Erstellt am: 15. 4. 2014 - 13:20 Uhr

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 15-04-14.

Hillsborough, 25 Jahre später; und der Blick 20 Jahre zurück.

#fußballjournal14 #medien #untersuchungsausschussfeindlichkeit

Heute jährt sich die Katastrophe von Hillsborough das fünfundzwanzigste Mal.
Die Stadion-Stampede mit ihren 96 Toten war nicht nur irgendein Unfall im damals noch ungesicherten Fußball-Sport, aus dem Disaster erwuchs eine der größten und einflussreichsten Diskurse der britischen Gesellschaft, eine veritable Zerreißprobe in der ohnehin bewusst Hetze treibenden, zu Ende gehenden Thatcher-Ära, die schmerzhafte Auseinandersetzung mit den gern geleugneten aber sehr realen sozialen Schranken; ein bis heute effektvoller Aufstand gegen den widerlichen Medien-Boulevard, und eine langatmige Geschichte politischer Verschleppung, Korruption und Vertuschung.
Die Auswirkungen sind bis heute spürbar, erst in den letzten Jahren kam es zu langsam greifender Aufklärung.

Für Nicht-Briten und andere Außenstehende ist der Dreiteiler To Be A Somebody aus der herausragenden britischen Krimi-Reihe Cracker ein möglicher emotionaler Zugang zu der Zerstörung, die der gesellschaftliche Umgang mit der Hillsborough-Katastrophe angerichtet hat.
Für mich war es der Einstieg: als To Be A Somebody '94 (und im deutschen Sprachraum zwei Jahre später) ausgestrahlt wurde, also fünf bzw. sieben Jahre nach dem Ereignis und es, das Unsagbare, das Unaufgearbeitete, das Unausgesprochene, dampft noch aus jeder Pore jeder Figur. Und steht deshalb für jede unaufgeräumte Sauerei in jeder Gesellschaft. Und es ist die erstickte/erstickende Atmosphäre, die weitere Sauereien generiert, ein vicious cycle der deprimierendsten Sorte.

Robert Carlyle, später in Trainspotting, The Beach oder 28 Weeks Later, hat mit dieser Hauptrolle seinen Ruhm begründet. Achtung, der Hillsborough-Konnex taucht erst nach einiger Zeit auf.

• Cracker: To Be A Somebody (2:28.03)