Standort: fm4.ORF.at / Meldung: ""Sadness is 4 losers""

Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

20. 4. 2014 - 12:59

"Sadness is 4 losers"

Keine Gemeinheit, die ich mir ausgedacht habe, sondern ein Zitat aus einer gestern von Dillon gecoverten Nummer. Drama und Schmerz scheinen alte Bekannte von Dominique Dillon de Byington zu sein.

2011 erschien Dillons Debüt-Album This Silence Kills und vor wenigen Wochen ihr neues Werk The Unkown. Beide Tonträger sind auf dem Label BPitch Control der Berliner DJ und Produzentin Ellen Allien veröffentlicht. BPitch, einst mit Clubmusik assoziiert, bewegt sich mit Künstlerinnen wie Dillon immer weiter weg von eindeutigen Zuordnungen, hinein in eine Twilight-Zone der noch nicht kartographierten Elektronik und der emotionalen Ambivalenzen.

Ein Konzert zu spielen ist Überwindung und kostet Kraft. Dillon ist Konzentration auf der Bühne. Ihre Gesten sind reduziert und geben dem Klang Raum. Es ist ein wuchtiger Sound, der im Kontrast steht zu der reduzierten physischen aber umso größeren auratischen Präsenz auf der Bühne. Zwei Personen führen uns durch This Silence Kills und The Unknown. Dillon und ihr Mitmusiker, Tamer Fahri, der auch ihr Produzent ist, am Laptop. Die Bühne ist finster, der Hintergrund ein schwarzer Vorhang. Dillon schreitet im Dunklen heran. Sie trägt schwarz und über dem schwarz noch einen semi-transparenten Chiffon Panzer. Es ist ein klug gewähltes Outfit, durch Reduktion wird Aufmerksamkeit auf die Musik und die bewusst gesetzten Details der ästhetischen Inszenierung kanalisiert.

Mein Leblingsmoment ist Tip Tapping. Das Piano, das Tamer Fahri für diese Nummer spielt, durchbricht die Schwere, die Dillon mit ihren Chansons über Verlust, Scheitern, Isolation aufgebaut hat. Dillon wandelt wie eine Märchenfigur, oder zumindest jemand aus einer anderen Welt, durch die Sitzreihen im Großen Sendesaal und bringt die Leute zum Singen. Ich glaube, ich habe es noch nie erlebt, dass Partizipation derart gut funktioniert hat, die Beuscherinnen tatsächlich zum Teil der Nummer wurden und man eine veränderte Art von Gemeinsamkeit für die Dauer des Lieds im Saal spürt.

Dillon spielt lange 17 Nummern und einen Zugabenblock der aus zwei Coverversionen besteht. Willem von Bodi Bill und Wicked Game von The Weeknd.

Das Konzert von Dillon im Radiokulturhaus ist das Gegenteil eines Festivals. Konzentration statt Reizüberflutung, Intimität statt wabbelnder Massen, akzentuierte Reduktion statt sinnentleertem Bombardement aller Sinne.

FM4 Radio Session mit Dillon

Ein Mitschnitt der FM4 Radio Session wird am Montag, 28.04. in der FM4 Homebase ab 19:00 zu hören sein. Dann gibt es auch einen Videostream der Session für 7 Tage hier online.