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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

11. 4. 2014 - 15:41

Spring zurück an den Start

Ein kurzfristig angedachtes Nachfolge-Projekt ist abgesagt. Das Grazer Springfestival findet im kleinen Rahmen zum geplanten Termin statt.

Rückschau

Gibt es News vom Springfestival? Zwei Gruppen, zwei Festivals, eine raus? Kennt sich da irgendwer aus?

Berechtigte Fragen. Die Ereignisse überschlagen sich und die stille Post und jede Menge Gerüchte machen in Graz die Runde. Interessieren würden zwar in erster Linie Line-Ups, doch so weit ist es immer noch lange nicht. Und da die Causa tatsächlich in Kreisen durch die Stadt und bis nach Wien rotiert, hier ein Status Quo.

Der beginnt langweilig, doch notwendig mit einem Rückblick: Am 12. März 2014 wird das Konkursverfahren der Friends of Spring Projektentwicklungs GmbH bekannt gemacht. Diese GmbH hat das Springfestival seit 2011 veranstaltet, vertreten ist sie durch Geschäftsführer Stefan Auer, der das Springfestival 2001 ins Leben gerufen hat. Die erste Gläubigerversammlung ist für den 15. Mai anberaumt, das Konkursvolumen ist geringfügig. Für einzelne Musiker belaufen sich etwa die unbezahlten Honorare jeweils zwischen einigen hundert Euro bis zu 1650 Euro, laut Stefan Auer. Fällige Forderungen bei etwa Technikverleihern sind wesentlich höher.

Die Rechte an der Marke "Springfestival" wurden während des Insolvenzverfahrens verkauft, eine Bietergruppe ist an den Masseverwalter herangetreten und hält nun die Rechte an der Marke, „vorbehaltlich der Zahlung und – soweit überhaupt erforderlich – der Genehmigung des Gerichts“, sagt der Masseverwalter, Rechtsanwalt Arno Roman Lerchbaumer.

Als Bietergruppe bzw. neuer Inhaber der Rechte der Marke Springfestival tritt Mitte dieser Woche ein Volker Plöchl an die Öffentlichkeit. Und zwar mit einem „Offenen Brief“ auf der Facebook-Seite des Springfestivals, in dem auch Stefan Auer als für das künstlerische Programm zuständig genannt wird.
Nach eigenen Angaben ist Volker Plöchl alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der Star Times GmbH, die die Rechte an der Marke Springfestival erworben hat.

Postgarage

Julien Duval

Letztes Jahr am Spring

Im Firmenbuch jedoch befindet er sich mit dieser GmbH nicht. Dort ist zwar eine Star Times GmbH eingetragen, allerdings mit Sitz in Graz und einem anderen Geschäftsführer. Volker Plöchl war als Gesellschafter und Geschäftsführer bei verschiedenen Gesellschaften und Firmen in Wien tätig. Derzeit ist er aber weder als Geschäftsführer noch als Gesellschafter bei einer Firma oder einer Gesellschaft eingetragen.

Was sich im "Offenen Brief" auf der Facebook-Seite des Springfestivals findet, sind einerseits Zahlen, die man sich näher anschauen muss, und Anschuldigungen gegen jene Veranstaltergruppe, die vor einer Woche mit der fixen Ankündigung eines Nachfolge-Festivals an die Öffentlichkeit getreten ist: der Gastronom Wolfgang Mally, der Geschäftsführer der Helmut-List-Halle, Erwin Hauser, sowie Dietmar Tschmelak und Werner Kiegerl vom Radio Soundportal arbeiteten an einem Nachfolge-Festival. Arbeiteten, denn gestern gab diese Gruppe w. o.

Woran hatte diese Gruppe bis gestern denn gearbeitet?
"Die Bemühungen sind nicht abgeschlossen, die werden weiter gehen", sagt Erwin Hauser, "Ziel war es, ein Festival in der Helmut-List-Halle, im Dom im Berg, im P.P.C. und im Orpheum zu gestalten, wo vor allem lokale Crews mitmachen können. Und wo wir versuchen wollten, eine Atmosphäre zu schaffen, wo man sich international präsentieren kann." Dieses Bemühen und Vorhaben sei nicht ad acta gelegt, sondern nur aufgeschoben. Der Zuspruch und der Wunsch nach einem neuen Format wäre von vielen Seiten da.

Warum hat die Veranstaltergruppe dann ihr Vorhaben ad acta gelegt? "Weil eine Atmosphäre geschaffen wurde, die der Sache nicht dienlich ist. Es geht nur um die Sache – und nicht um einzelne Befindlichkeiten", sagt Hauser. Was wäre das Neue? "Das Neue wäre gewesen, die Leute in der Stadt viel stärker einzubinden. Jene, die das ganze Jahr bemüht Programm machen, teilweise in ausbeuterischer Manier sich selbst gegenüber, teilweise mit ganz schlechten Voraussetzungen. Die Lokalen zu stärken, ihnen eine große Bühne zu bieten und nicht unbedingt auf große Acts zu schielen und nicht nur unbedingt zu versuchen, das Mega-Festival zu sein. Sondern zu versuchen, dass aus dem ein Ganzjahresprogramm entstehen kann", so Hauser, Geschäftsführer der Helmut-List-Halle in Graz.

Bezüglich des Programms würde sich dieses Vorhaben nicht auf elektronische Musik beschränken, die Visual Arts seien nicht allein in der Clubmusik zu Hause. "Raus aus dem Club, in die Öffentlichkeit", wünscht sich Hauser und verweist als ein Beispiel auf das Maplab, das ein Workshop und ein Artist-in-Residence-Programm zu Visuals war.

Dem Vorwurf aus dem "Offenen Brief", dass bloß "das Springfestival unter einem anderen Namen jedoch auf Basis eines bereits im Vorfeld breit angelegten nicht genehmigten Wissenstransfers" nachgeahmt werden würde, lässt Erwin Hauser nicht gelten. Elektronische Musik nachzuahmen, wäre etwas Schwieriges bei der Fülle an Festivals und schließlich gebe es kein Monopol auf Musikfestivals. Zudem hätte die Gruppe selbst genug Erfahrungen.

Zahlen-Check

Aufmerksamkeit erregen auch kolportierte Zahlen betreffend angeblicher Förderungen von Stadt Graz und Land Steiermark. Es kursieren Summen zwischen 171.300 und 200.000 Euro. Fakt ist: Das Kulturressort der Stadt hat das Springfestival 2012 mit 31.000 Euro gefördert.

„Die überregional wahrgenommenen und geschätzten Grazer Festivals zeichnen sich durch einen programmatischen Anspruch, Modernität und Professionalität in der Durchführung aus“, liest man im Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz 2012 über u.a. das Springfestival. Für das einst geplante Springfestival für dieses Jahr hatte das Land Steiermark 90.000 Euro reserviert, das erste Drittel davon wurde bereits an die Friends of Spring Projektentwicklungs GmbH ausbezahlt. Um diese zurückzubekommen, ist man im Gespräch mit dem Masseverwalter. Auch seitens Graz Tourismus wäre Bereitschaft da gewesen. Auf die kolportierten rund 180.000 Euro aus öffentlicher Hand kommt man bei Nachfragen bei Stadt und Land nicht. Der Grazer Finanzstadtrat verweist auf das Kulturressort, die Angelegenheit wäre derweil noch Kultursache.

Wäre die Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker bereit, wieder ein Festival wie bis vor kurzem das Springfestival es war zu fördern? Rücker ist sehr interessiert an einer "qualitätsmäßig gleichwertigen Veranstaltung mit einem auf den Boden gebrachten Inhalt und wirtschaftlich tragfähiger als bisher, denn das war nicht mehr der Fall". Sie sieht das bisherige Springfestival als sehr wichtige Bereicherung für die musikalische Szene und den Ruf der Stadt und bedauert die Entwicklung der letzten Wochen: "Es wurden Vorwürfe in den Raum gestellt, es haben Leute um sich geschlagen. Die, die das Springfestival bisher veranstalteten und die neue Gruppe haben sich gegenseitig auf den Kriegspfad begeben".

Nun wird vom 28. Mai bis 1. Juni jedoch ein Springfestival stattfinden. Ein Ansuchen aus dieser Richtung hat die Grazer Kulturstadträtin allerdings nicht auf dem Tisch.

Flyer des Springfestivals 2001

Radio FM4

Flyer des ersten Springfestivals in Graz aus dem Jahr 2001

Das Springfestival ist tot, es lebe das Springfestival?

Es werde auf jeden Fall ein Festival stattfinden, sagt Stefan Auer, der mit den neuen Eigentümern der Marke "Springfestival" zusammenarbeitet. Der Umfang werde kleiner sein als bisher. Die Postgarage mit vier Floors und das Parkhouse werden die Locations sein, Lectures und einen Designer-Pop-up-Store soll es geben. Und wer wird beim Springfestival 2014 spielen? Dazu kann Stefan Auer noch nichts sagen.

Und womit können jene DJs, Musiker oder Technikverleiher rechnen, deren Rechnungen und Honorare von der Friends of Spring Projektentwicklungs GmbH nicht beglichen wurden und die jetzt Gläubiger sind? "Das Ganze wird im Rahmen der Insolvenz abgewickelt. Wie es sich jetzt darstellt, ist es ein Ausgleich. Die Ausgleichsquote wird sich irgendwo um die fünfzig Prozent bewegen", sagt Stefan Auer.

Die Causa Spring geht weiter. Bleibt aktuell der Ausblick auf Sprüche an Bürowänden: "The best way to predict the future is to create it" oder auch "Whatever happens. Don't panic".