Erstellt am: 4. 4. 2014 - 11:33 Uhr
Dream On!
Schon der historische Materialismus hat ausgerufen: Alles ist mit allem verbunden! Das war mir nicht klar, da ich einen Großteil meiner schulischen und universitären Ausbildung schlafend verbracht habe. Aber irgendwas ist doch zu mir durch oder aus mir heraus gesickert. Ich hatte immer schon einen schlummernden Verdacht, dass alles mit allem verbunden ist. Ich erkenne nur einen Bruchteil der Wege und Punkte, an denen sich Dinge und Gedanken treffen, und das Bewusstsein ist oft ein wackeliger Kompass durch die Realität.
Ihr könnt euch mein Glück nicht vorstellen, als mir zugetragen wurde, das ich eigentlich schon vor Jahren gelernt haben könnte, dass es eine marxistische Theorie zu revolutionärem Journalismus und gegen eine Zersplitterung des Bewusstseins gibt.
Während bürgerliche Medien die Zersplitterung des Bewusstseins vorantreiben (hier schleppende Hilfe bei Naturkatastrophen, dort ein verschwundenes Flugzeug, hier Repression gegen Graffiti-Künstler/Innen, dort ein Rauchverbot, hier Börsendaten, dort ein Putschversuch, hier die Sportberichterstattung, dort eine Kunstkritik), sei es Aufgabe revolutionärer Presse, die feinen, flüchtigen und festen Verbindungen als die unterschiedlichen Aspekte der Realität widerzuspiegeln, die mir oft wie Echos ungeahnter, unbekannter Klänge der Gegenwart erscheinen.
In meinem Leben sieht das so aus: Ich erstehe die neue Moodyman-Platte mit diesem Cover:
Moodymann
Ich träume:
Ich bin in der Berliner U8 und werde von Menschen mit Unterschriftenlisten angesprochen, ich solle auch für Freiheit und unser Recht auf öffentlichen Raum kämpfen und unterschreiben, damit das Flugfeld Tempelhof nicht bebaut wird. In einer der folgenden Nächte bin ich träumend im Disco-Rollerskate-Outfit in Tegel unterwegs. Ich bin sehr glücklich und frei. Bis Mahmud Ahmadinedschad mit einem Bautrupp auftaucht und mir sagt, ich solle verschwinden, er stelle jetzt ein paar Plattenbauten hin. Es kommt zu einem Raufhandel. Besonders unangenehm ist mir die Kombination seines scheißbraunen Plastikanzugs mit dem gelben Bauhelm in Erinnerung. Vielleicht kennt ihr mich, nachdem ihr das gelesen habt besser, als wenn ich euch einen Langstreckenflug lang mit formatierten Blöcken der Selbstpräsentation beworfen hätte.
Wir haben unseren Weg kreuzende MusikerInnen gebeten, uns zu erzählen, was ihnen aus ihren nächtlichen Erkennungs- und Verkennungsketten in Erinnerung geblieben ist. Denn, um es mit der klassischen Psychoanalyse zu sagen: Im Verkennen liegt ein Erkennen. Bis jetzt haben uns alle mit spürbarem Enthusiasmus ihre Träume erzählt, nur nicht William Fitzsimmons, aber der ist ja auch Psychoanalytiker.
Hier also ein paar Träume für euch:
(...to be continued...)