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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

25. 4. 2014 - 16:50

Schulsparen

Bei der Bildung soll gespart werden. Aber wo genau? Darüber wird seit Wochen gestritten, jetzt sollen Schulgipfel helfen. Die Bundesschulsprecherin Angi Groß im Interview.

Die Klassenschülerhöchstzahl erhöhen? Oder doch lieber anstehende Reformen aufschieben und kleine Schulen schließen?

FM4 hat die amtierende Bundesschulsprecherin Angi Groß von der ÖVP-nahen Schülerunion zum Interview gebeten. Sie trifft heute (Freitag, 25. April) Abend gemeinsam mit VertreterInnen der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Eltern die Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek und lässt sich im Vorfeld ein bisschen in die Karten blicken.

Bundesschulsprecherin Angi Groß

Schülerunion

Die Bildungsministerin muss heuer noch 57 Millionen einsparen, nächstes Jahr dann 60 Millionen. Wo darf denn deiner Meinung nach auf gar keinen Fall gespart werden?

Beim Unterricht selbst, also direkt bei uns Schülerinnen und Schülern. Das ist uns sehr wichtig, dass hier keine Klassenschülerhöchstzahlen hinauf gesetzt werden.

Am meisten soll ja momentan beim Ausbau der Ganztagsschulen gespart werden. Ist das für dich und für die Schülerunion okay?/

Im Vergleich zu den vorher geplanten Maßnahmen ist das eine für uns eher vertretbare Sparmaßnahme. Das soll nicht heißen, dass Ganztagsschulen nicht ausgebaut werden sollen. Wir sind auch der Meinung, dass darauf fokussiert werden soll, dass Nachmittagsbetreuung an den Schulen angeboten wird. Aber wenn man es vergleicht, ist das noch die bessere Einsparung als wenn man etwa die Klassenschülerhöchstzahlen nach oben schraubt.

Ein weiteres Stichwort, wenn es ums Sparen geht, sind kleine Schulen. Da läuft schon seit einiger Zeit eine Schließungswelle. Hältst du es für vertretbar, noch mehrere Minischulen zu schließen?

Da ich am Land wohne und auch in einer kleinen Volksschule war, bin ich der Meinung, dass man es nicht vertreten kann, dass ein Volksschulkind von sechs Jahren 30 Kilometer in die nächste Volksschule fahren muss. Da sollte man schon schauen, dass die Schulstandorte erhalten bleiben damit auch die SchülerInnen eine Schule in ihrer Region besuchen können.

Weitere acht Millionen sind offen

Wenn die derzeit geplanten Maßnahmen umgesetzt werden - der Ausbau der Ganztagsschulen wird eingespart, viele kleine Schulen werden geschlossen -, bleiben laut APA immer noch acht Millionen Euro übrig, die noch zusätzlich eingespart werden müssten. Wo, glaubst du, gibt es da noch Potenzial?

Man muss sich einfach einmal das ganze Schulsystem bzw. den Verwaltungsapparat anschauen, wo das Geld wirklich hinfließt und dann genau heraussuchen, wo etwa Doppelgleisigkeiten sind, die man beseitigen kann.

Fällt dir diesbezüglich etwas ein, das du dir schon angeschaut hast bei der Recherche für deinen heutigen Schulgipfel?

Uns ist wichtig, dass - bevor jetzt neue Projekte umgesetzt werden, zum Beispiel der Ausbau der neuen Mittelschule oder auch der Ganztagsschulen - darauf geachtet wird, dass die Qualität und die Standards, die wir jetzt haben, beibehalten werden. Es soll nicht so sein, dass auf Kosten der Reformen die jetzigen SchülerInnen dafür zahlen müssen.

Mittlerweile soll es bereits üblich sein, dass Eltern in den Ferien Schulklassen ausmalen und Möbel zur Verfügung stellen. Wie ist denn das in deiner Schule, wie sieht da die Ausstattungssituation aus?

Meine Schule ist gut ausgestattet, aber ich habe das auch schon oft gehört, dass die Eltern da auch Geld investieren. Es ist jetzt schon viel zu wenig Geld da, um den Schulstandard zu halten, für Schulbücher, etc. Es fehlen die Mittel, man kann hier nicht noch mehr kürzen.

Heute Abend triffst du dich mit der Ministerin, gemeinsam mit VertreterInnen von Lehrern, Lehrerinnen und Eltern. Habt ihr euch schon abgesprochen, was ihr fordern wollt?

Wir haben ein Treffen gehabt, und wir sind alle der Meinung: Im Bildungsbereich sollte nicht gespart werden. Diese Meinung werden wir auch heute Abend vertreten.