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Todor Ovtcharov

Der Low-Life Experte

26. 3. 2014 - 15:12

Wir, die Monegassen

Eine skurrile Idee, die immer populärer wird: Bulgarien soll Teil von Monaco werden.

Mit Akzent

Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov. Jeden Mittwoch in FM4 Connected (15-19h) und als Podcast.

Deo Juvante! "Mit Gottes Hilfe", das ist diе Devise von Monaco. "Die Vereinigung macht die Kraft", steht auf der Fassade des bulgarischen Parlaments. Monaco hat nur 18 Parlamentsabgeordnete. Bald könnte sich herausstellen, dass die 240 bulgarischen Volksvertreter überflüssig sind. Denn Bulgarien soll ein Teil von Monaco werden. Diese lustige Idee wird in Bulgarien immer populärer.

Skyline von Monte Carlo

CC BY 2.0, flickr.com, User: HerryLawford

Auf dem Krimreferendum haben 96,6 Prozent der Befragten bestätigt, dass sie ein Teil von Russland werden wollen. Putin berief sich dabei auf das russische Selbstbewusstsein der Halbinseleinwohner. In Bulgarien gibt es eine Facebook-Gruppe, die die Aufnahme Bulgariens in den Eurasischen Bund Putins fordert. Innerhalb von fünf Monaten hat sie weniger als 1.000 Mitglieder gesammelt. Die Erklärung dafür ist einfach: Die meisten, die darauf bestehen, dass Bulgarien sich wieder in die Bärenumarmung Russlands wirft, sind in einem Alter, in dem Facebook nicht so oft verwendet wird.

Eine andere Facebook-Seite aber wird jeden Tag immer populärer: "Lass Bulgarien von Monaco besetzen" hat nach nur zwei Tagen seit ihrer Erstellung mehr als 10.000 Mitglieder. Wenn das so weitergeht, wird die Gruppe in zehn Tagen mehr Einwohner haben als Monaco.

Casino Monte Carlo

CC BY-SA 2.0, flickr.com, User: roger4336

In der Facebook-Gruppe wird Fürst Albert aufgefordert, Bulgarien zu okkupieren, ganz nach dem Vorbild von Putin. Die Seite behauptet, dass wenigstens 96,6 Prozent der Bulgaren eine Annexion durch Monaco befürworten würden. Monaco ist der zweitkleinste Staat der Welt, ungefähr so groß wie der fünfte Wiener Gemeindebezirk und außerdem der Staat mit der weltweit größten Bevölkerungsdichte. Somit könnte mit der Angliederung Bulgariens das Staatsterritorium von Monaco um einige tausend Mal vergrößert werden. Ungefähr die Hälfte der 30.000 Monegassen sind Millionäre. In Bulgarien hingegen lebt die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Nach der Integration von Bulgarien in das monegassische Staatsterritorium würde der Lebensstandard beachtlich erhöht. Statistisch gesehen.

Laut den Gründern der Facebook-Gruppe arbeite man in Bulgarien schon seit langem daran, ein monegassisches Selbstbewusstsein zu kreieren. Als Beispiel werden die unzähligen Casinos genannt, die man in Bulgarien gegründet hat und die "Monaco" oder "Monte Carlo" heißen. Es wurden sogar "historische Beweise" für die bulgarisch-monegassische Freundschaft gefunden: Die Form der protobulgarischen Rosette, die aus dem zehnten Jahrhunderten stammt, ähnelt unglaublich einem monegassischen Roulette. Bei solchen "Beweisen" wirken Putins Argumente für die historische Zugehörigkeit der Krim zu Russland einfach blass. Die Bulgaren behaupten sogar, dass die Straßeninfrastruktur von Bulgarien und Monaco ähnlich ist. Und so werden beispielsweise die vielen Unfälle auf den Straßen Bulgariens mit den Unfällen während des Formel-1-Rennens von Monte Carlo verglichen.

Formel 1-Rennen von Monte Carlo

EPA

Die Facebook-Gruppe erfreut sich über großes Medieninteresse, sowohl in Bulgarien, als auch in Monaco. Ein bulgarischer Fernsehsender hat Monaco sogar im lokalen Wetterbericht aufgenommen und ein monegassisches Internetportal berichtete über den Wunsch der Bulgaren annektiert zu werden. Die Gruppe behauptet, dass ein Bulgare bereits in Monaco eingebürgert sei: der Fußballer Dimiter Berbatov, der momentan in der Fußballmannschaft von Monaco eingesetzt wird. Die gehört zwar einem russischen Oligarchen, aber egal: Wo ein Bulgare ist, da passen auch noch einige Millionen dazu. Deo Juvante!