Erstellt am: 6. 4. 2014 - 15:07 Uhr
Left Coastin': Ab zur Amerikanischen West Coast
FM4 Left Coastin'
Die dreiteilige Radioserie über die Amerikanische West Coast auf FM4 mit Alex Augustin!
Am 07.04. geht es los mit Portand. Wir besuchen vegane Strip Clubs, die älterste Drag Queen der Stadt, außerdem reden wir darüber, wieso das Radfahren so wichtig für die Portlander ist und wieso "Portlandia" die Stadt kaputt gemacht hat.
Am 17.04. gehts weiter in San Francisco, am 24.04. besuchen wir L.A.!
Portland ist die Insel der Seligen, so sagt man. Ein intellektueller Hot Spot, das Epizentrum der queeren Kultur, die Indiehochburg an der amerikanischen Westküste. Und nicht nur das, Portland ist auch das Bike Capital of the United States. Nirgendwo in Amerika ist die Bike Community so aktiv wie hier. Spaziert man durch die Stadt, dann fällt einem auf, wie unwichtig den Portlandern das Auto ist. Alle fahren Rad, der Verkehr ist verglichen mit anderen amerikanischen Großstädten entspannt.
Portland ist eine kleine Stadt, 600.000 Menschen leben in der Metropolregion, im Großraum sind es knapp 2,2 Millionen. Vom Aufbau her erinnert Portland auch eher an eine Europäische Stadt, als an den Planstadt-Wahnsinn, den man sonst in Amerika kennt. Ein - gemütlich verbauter - Stadtkern, rundherum Nachbarschaften mit kleinen Häusern. In der Mitte der Willamette River. Wer von A nach B kommen möchte, muss keine elendslangen Fahrten auf sich nehmen. Das beeinflusst natürlich die Wahl des fahrbaren Untersatzes.
Radfahren ist in Portland eine Religion
Insegesamt 400 Kilometer Radwege gibt es, 16 Prozent der Portlander fahren auf dem Drahtesel in die Arbeit. Doch die Highlights der Radkultur in Portland sind ganz andere Dinge! Schon einmal von bike delivered pizza und bike delivered cookies gehört? Firmen, die ganz naturbewusst ihre Speisen mit dem Rad ausliefern. Außerdem gibt es in Portland auch Umzugsfirmen, die ganze Hauseinrichtungen nicht mit Hilfe von Trucks, sondern mit Rädern transportieren. Und die Bike Community selbst organisiert auch immer wieder sogenannte "Bike Moves": Freunde und Fremde aus der Radgruppe werden gebeten, bei einem Möbelumzug mitzuhelfen.
Der Verkehrswissenschaftler Alex Abigazzi und seine Freundin Jade Koide sind vor kurzem zusammengezogen - nur mit der Hilfe von Fahrrädern.
Alexandra Augustin
"Wir haben Mails an die Bike Community geschickt, mit der Bitte um Hilfe. Und dann standen plötzlich 23 Menschen vor der Türe und haben mitgeholfen. Das sind mehr Menschen, als wenn ich nur dazu aufgerufen hätte, dass ich bei mir zuhause ein paar Bier ausgebe.", erzählt Alex. Couch, Bett, Kisten, Kästen, Regale, Sessel, Waschmaschine: Das alles wurde nur mit Fahrrädern und ausgetüftelten Anhängerkonstruktionen transportiert. Ein schönes Stück Körperarbeit.
Aber Radfahren und derartige Aktionen sind für die begeisterten Radfahrer in Portland nicht nur eine Möglichkeit günstig durch die Stadt zu fahren und sich Umzugskosten zu sparen, natürlich gehts auch darum ein politisches Zeichen zu setzen, wie Jade erzählt:
"Radfahren ist Spaß, Sport und Protest. Da steckt so viel mehr drin. Bei unserem Umzug haben wir den Verkehr total aufgehalten, plötzlich zog da diese Karawane durch die Stadt, das war natürlich auch störend. Aber die Menschen haben uns nicht beschimpft, sondern uns zugejubelt und wir haben mit unseren Radglocken ein Klingelkonzert veranstaltet. Sowas passiert nur hier in Portland!"
Auch wenn Portland the Bike Capital of the United States ist, wie Alex uns erklärt, besteht noch großer Aufholbedarf. Letzten Sommer war er für eine Konferenz in Wien auf Besuch und ist danach bis nach Spanien durchgeradelt. So ein Fahrradnetz in Portland, das wär's! Ein Traum, der vielleicht wahr wird, denn das Radnetz wird ständig weiter ausgebaut und die Portlander sind ein hartnäckiges Volk.
Übrigens haben sich Alex und Jade auch übers Radfahren so richtig kennengelernt. Wer braucht schon ein Auto, um die Freundin zu beeindrucken? Das geht viel besser mit dem Rad, wie Alex erzählt:
"Für unsere ersten Dates habe ich Jade immer mit dem Rad abgeholt und auch heute fahren wir jedes Wochenende mit dem Rad wohin. Wir haben auch eine fette Musikbox an der einen Seite unseres Tandems. Wenn wir unterwegs sind, schalten wir die ein und jagen ordentlich Bässe durch! Das ist immer eine richtige Party, wenn wir unterwegs sind. Wer braucht schon ein Auto? Vollkommen überflüssig!"
FM4 Left Coastin': Teil 1 Portland
Am 17.04. gehts weiter in San Francisco, am 24.04. besuchen wir L.A.
Pools, Palmen, die unerträgliche Leichtigkeit des Scheins; HipHop, Hippies, Stars & Wannabes, verrückte LebenskünstlerInnen: Die amerikanische Westküste war seit jeher ein Sehnsuchtsort, ein Synonym für Freiheit und ein Biotop für den geballten amerikanischen Wahnsinn. Teil 1 der dreiteiligen Sendereihe "Left Coastin'" wurde am 7. April in der FM4 Homebase gesendet, unter anderem mit folgenden Themen: dem ältesten Drag-Club Amerikas, einem veganen Strip Club, Biking in Portland und einem Interview mit Musiker Nathan Junior.
Teil 1 der Sendereihe über Portland gibt es für 7 Tage on Demand.