Erstellt am: 18. 4. 2014 - 10:34 Uhr
Left Coastin': Musik & Magazine aus San Francisco
Wieviele hundertausendmal wurde San Francisco besungen? Was wurde aus den Hippies und Beatniks?
Zu Besuch bei John Vanderslice
FM4 Left Coastin'
Die dreiteilige Radioserie über die Amerikanische West Coast auf FM4 mit Alex Augustin.
Am 24.04. in L.A.!
John Vanderslice hat's musikalisch nicht so mit Friede, Freude, Eierkuchen. Seine Lieder sind wütende Protestbotschaften, in denen er sich über die amerikanische Regierung und große Konzernbosse beschwert – quasi ein zeitgenössischer Hippie. Er stammt ursprünglich aus Florida, heute lebt er im Mission District in San Francisco, DEM Trendbezirk, wo man die besten Tacos der Stadt findet und es ein an jeder Ecke verdächtig nach Marihuana riecht. Hipster-Hochburg, Magnet für KünstlerInnen und Kreative, Melting Pot der unterschiedlichsten ethnischen Gruppen.
John Vanderslice ist nicht nur Musiker, er besitzt auch ein eigenes Aufnahmestudio - und zwar ein analoges. Tiny Telephone heißt es, seit 1997 existiert es. Öffnet man die Türe des unscheinbaren, grauen Lagerhallenkomplexes, offenbart sich eine Schatzkammer.
Alte Klaviere, Verstärker und antike Mikrophone statt digitaler Supertechnik: Bei Tiny Telephone wird auf Pro Tools und modernen Aufnahmeschnickschnack gepfiffen. Viele der alten Geräte hier sind ein halbes Jahrhundert alt, etwa das unübersehbare riesige NEVE-Mischpult. Ein legendäres Ding ist das, auch Dave Grohl hat so eines zuhause rumstehen. Ein Tonstudio in Brooklyn hätte es beinahe auf den Müll geworfen, es wurde 1976 für die BBC produziert.
Bands wie Death Cab for Cutie und Nada Surf nehmen bei Tiny Telephone ihre Musik auf. Trotzdem ist das Studio unterm Strich ein Nullsummenspiel.
Zu Besuch bei Castle Face Records
Nur eine Straße weiter befindet sich das Hauptquartier von Castle Face Records. Dreckigster Garagenrock wird einem da um die Ohren gefetzt: Dieses Label gibt heute den Ton in der Stadt an. Haudegen wie Thee Oh Sees, The Blind Shake und Ty Segall sind hier zu Hause.
Bittersüße Klänge von Ash Reiter
Spaziert man heute am legendäre Telegraph Hill entlang, wo einst die Beatniks im Vesuvio Café abgehangen sind, hört man die Musikerin
Ash Reiter und ihre Band auf der Straße musizieren. Die bittersüßen Lieder erinnern an die frühen Blondie. Ihren Sound würde man wohl als "typisch kalifornisch" bezeichnen: Naturblond, gut gelaunt, da wird über Icecream und die globale Erderwärmung gesungen. Ash Reiter und ihre Band leben in Berkeley und Oakland, erst vor ein paar Monaten hat sie ihren Dayjob als Lehrerin hingeschmissen, um sich ganz der Musik widmen zu können.
Zu Besuch bei John Marr
San Francisco hat auch eine reiche Magazinkultur vorzuweisen: Das Punkrockzine Cometbus aus Berkeley, das Search & Destroy sind die wichtigen. Und noch eines der besten Magazine der Welt kommt aus San Francisco. Es trägt den famosen Titel „Murder Can Be Fun“. Darin geht um die unterschiedlichsten Arten, wie man das Zeitliche segnen kann. True Stories über Menschen, die während eines Besuchs in Disneyland übelst ums Leben gekommen sind. Alles über die große Melasse-Katastrophe von Boston, als die ganze Stadt unter einem Tsunami von ein paar Millionen Tonnen picksüßem braunen Zuckersaft verschüttet worden ist. Darüber, wie man im Zoo sein Leben verliert und Geschichten mit Titeln wie „Is Your Roommate a Serial Killer?“. Bitterböse und tiefschwarz ist der Humor von Herausgeber und Autor John Marr.
FM4 Alexandra Augustin
FM4 Left Coastin'
Die dreiteilige Radioserie über die Amerikanische West Coast auf FM4 mit Alex Augustin.
Am 24.04. in L.A.!
John Marr sitzt seit 1986 den in Archiven, auf der Suche nach morbiden Geschichten. Er lebt gemeinsam mit den Überbleibseln seiner toten Katze, vielen Büchern und Bildern des Serienkillers John Wayne "Pogo The Clown" Gacy an der Wand. Das Magazin ist gerade auf Pause, demnächst soll ein Buch erscheinen, das alle Geschichten bündelt. Alte Ausgaben kann man hier bestellen. John Marr ist übrigens ein Haberer von Jello Biafra und hat ihm auch dabei geholfen, einen Song über „Sylvester Matuschka“ zu schreiben. Der Wahnsinnige, der in den 1930ern in Österreich, Deutschland und Ungarn Züge in die Luft gesprengt hat.
Für 7 Tage zum Anhören
So ist das in Kalifornien. Über alles!
Thee Oh Sees | Toe Cutter Thumb Buster |
Foxygen | San Francisco |
John Vanderslice feat Magik*Magik Orchestra | Overcoat |
Dodos | Black Night |
Crime | San Francisco's Doomed |
Moon Duo | Sleepwalker |
Girls | Alex |
Dead Kennedys | California Über Alles |
Katastrophe | Tunnel Vision |
Grass Widow | Under The Atmosphere |
The Decemberists | Grace Cathedral Hill |
Ash Reiter | Little Sandy |
Ash Reiter | "2012" |
Why? | Sanddollars |
The Coup | The Magic Clap |
Two Gallants | Steady Rollin’ |
Ty Segall | Goodbye Bread |