Erstellt am: 21. 4. 2014 - 16:30 Uhr
Flimmern
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Der assoziative Wochenrückblick auf FM4
Snowden wird wegen seinen Auftritt in der russischen Fernsehsendung
Direkter Draht als Putins Pudel beschimpft.Wird man durch das Stellen eine Frage zu einem Kolloborateur? Hat er sich instrumentalisieren lassen, in dem er es zuließ, dass Putin ihn als Geheimdienstkollege adressierte? Das wäre eine gute Frage für die slowenische Band Laibach gewesen, die ich interviewt habe. Laibach haben diese Woche in Wien gespielt. Auf ihrer neuen Platte "Spectre" ist eine Nummer für Kollegen wie Snowden. Sie heißt "The Whistleblowers".
Noch etwas ist diese Woche in puncto Ed Snowden geschehen:
Die Pulitzer-Preise wurden vergeben. Die US-Ausgabe des Guardian und die Washington Post erhalten den Pulitzerpreis in der Hauptkategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" für ihre Berichterstattung in der NSA-Massenabhöraffäre und weil sie die Snowden-Dokumente veröffentlicht haben.
Und apropos Putin habe ich auch anzufügen: wie der Staatsterror seiner autoritären Diktatur mit künstlerischer Produktion bekämpft wird kann man zum Beispiel hier sehen und welche Rolle Kunst bei politischen Protesten und Aufständen spielen kann, ist seit letzter Woche in der Ausstellung "I AM A DROP IN THE OCEAN" im Künstlerhaus Wien zu sehen.
Markiyan Matsekh.
Dort werden Werke gezeigt, die geschaffen wurden, um die Protestbewegung, die seit November 2013 in der Ukraine weniger Korruption und Autorität und mehr Demokratie fordert, zu unterstützen, thematisieren oder zur Bühne zu machen.
Ende November 2013 bricht die ukrainische Regierung die Verhandlungen mit der EU über ein Assoziierungsabkommen ab. Dagegen entwickeln sich Proteste, die sich ausweiten und am 19. Jänner versuchen hunderte Menschen, das Parlament zu stürmen. Man kennt die Bilder des brennenden Maidan.
Olexandr Komyahov
Wie die Revolutionen von Anfang an von Künstlerinnen begleitet, verändert und zur Bühne ihres Ausdrucks wurden, zeigt I AM A DROP IN THE OCEAN.
Nikita Shalennyi
Jack White, Recordstore Day, Elvis und das FBI
Eigentlich dachte ich ich mag Jim Jamuschs Vampirfilm "Only lovers left alive" nicht besonders. Inzwischen bin ich überzeugt, dass der Film bei mir in eine Kategorie jenseits von Mögen gerutscht ist und in meiner Assoziationsmaschine neue Verbindungen gelegt hat. Wann immer der Name Jack White fällt, muss ich jetzt an das Haus in Detroit, in dem er aufgewachsen ist, denken und zwei unendlich alte Vampire, die davorstehen und sagen: "Oh little Jack White how cute." Die Vampire von Jim Jarmusch waren Sammler, Archivare und sicher die Art von Kreaturen, die den Record Store Day für einen Grund halten, die verdorbenen Menschheit noch etwas bestehen zu lassen.
Letzte Woche war Record Store Day. Jack White hat die schnellste Platte aller Zeiten gemacht. Nein, Jack hat keinen Gabba-Track produziert, sondern es geschafft, in der früh eine 7-Inch aufzunehmen, die noch am gleichen Tag in den Plattengeschäften stand. Die Nummer heißt "Lazaretto" und wird der Titeltrack seines neuen Albums sein. Auf der B- Seite ist ein Cover der Elvis Presly Nummer "Power of my Love" aus dem Jahr 1969.
Bei Elvis Presley muss ich, seit ich Hans- Christian Danys
großartiges Buch Speed gelesen habe, immer an die Anekdote denken, als ein von Amphetamin- und Tablettenkonsum entrückter Elvis beim FBI angetanzt ist und sich als Informant gegen das Böse, also Kommunisten und Drogenuser, anbieten wollte, aber zuerst abgelehnt wurde, da man ihn nicht erkannte. Eine trashige Comedy aus dem Jahr 1970 zu dem Ereignis gibt es auch. Gemacht wurde der Film von Allan Arkush der auch Regisseur von "Rock 'n' Roll High School" dem Ramones Film ist.
Charlie Chaplin wäre letzte Woche 125 Jahre alt geworden, er hatte eine den Werten des alten Elvis entgegenstehende Position zu Macht und Autoritäten.
Er war bereits zu Lebzeiten eine derartige Ikone, dass er dem Vernehmen nach einmal einen Charlie Chaplin Lookalike-Contest verloren hat. Chaplin war Engländer und er hat die Filmgesellschaft United Artists gegründet.
Und obwohl er in seinen Filmen zu Beginn gesprochen hat ist seine Art von Comedy intelligente Kritik von autoritärer Politik, Diktaturen und den alltäglichen Entgleisungen unserer Mitmenschen. Seine Hitlerparodie "Der große Diktator" aus dem Jahr 1940 war der erste Chaplin Tonfilm. Die Idee für den Film stammte von Chaplin selber, ebenso das Drehbuch und auch das Geld für die Produktion. Später führte er schließlich auch Regie und spielte beide Hauptrollen.
Chaplin legte sich auch mit den Machthabern in seiner Wahlheimat an. Seine Kapitalismuskritik "Modern Times" ist ein Film über die Industrialisierung der Arbeit und die Weltwirtschaftskrise. Eine Comedy über solche Themen zu machen, die über 70 Jahre später noch relevant ist, ist außer Chaplin noch Niemandem gelungen.
1952 wurde ihm wegen des Verdachts auf Kommunismus, um genau zu sein wegen "unamerikanischer Umtriebe", die Einreise in seine Wahlheimat USA verweigert und 1977 starb Charlie Chaplin in der Schweiz.