Erstellt am: 22. 4. 2014 - 16:26 Uhr
Portable power
"Dot matrix with stereo sound" - das sind die grundlegenden audiotechnischen Spezifikationen, die ganz oben am Display jedes originalen grauen Game Boy stehen. Schon zu seinem Debüt am 21. April 1989 in Japan war die erste tragbare Nintendo-Konsole technisch veraltet und farblich schlicht: Die bunten 80er Jahre konnten nichts an der Entscheidung zum mausgrauen Plastikgehäuse ändern. Bloß die pinken Buttons brachen mit dem ansonsten gediegenen Look des Game Boy.
Monochrom und unbeleuchtet
Circa eineinhalb Jahre später ist das Gerät dann endlich auch in Europa erschienen - rechtzeitig für Weihnachten 1990. Trotz seiner technischen Einschränkungen hat der Game Boy durch seine Größe, den Detailgrad seiner Darstellung und dem - im Vergleich zu den Game & Watch-Geräten - erweiterten Gameplay seiner Spiele Kindheits- und Jugendträume der späten Generation X wahrgemacht und ist bis heute eine Ikone der Videospielkultur. Maßgeblich für den Erfolg verantwortlich war das dem Gerät beigepackte Spielmodul "Tetris" - ein grandioser Coup, dem viele Lizenzirrungen und -wirrungen vorhergegangen sind, die alle in der empfehlenswerten BBC-Dokumentation "From Russia With Love" in vielen Interviews genannt und erklärt werden.
Game-Boy-Huldigungen:
Pure Game-Boy-Musik gibt es etwa von den Chipmusik-Artists Buskerdroid und Lo-bat.
Mitbegründer der Chipmusik
Neben vielen großartigen Spielen ist vor allem die Musik des Game Boy in Erinnerung geblieben, die stark dafür verantwortlich ist, dass sich aus ihr die Ästhetik der Chipmusik entwickelt hat. Die ehemals technische Limitierung und die damit in Verbindung stehenden harschen, typisch digital klingenden Sounds haben sich um die Jahrtausendwende zu einer eigenen Community geformt. Chipmusik zeichnet sich vorrangig durch seine markante Klangfarbe aus - innerhalb dieser Ästhetik sind aber grundsätzlich alle Musikgattungen bedienbar, wenngleich sich Techno-artige Stücke und schnelle Krach- und Rauschmusik mehr dafür anbietet als verträumte Melodien und elegische Streicherflächen - geben tut es aber auch diese.
Patrick Adams, @TheWolfBunny
"Nanoloop" und "Little Sound DJ"
Der Game Boy als neues Volksinstrument, das war die ursprüngliche Vision des ehemaligen Musikers und Musikkurators Wolfgang Kopper, der 2002 in Wien den Game Boy Music Club gegründet hat. Das Prinzip, bis heute: Jede/r kann mitspielen, man braucht nicht mehr als einen Game Boy und ein "Nanoloop"-Modul. "Nanoloop", bereits 1998 vom deutschen Softwareentwickler Oliver Wittchow geschrieben, ist jenes Musikprogramm, mit dem einfaches Herumspielen, Experimentieren und Loops bauen möglich ist. Wer kein Game-Boy-Purist ist, kann sich eine erweiterte Version von "Nanoloop" mittlerweile auch für Android und iOS besorgen.
25 Jahre Game Boy - die FM4 Listening Session: Hier sieben Tage zum Nachhören, ab 15 Uhr 50.
"Little Sound DJ" von Johan Kotlinski ist ein bisschen jünger als "Nanoloop". Damit lassen sich ausgefeiltere Stücke komponieren - das Programm hat den Look and Feel eines klassischen Trackers. Aus dem Game Boy Music Club hat sich Mitte der 2000er Jahre eine Abspaltung namens dot.matrix ergeben, bestehend aus vier Musikern, die alle mit "Little Sound DJ" komponierten. Dot.matrix ist mittlerweile auf Eis gelegt, der Backkatalog ist aber noch frei zugänglich.
Patrick Adams, @TheWolfBunny
Der Game Boy Music Club ist immer noch alive and kicking. Der nächste Liveabend findet am Donnerstag, 15. Mai, im Wiener rhiz statt.