere von "Kick Out Your Boss" fand am Montag, den 5. Mai 2014 statt.

Ende November ist der Film in folgenden Kinos zu sehen:

  • 19. 11., Moviemento, Linz
  • ab 20.11.: Wien-Premiere im Admiral-Kino (danach auch regulär)
  • 23.+30.11., 7.+14.12.: Wien, Metro-Kino (jeweils 13H, mit anschließenden DIskussionen)
  • 25.11., Cinema Paradiso, St. Pölten:
  • ab 28.11., Stadtkino, Bruck an der Mur (Kinostart; am 3.12. gibt es dort ein Publikumsgespräch mit Elisabeth Scharang)
  • 2.12., Filmclub Wiener Neustadt

Alle Termine auch auf kickoutyourboss.com

Du gehst aus und triffst jemanden. Eine der ersten Fragen ist: "Du, was machst du eigentlich so?" Damit sind nicht die Dinge im Leben gemeint, die uns begeistern oder die Ticks, die wir haben, sondern es geht um die Frage, womit wir unser Geld verdienen. "Wir definieren uns im Privaten so sehr über die Arbeit; mich hat das irgendwann so gestört", erzählt der Grazer Grafikdesigner Robert Hitthaler in "Kick Out Your Boss". Der neue Dokumentarfilm von Elisabeth Scharang stellt Fragen nach der Neuorganisation von Arbeit. Wie viel Mitbestimmung wollen wir und funktioniert ein Management ohne Manager?

Arbeitsalltag und radikal demokratisierte Unternehmen

Elisabeth Scharang ist mit der Kamera in der Hand von Brasilien nach Serbien und schließlich nach Graz gereist. Sie hat drei Unternehmen besucht, die von ihrer Größe und ihrer Ausrichtung nicht unterschiedlicher sein könnten. Was die drei verbindet ist eine ähnliche Vision von Unternehmenskultur. In der brasilianischen Firma SEMCO mit über 3000 MitarbeiterInnen gibt es keine Privilegien für Führungskräfte, keine SekretärInnen, dafür flache Hierarchien und offene Firmenbilanzen - zu Gunsten des Betriebsklimas. Ricardo Semler, Mehrheitseigentümer des Unternehmens, hat als junger Mann die Fabrik seines Vaters übernommen. Mit seiner radikalen Demokratisierung des Unternehmens ist er seit dreißig Jahren auch wirtschaftlich erfolgreich.
Aber wie sieht partizipatives Management im Alltag aus, in den Büroetagen und in der Werkhalle?

Fabrikshalle in Itaiatuba, Brasilien, Semco. Filmstill aus der Doku "Kick Out Your Boss".

Elisabeth Scharang | KGP

Die ArbeiterInnen des Pharmaunternehmens Jugoremedija in Serbien haben einen zehn Jahre dauernden Arbeitskampf gegen die Privatisierung ihrer Fabrik geführt, bei der sie Mehrheitseigentümer waren. Sie demonstrierten, traten in Hungerstreik, zogen vor Gericht. Wenn die Töchter von Branka Trifković vom Hungerstreik ihrer Mutter erzählen, schießen ihnen die Tränen in die Augen. Von ihr haben die Mädchen gelernt, dass es sich lohnt, sich zu wehren. Die ArbeiterInnen von Jugoremedija haben den Kampf gegen den neuen Eigentümer gewonnen, doch kann eine selbstverwaltete Fabrik auf dem freien Markt und gegen internationale Pharmakonzerne bestehen?

Branka Trifkovic hat Jahre lang gestreikt

Elisabeth Scharang | KGP

In Österreich - und zwar im Lendviertel in Graz - stellt sich Mario Rampitsch, Mitbegründer der Designagentur EN GARDE die Frage, wie aus dreißig Kreativen eine Gruppe wird, die nicht nur beruflich an einem Strang zieht. Binnen weniger Jahre ist die kleine, interdisziplinäre Kreativagentur zu einer erfolgreichen Marke mit einem großen Netzwerk angewachsen. Wie verhindert man jedoch, dass aus einem Kollektiv mit Nachhaltigkeitsanspruch ein Zeit und Ressourcen fressendes Monster wird? Und wie, dass der Spaß an der Arbeit und der Idealismus von finanziellen Zwängen verdrängt werden? Gemeinsam mit dem Kollegen und Nachhaltigkeitsforscher Johannes Frühmann reist Mario nach Brasilien und trifft auf den SEMCO-CEO Ricardo Semler. Es wird eine Reise mit weitreichenden Folgen.

Mario Rampitsch in Brasilien

Elisabeth Scharang | KGP

"Es geht mehr darum wie, nicht was man tut"

Für Elisabeth Scharang ist die Doku das Herzstück eines Cross-Media-Projekts: Auf der gleichnamigen Internet-Plattform kickoutyourboss.com findet parallel zum Film eine Auseinandersetzung mit dem Thema "Arbeit anders denken statt". Dort stehen die Geschichten von Menschen aus aller Welt im Mittelpunkt, die über ihren Beruf, ihre Träume und über Veränderung erzählen. Und dort kann auch jede/r UserIn die persönliche Sicht auf den eigenen Arbeitsalltag erzählen und teilen - egal, ob man arbeitet oder nicht, ob man die Arbeit liebt oder dafür kein Geld verdient, ob man ChefIn, ArbeiterIn oder StudentIn ist.

Wie bereits für die Dokumentationen "Tintenfischalarm" und "Meine liebe Republik" begleitet Elisabeth Scharang mit ihrer Kamera Menschen auf einem spannenden Stück ihres Weges.

Dreharbeiten am Grazer Lendplatz: Elisabeth Scharang im Gespräch mit Robert Hitthaler

Elisabeth Scharang | KGP

Ihre Arbeit an "Kick Out Your Boss" hat sie begonnen, als die Freien MitarbeiterInnen im ORF sich vor mehr als zwei Jahren zusammengetan haben, um bessere Bezahlung zu fordern. "Ich wollte der Angst, die allseits spürbar ist, einen Arschtritt verpassen. Sich immer auf das System und auf 'die anderen' auszureden, verändert nichts und verbessert auch die eigene Lebenssituation nicht", sagt die Filmemacherin, Drehbuchautorin und FM4-Moderatorin. "Also habe ich mich aufgemacht, um Menschen zu suchen, die vielleicht Ideen haben und ausprobieren, wie man in seiner Arbeit zufrieden ist, ohne aus allem aussteigen zu müssen. Eine wichtige Erkenntnis: es geht mehr darum wie nicht was man tut."

FM4 Online-Premiere von "Kick Out Your Boss"

Am 5. Mai 2014 fand die Online-Premiere von "Kick Out Your Boss" fand am Montag, den 5. Mai 2014, in Kooperation mit flimmit.com statt.

Für alle, die nicht dabei waren: "Kick Out Your Boss" feiert am 20. November 2014 seine Wien-Premiere im Wiener Admiral-Kino, wo er dann auch regulär zu sehen ist.

Im Wiener Metro Kino finden dann an vier Sonntagen Film-Matineen mit anschließenden Diskussionen statt. Genaue Infos über Termine und Gäste gibt's hier.

Neben Kinostart in Wien und Filmmatineen wird es noch folgende Screenings in Österreich geben (weitere werden derzeit fixiert):

  • 19. 11., Moviemento, Linz
  • 25.11., Cinema Paradiso, St. Pölten:
  • ab 28.11., Stadtkino, Bruck an der Mur: Kinostart (am 3.12. gibt es dort ein Publikumsgespräch mit Elisabeth Scharang)
  • 2.12., Filmclub Wiener Neustadt