Erstellt am: 19. 4. 2014 - 13:14 Uhr

Bonny Black Hares

Eine Hasenplaylist mit Angst, Sex und Drogen.

Der Rezeptionssieger im Hasenland, die erste Hasenasoziation, ist eindeutig der Osterhase, noch vor Bugs Bunny und dem weißen Kaninchen aus "Alice im Wunderland". Die Frage der Fragen - wer zuerst da war, der Hase oder das Ei - kann auch eindeutig beantwortet werden: Das Ei ist jüdischen, der Hase protestantischen Ursprungs, also ein ganzes Christentum jünger, wenn man so sagen darf. Der Osterhase ist im Übrigen kein kauerndes Kaninchen ("rabbit"), wie uns Schokofirmen und Zeichentrickkonzerne gerne weismachen würden, vielmehr muss man ihn sich als über einen halben Meter groß und bis zu 70 km/h schnell vorstellen ("hare").

gemeinfrei

Nun zum Hasen im Pop. Die Liste ergibt einen recht kruden musikalischen Mix, die Haupthasenmetapher ist die des Fluchttieres, des hakenschlagenden aus der ausweglosen Enge der Treibjagd Fliehenden. So rennt der Hase in vielen Songs.

• Cab Calloway - Run little Rabbit
• Eminem Rabbit Run
• Iron & Wine - Rabbits will Run
• Fredrik Vahle - Der Hase Augustin (Musik: Mikis Theodorakis)
• Rob Zombie Run Rabbit Run
• Elton John - Jack Rabbit

Gemeinerweise wird bei der Hasenjagd öfters Blendlicht eingesetzt, so wird der Hase auch zur Metapher des sehenden Auges starr sein eigenes Ende Erwartenden, zum Angsttier schlechthin:

• UNKLE Feat. Thom Yorke - Rabbit in Your Headlights
• Florence & The Machine - Rabbit Heart

Nicht wenige Hasen verlieren auf der Hatz ihr Leben (wie man hört erleben über die Hälfte aller Hasen ihren ersten Geburtstag nicht) und liegen dann auf der "Strecke":

• Joanna Newsom - Jackrabbits

Manche schaffen es doch in das Hasenloch, wie auch Alice' Weißes Kaninchen

• Miike Snow - The Rabbit

Nicht wenige Hasen sind Gegenstand von Visionen einer mystischen Drogenhalbwelt, vom Zwei-Meter-großen eingebildeten "Harvey", über das Killerhasenmonster von "Donnie Darko" bis zu David Lynchs überbordender Hasenbesessenheit. Der bekannteste Drogenhase ist das weiße Kaninchen aus "Alice im Wunderland" (dessen "rabbit hole" auch eine berühmte Sexmetapher wurde) und stammt aus der LSD Hymne von Jefferson Airplane, wo man mit Pillenhilfe größer und kleiner wird und darauf bestenden wird, dass Mutters Pillen nichts helfen:

• Jefferson Airplane - White Rabbit
• Animal Collective - Who could find a Rabbit

Doch die prominenteste Eigenschaft der Hasenfamilie ist eben die der Familie, eine rekordverdächtige Reproduktionsrate von 18-köpfigen Würfen bis zu viermal im Jahr, ein hektischer Dauerbegattungslebensinhalt, der den Hasen zu dem Sextier überhaupt gemacht hat, von Hugh Hefner bis zur Gaypunkband Pansy Divison wird der Hase allerorts zur fröhlichsten aller rammelnden Pornofiguren

• Magnetic Fields - Let's Pretend we're Bunny Rabbits
• Fairport Convention - Bonny Black Hare
• Pansy Division - Bunnies

Wem das jetzt für das Osterfest zu profan scheint, der darf sich mit der nachdenklich greinenden Patti Smith noch auf einen Osterspaziergang begeben (Patti Smith - Easter), sich an eines der bekanntesten Kitschpop- Radioformatlieder erinnern, das vom Mitleid mit massakrierten Hasen lebt (Art Garfunkel - Bright Eyes), oder wir treffen noch einen Hasen mit einem schlechten Job , nämlich den, der - sattsam bekannt - im doppelten Boden des Zaubererzylinders wartet und für sein Kunststück nur mehr mäßigen Applaus bekommt (Sparks - Pulling Rabbits out of a Hat)

Chapeau und frohe Hasenostern, was immer ihr noch treibt ...