Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. Friday Edition, 11-04-14. "

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

11. 4. 2014 - 22:15

The daily Blumenau. Friday Edition, 11-04-14.

Kurze Anmerkung über das Fernsehen im Fernsehen.

Auch 2014 online: der Versuch das Journal '13 (wie schon das von 2003, '05, '07, 2009 und 2011) durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Heute in einer Kurzversion.

#bewegtbild #medien

Weil ja jetzt doch, ein wenig früh und ohne allzu langen Atem und entgegen der Durchhalte-Ankündigungen des Senders die scripted daily-soap Wien Tag und Nacht eingestellt wurde: in einer der wenigen seriösen Auseinandersetzungen damit (und wirklich seriöse Auseinandersetzungen mit Fernseh-Relevantem sind selten, nächste Woche mehr dazu) wurde ein interessanter Aspekt angesprochen.

Dass nämlich diese auf Realismus pochende Serie einen Punkt so übermäßig ausspart, dass es schon absurd auffällig wäre; vor allem, weil es die Ausrede des Vergessen-Habens nicht gibt. Es wird dort nicht ferngesehen, obwohl die TV-Kiste/der Flatscreen in WGs und nicht nur dort immer noch zentrale Punkte sind. Es gibt keinen TV-Bezug, obwohl es doch erst die Fernseh-Präsenz ist, die aus Österreichs Halbstars ganze VIPs macht.

Nun ist Wien - Tag und Nacht beileibe nicht das einzige Stück Fernsehen, dem dieser Lapsus widerfährt. Man kann getrost System dahinter vermuten. Ein ganz schön absurdes System.

Denn während andere Medien immer wieder und gerne sich selbst im eigenen Medium aufführen, während also in der Zeitung das Zeitunglesen vorkommt, im Radio das Radio immer wieder eine Rolle spielt und sich die neuen Medien vor lauter Selbstreferenzialität gar nicht mehr einkriegen, meidet das Fernsehen die Abbildung von fernsehenden Menschen. Im Non-Fiction-Bereich sowieso, aber auch, besonders absurd, in der Fiction: wenn das TV als handlungsvorwärtstreibendes Element vorkommt, dann gern in Form von aburd neutral gehaltenen Nachrichten-Sendungen, die zufällig irgendwo laufen.

Protagonisten, zu deren Lebensalltag und Alltagsablauf das Fernsehen gehört, existieren maximal als Fußball-Fans. Es gibt erstaunliche Mengen von Menschen, die Musik hören, aber kaum jemand sitzt vor einem wie auch immer gearteten Bildträger (es kann ja auch ein Heimkino oder ein Tablet sein) und sieht sich da etwas an.

Diese Aussparung einer Lebensrealität wird also in dem Medium, das man wegretuschiert, betrieben.
Nun gibt es medienübergreifend eine Einigung, nicht allzu stark über Selbstmorde oder andere klassische zur Nachahmung taugliche und somit problematische Geschehnisse zu berichten.

Das betont übertriebene Nicht-Fernsehen der im TV auftretenden Protagonisten wird also so behandelt, als wäre es eine ansteckende Krankheit, ein böser Virus, den man besser nicht propagieren sollte. Nicht einmal die (bei Al Bundy und Familie gepflogene) absurde Überhöhung dieses Symptoms ist ein Thema.

Wer sich daür interessiert, den beschäftigt auch: die bis auf ein paar überkandidelte (und dann gleich interaktive) Ansätze sträflich unterbeachtete Neue-Medien-Kultur. Im Bereich der Fiction (egal in welchem Medium dargestellt und ausgebreitet) bleibt man beim Handy stecken, Social Media, ständige Erreichbarkeit, die Überbordung der Ausspielwege von letztlich allem kommt genauso wenig vor.
Der Grund für die schiefliegende Abbildung ist in diesem Fall klar: es geht um Konkurrenz-Märkte, also wird die Hoheit der alten Medien zumindest in der (kontrollierbaren) Darstellung der Realität entsprechend geschönt.

Dafür, dass das Fernsehen sich selber exkludiert, gibt es aber eigentlich keine Erklärung.