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Eva Deutsch

Elektro, Anziehzeug und anderer Seelenbalsamico. Aus dem Untergrund mit ganz viel Schwarz.

5. 5. 2014 - 10:50

Lykke Li

Mit ihrem Studioalbum "I Never Learn" beendet die schwedische Singer/Songwriterin Lykke Li eine ganz persönliche Trilogie.

Artist of the Week

Lykke Li ist unser Artist of the Week.

Auch Lykke Li ist nur ein ganz normales Mädchen. Trotz Popstar-Ambitionen, zwei hoch gelobten Alben, einer Nummer 1 Chart-Platzierung ihres Songs „I Follow Rivers“ im Remix von The Magician und der privaten Handynummer von David Lynch in der Tasche.

Ja, ja, selbst eine Lykke Li versaut ihre Beziehungen, wird vom Freund verlassen, findet das scheiße und tut sich selbst fürchterlich leid. Auf ihrem neuen Studioalbum “I Never Learn” rechnet sie deswegen mit ihren eigenen Emotionen ab. Sie meint sogar, dass jeder dieser Albumsongs eine Power-Ballade sei.

Dancing with tears in my eyes

Bei der Bezeichnung "Power-Ballade" stellt es wohl nicht nur mir die Nackenhaare auf. Songs wie Aerosmiths "I don't wanna miss a thing" oder Bryan Adams' "(Everything I Do) I Do It For You" kommen mir in den Sinn. Lykke Li gibt Entwarnung: Sie mag einfach diese Radiosender, die den ganzen Tag emotionsgeschwängerten Soft-Pop spielen. Ihr Traum sei es ohnhin, dass eines ihrer Stücke als letzter Song in der Disco gespielt wird. "For all the misfits and the outsiders.", meint sie.

Justin Tyler

She can handle it.

Keine Panik, Lykke Li-affine Menschen müssen sich in Zukunft nicht mit Lionel Richie- und Bonnie Tyler-Fans in eine Reihe stellen. Auf "I Never Learn" bleibt Lykke Li ihrem rauen düsteren Pop-Sound und den 60er-Jahre-Girlgroup Vocals treu, auch wenn der Gospal-Background Chor auf dem Albumsong "Heart Of Steel" gewöhnungsbedürftig ist.

Ganz offensichtlich weisen auch die Tracktitel auf das dunkle Kapitel in Lykke Lis jüngster Vergangenheit hin: "Love Me Like I'm Not Made of Stone", "Never Gonna Love Again", "No Rest For The Wicked“ oder "Sleeping Alone" zeugen bewusst plakativ von einer mühsamen Zeit, wie wir sie allen kennen. Sie habe nur aus Schmerz, Scham, Traurigkeit, Schuld und Sehnsucht bestanden, meint Lykke Li.

Aller guten Dinge

Warner Music

Das Album "I Never Learn" von Lykke Li ist am 5. Mai über LL Recordings/Atlantic Records erschienen.

Mit "I Never Learn" schließt sie eine Trilogie ab und verabschiedet damit ihre Twenties: "I wanted it to be more stripped back and all about the meldoy, the lyrics and the vocal performance. To not hide behind anything. Show who i really am, if I can handle it." Das neue Album soll wie eine Platte von Stevie Nicks, Pattie Smith oder Carol King wirken. Da dürfen sich die Tränendrüsen wie Schleusen öffnen.

Justin Tyler

Merken Sie sich auch ihren echten Namen: Li Lykke Timotej Svensson Zachrisson

Koproduziert hat das Album wieder Lykke Lis langjähriger musikalischer Partner Björn Yttling, zu dem sie eine Beziehung pflegt, die sie an die Hass-Liebe zwischen Klaus Kinski und Werner Herzog erinnert. (Bester Beweis dafür: Der Dokumentarfilm "Mein liebster Feind."). Beziehungen können und sollen einen herausfordern, vor allem wenn der Mensch Lykke Li heißt.

Lykke Li ist auf "I Never Learn" so ehrlich, gefühlvoll und gleichzeitig so hart und ohne Furcht wie noch nie. Das Album ist eine Liebeserklärung an sie selbst und an ihr zukünftiges ewachsenes Ich. "Hopefully like after 'I Never Learn' comes a new beginning.", meint Lykke Li. Aber sicher doch.