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Martin Pieper

radio FM4

Martin Pieper

Ist Moderator und Chefredakteur von seinem Lieblingssender. Hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

1. 4. 2014 - 11:39

R.I.P. Frankie Knuckles

"Godfather of House" wurde er genannt. Die Housenation trauert.

Einer der Gründerväter der Housenation ist mit 59 Jahren gestorben.

Frankie Knuckles hat Housemusic, dieser unkaputtbaren Fortführung von Disco mit anderen - billigeren - Mitteln nicht nur den Namen gegeben. Im Club „Warehouse“ in Chicago, hat er als residierender DJ-König nicht nur das überwiegend schwarze, schwule Publikum zum Durchdrehen gebracht, sondern auch jenen Sound geprägt, der als „House“ rund im die Welt gehen sollte.

Frankie Knuckles

Frankie Knuckles

Als ich Frankie Knuckles in Wien zum Interview getroffen habe, das muss ungefähr Mitte der 90er Jahre gewesen sein, da war sein Legenden-Status schon einzementiert. Mit zahllosen Remixes, gemeinsamen Produktionsarbeiten mit David Morales und einer Handvoll Eigenproduktionen war er wohl gerade am - kommerziell gesehen - Höhepunkt seiner Karriere. Begegnet bin ich dann einem extrem entspannten und liebevollen Typen, der sich auch nach Jahrzehnten im DJ-Business noch für aktuelle Musik interessierte, ein freundlicher Riese, der mit der übergroßen Figur des „Godfathers of Housemusic“ längst seinen Frieden gemacht hat.

Frankie Knuckles, 1955 geboren, hat seine Wurzeln als DJ ganz tief in der Discoszene New Yorks. Gern hat er erzählt, wie er als blutjunges Bürschchen in legendären Orten wie „The Loft“ oder „The Gallery“ seine ersten Erfahrungen mit dem Hedonismus der Clubszene gemacht hat. Gemeinsam mit seinem Freund Larry Levan, dem späteren Resident in der Paradise Garage, wurde er zum Haus DJ in den Continental Baths, einer schwulen Badeanstalt, in der übrigens auch Bette Middler ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte. Als Disco schließlich zurück in den Underground geschickt wurde, packte Frankie Knuckles in den 80er Jahren seine Koffer und zog nach Chicago, um dort fortan dem Warehouse seinen Stempel aufzudrücken. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Frankie Knuckles früher Chicago Sound war Disco abgespeckt auf das Notwendigste: Die Four To The Floor Kickdrum, ein paar Hi-Hats, ein sequencierter Bass, ein paar Synths, und der sehnsuchtsvolle Gesang früher House-Sängerinnen wie Robert Owens oder Jamie Principle.

Frankie Knuckles war zuerst DJ und dann erst Produzent. So ist die Discografie unter seinem eigenen Namen durchaus schmal. Seine „Soloplatten“ waren immer Kollaborationen mit Gastsängerinnen und Musikern, DJs und Technikern, die seine Soundvisionen umsetzten.

Immer mit dem Club im Blick war er nicht zuletzt berühmter und hochbezahlter Remixer, der in seinen arbeitsreichsten Zeiten recht wahllos alles zwischen Whitney Houston bis Tony Braxton für den Clubeinsatz fit machte. Sein Markenzeichen waren neben den ziemlich unwiderstehlichen Beats, der opulente Einsatz von Pianos und schwelgerischen Streichern. Frankie Knuckles war im besten Sinne Oldschool, ein Disco-Traditionalist, der den Song stets über den Track gestellt hat. Vocals waren ihm wichtig, und auch Lyrics haben für ihn eine große Rolle gespielt. Die emanzipatorische und utopische Kraft von einem Meisterstück aus dem Frankie Knuckles Studio wie „Where Love Lives“ treiben Tänzerinnen und Tänzern bis heute die Tränen in die Augen und gleichzeitig die Hände in die Höhe. Das Wunder House-Music.

Mit seinem Tod wird man die Skills von Frankie Knuckles, was Euphorie, Liebe, Technik und Eleganz im Zeichen der Discokugel betrifft, nur noch in den Rillen der alten Maxisingles und auf Youtube finden können.