Erstellt am: 2. 4. 2014 - 13:04 Uhr
"Cure Runners"
Das österreichische Videospiele-Entwicklerstudio Ovos erlangte vor einigen Jahren mit seinem Physiklernspiel Ludwig international viel Beachtung. Denn das Serious Game für PCs glänzte mit schöner 3-D-Grafik und guter Spielmechanik - vor allem aber war es nicht nur "pädagogisch wertvoll" (sprich fad), sondern machte tatsächlich Spaß. Jetzt hat Ovos ein neues Spiel entwickelt - gemeinsam mit Three Coins, einer Initiative, die europaweit die Finanzkompetenz junger Menschen fördert. Und genau darum, also um den sinnvollen Umgang mit Geld, geht es in dem neuen Ovos-Spiel für Android und iOS.
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Schauplatz ist eine Insel im Pazifik. Sie wird regelmäßig von tödlichen Pollen heimgesucht. Auf der Insel wächst aber auch eine heilsame Substanz. Sie wird „Cure“ genannt und hat sich als Zahlungsmittel etabliert. Das alles weiß man am Anfang des Spiels aber nicht, denn man wird ohne Erklärung in das seitlich scrollende Jump-’n’-Run-Game geworfen.
„Eine Stärke von Spielen ist, dass sie dich langsam in ein Thema einführen“, sagt Gamedesignerin Vivian Schreiber von Ovos. „Das war auch die Idee hier. Man wird in eine Welt hineingeworfen, von der man am Anfang nur weiß: Sie ist giftig, und man braucht dieses Cure, um zu überleben. Man muss arbeiten für Cure, und alles, was man tut, kostet Cure – eine Metapher für Geld.“
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Idylle findet man auf der Insel kaum – stattdessen apokalyptische Endzeitstimmung. Zwischen den Levels wird die Geschichte in Comicform weitererzählt. Nach und nach offenbart sich die Wahrheit über eine mysteriöse Firma, die das Heilmittel Cure mit guten Intentionen abbaut, dabei aber viel Schlechtes bewirkt. „Hintergedanke unserer Geschichte ist, dass nicht alles schwarz-weiß ist“, sagt Michael Heiml von Ovos. „Es gibt also nicht nur die Guten und die Bösen. Die Bösen haben eine gute Intention, und die Guten tun auch Dinge, die nicht so gut sind.“
Metaebene
Das Gratisspiel arbeitet mit vielen der psychologischen Tricks, durch die Free-To-Play-Games normalerweise versuchen, Spielern das Geld aus der Tasche zu ziehen. In-Game-Einkäufe können in „Cure Runners“ aber ausschließlich mit „Cure“ bezahlt werden. Dazu Heiml: „Das Geld, das man in anderen Spielen dafür ausgibt, um sich Vorteile zu erkaufen und um schneller durch die Geschichte zu kommen, muss man sich in 'Cure Runners' verdienen. Und das Spiel weist auf die vielen subtilen Anreize hin, die dir die Spielwelt bietet, um Geld auszugeben.“
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Diese Metaebene hinsichtlich der Bezahltricks von Gratisspielen ist geschickt verpackter Teil des Lehrinhalts. Das Thema Finanzkompetenz durch ein Videospiel zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe.
Am Anfang der Spieleentwicklung, so Lena Robinson von Three Coins, habe man deshalb viel Recherche betrieben: „Wir sind durch alle Bundesländer gefahren und haben mit den Schuldnerberaterinnen und -beratern geredet. Wir haben deren Erfahrungen eingesammelt, was die großen Herausforderungen für junge Menschen im Umgang mit Geld sind. Dabei war eines der großen Themen: Die Leute haben keine Übersicht. Sie können kein Budget erstellen, sie haben die Kontrolle nicht.“
Charaktere mit Facebook-Profil
Mit „Cure Runners“ wolle man dafür sensibilisieren, ohne zu langweilen. Seine Inhalte sollen auch außerhalb des Spiels vermittelt werden. Auch die Geschichte des Spiels wird laufend weitererzählt: Auf Facebook etwa finden sich in Postings mit neuen Geschehnissen, einige Charaktere haben sogar ihr eigenes Facebook-Profil. So lädt das Spiel auch außerhalb seiner gewohnten Umgebung zum Interagieren ein. Erhältlich ist „Cure Runners“ ab sofort für Android- und iOS-Geräte – allerdings nur in den österreichischen App-Stores, der internationale Erscheinungstermin ist noch nicht fixiert.